Welche Krankheiten, Umweltbedingungen und Risikofaktoren wirken sich auf die Gesundheit von Menschen besonders schädlich aus? Die Weltgesundheitsorganisation hat gerade die Liste der zehn größten Gesundheitsgefahren veröffentlicht.
Armut, Umweltverschmutzung, zu wenig Bewegung
Die Weltgesundheitsorganisation hat in der letzten Woche eine Liste mit globalen Gefahren für die Gesundheit der Menschen veröffentlicht und Prioritäten für ihren Fünf-Jahres-Plan verkündet. Denn der Plan der WHO verfolgt das Ziel, dass eine Milliarde Menschen mehr Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung bekommen sollen, eine Milliarde Menschen vor medizinischen Notfällen geschützt werden sollen und sich für eine Milliarde Menschen die Gesundheit und ihr Wohlbefinden insgesamt verbessern solle.
Die Liste der WHO zeigt, wie sehr die globale Ungerechtigkeit, die Armut, Umweltverschmutzung und schlechten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung mit sich bringt, die Gesundheit vieler Menschen gefährdet und zu Todesfällen führt. Doch auch in reicheren Ländern könnten pro Jahr Hunderttausende Todesfälle und schwere Erkrankungen vermieden werden, wenn Menschen gesünder leben könnten – und sich impfen lassen würden.
Die zehn Gefahren, die laut WHO am dringlichsten sind, um ihre Gesundheitsziele für die globale Bevölkerung zu erreichen, sind:
1) Luftverschmutzung und Konsequenzen des Klimawandels
Die von der WHO angegebenen Zahlen unterstreichen den Zusammenhang von Umweltverschmutzung und Gesundheit klar: So atmen neun von zehn Menschen täglich verschmutzte Luft. Damit stuft die Weltgesundheitsorganisation Luftverschmutzung als größte Umweltgefahr für die menschliche Gesundheit ein. Die Menschen, die aufgrund von Luftverschmutzung stark erkranken oder zu früh sterben, leben zu 90 Prozent in ärmeren Ländern. Verbessert werden kann die Luftqualität nur wenn von Industrie, Transport und Landwirtschaft weniger Schafstoffe in die Luft gelangen. Die WHO prognostiziert außerdem, dass die Klimaveränderungen zwischen 2030 und 2050 pro Jahr zu mehr als 250.000 Toten führen werden, u.a. aufgrund von Mangelernährung, Malaria, Durchfallerkrankungen und Hitzestress.
2) Nichtübertragbare Krankheiten, wie Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen
Nichtübertragbare Krankheiten sind laut WHO verantwortlich für 70 Prozent der Todesfälle weltweit: 41 Millionen Menschen. 15 Millionen davon sterben frühzeitig: zwischen 30 und 69. Auch hier sind zu 85 Prozent Menschen in armen und weniger wohlhabenden Ländern betroffen. Der Anstieg der Erkrankungen wird vor allem von den Risikofaktoren Rauchen, zu wenig Bewegung, zu viel Alkohol, ungesunde Ernährung, Luftverschmutzung und immer stärker auch durch psychische Krankheiten verursacht. Die WHO kündigt an, mit Länderregierungen vor allem daran arbeiten zu wollen, dass Menschen sich mehr bewegen und Sport machen können.
3) Globale Grippe-Pandemie
Die WHO wagt für die Grippe-Pandemie keine genauen Vorhersagen, wie schwer und wann sie sich verbreiten wird. Sie stellt jedoch klar, dass das Management der Krankheit von den schwächsten Gliedern der Kette abhängen wird und für die Bekämpfung gute Diagnostik, Zugang zu Impfstoffen und Behandlungsmöglichkeiten vorhanden sein müssen.
4) Fragile und verletzliche Situationen
Die WHO gibt an, dass etwa 1.6 Milliarden Menschen sich in langwierigen Situationen befinden, die eine besonders große Gefahr für ihre Gesundheit darstellen. Ihr Leben ist z.B. beeinträchtig von Hungersnöten, Unterversorgung mit Trinkwasser, Kriegen und Krisen, Flucht und Vertreibung. Das Risiko, sehr krank zu werden, ist für Kinder, Schwangere und Mütter besonders groß. Die WHO wird in dieser Hinsicht vor allem daran arbeiten, die Gesundheitsversorgung vor Ort zu verbessern.
5) Antimikrobielle Resistenzen
Die Medizin hat im letzten Jahrhundert große Fortschritte gemacht, doch Erreger werden immer häufiger resistent gegen wichtige Medikamente, da antimikrobielle Substanzen zu häufig bei Menschen, Tieren und in der Umwelt eingesetzt werden. 1.6 Millionen Menschen sind zuletzt jährlich an Tuberkulose gestorben, u.a. deswegen, weil rund 80 Prozent der Erkrankten Resistenzen gegen unterschiedliche Medikamente entwickelt hatten.
6) Ebola und andere hochgefährliche Erreger
Die WHO und Partner-Organisationen beschäftigen sich zukünftig damit, sich auf den Ausbruch von hochgefährlichen Erregern in dichtbesiedelten Gebieten, wie z.B. Städten, vorzubereiten mit besonderem Blick darauf, dass es für viele dieser Krankheiten keine guten Behandlungsmöglichkeiten und Impfstoffe gibt – und neue Erreger auftreten könnten.
7) Schwache gesundheitliche Erstversorgung
Eine gute Erstversorgung von Krankheiten ist die Grundlage für eine gute allgemeine Gesundheit – für einzelne Menschen und das Land, in dem sie leben. In ärmeren Ländern kann eine flächendeckende und gute Versorgung oft aufgrund mangelnder Mittel nicht gewährleistet werden, teils hat man sich in diesen Ländern in der Vergangenheit aber auch zu sehr auf die Behandlung einzelner Krankheiten fokussiert.
8) Verweigerung oder Zögerlichkeit bei Impfungen
Die WHO gibt an, dass in Ländern, in denen Menschen trotz Verfügbarkeit und das Wissen um Impfungen wieder vermehrt dazu neigen, Erwachsene und Kinder nicht zu impfen, die Gefahr droht, dass die gesundheitlichen Fortschritte die durch die Einführungen von Impfstoffen gemacht wurden, wieder zurückgedreht werden könnten. Pro Jahr retten Impfungen die Leben von etwa zwei bis drei Millionen Menschen. Eine bessere globale Versorgung mit Impfungen könnte zusätzlich weitere 1.5 Millionen Menschen vor dem Tod durch eine Krankheit retten, für die es Impfstoffe gibt.
In den letzten Jahren ist die Erkrankungsrate bei Masern um 30 Prozent gestiegen. Die WHO will nun vor allem die Expert*innen im Gesundheitssystem stärken, die Menschen beraten, denen vertraut wird und in ihren Communitys die ersten Ansprechpartner*innen für z.B. Eltern sind, so dass sie vertrauensvolle und glaubwürdige Informationen hinsichtlich von Impfungen bereitstellen können.
9) Dengue-Fieber
Das Dengue-Fieber verbreitet sich über Mücken und führt in 20 Prozent der Krankheitsfälle zum Tod. Die Krankheit breitet sich zunehmend aus, so dass 40 Prozent der Weltbevölkerung in der Risikogruppe sind und die WHO sich veranlasst gesehen hat, eine globale Strategie zu entwickeln.
10) HIV
In der Prävention von HIV-Neuinfektionen sind enorme Fortschritte erzielt worden. Dennoch sterben pro Jahr etwa eine Million Menschen an HIV/Aids. Weltweit leben etwa 37 Millionen Menschen damit. Das Risiko, sich zu identifizieren, hat sich zuletzt vor allem bei jungen Frauen (15-24) erhöht, besonders auf dem afrikanischen Kontinent. Die WHO will in diesem Jahr vor allem daran arbeiten, Selbsttests zu verbreiten und zugänglich zu machen, damit mehr Menschen ihren Status kennen und sich behandeln lassen können.
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