Überall hören, lesen und sprechen wir von Female Empowerment. Aber was meinen wir damit eigentlich wirklich? Unsere Geschäftsführerin Lana Wittig gibt anlässlich der Weltfrauentagswoche 2022 eine Antwort mit ihrem Brief an euch – die Leser*innen.
Liebe*r Leser*in,
Female Empowerment ist in Mode. Unter dem Hashtag #femaleempowerment findet man alleine auf Instagram zweieinhalb Millionen Posts und ich bin mir fast sicher, dass es mindestens ein H&M T-Shirt mit dem Aufdruck in großen Lettern gibt.
Das Problem mit modischen Dingen ist bekanntermaßen, dass sie irgendwann auch wieder aus der Mode kommen. Das sollte mit Female Empowerment nicht passieren. Denn hinter dem Begriff steckt so viel mehr als ein kurzer Trend. Dahinter steckt eine Bewegung, die für unsere Gesellschaft einen ungeheuren Mehrwert schafft: ein besseres Leben für alle nämlich.
Um Female Empowerment greifbarer zu machen, schaut man sich am besten einmal die Kehrseite an: Female Disempowerment, weibliche Entmachtung, über Jahrhunderte die gesellschaftliche Default-Einstellung, die Frauen strukturell klein hält, Gleichberechtigung unmöglich macht und Nährboden für Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen ist.
Female Empowerment ist begründet in allen feministischen Bewegungen, die dafür gesorgt haben, dass wir zum einen eine Sprache gefunden haben, um auf Missstände aufmerksam zu machen, seien es diskriminierende Arbeitsumstände oder sexualisierte Gewalt. In Gesprächen mit Frauen in meinem Umfeld habe ich festgestellt: Wir alle sind vereint in unseren Diskriminierungs- und Belästigungserfahrungen. Die Worte für diese Erfahrungen haben wir aber erst Jahre später gefunden. Für die Nachrufe auf der Straße von fremden Männern („cat calling“) oder das despektierliche Erklären des eigenen Expertisengebiets von einem männlichen Kollegen („mansplaining“) haben uns früher schlicht die Worte gefehlt. Wir haben es für „normal“ gehalten, für „nicht der Rede wert“.
Zum anderen haben uns Vorreiterinnen des Female Empowerment vorgelebt, wie wichtig es ist, uns in Kollektiven zusammenzufinden, Banden zu bilden und uns gegenseitig zu ermächtigen – zu empowern.
Der Bruch mit dem Narrativ der konkurrierenden Frauen ist eine zentrale Entwicklung im Female Empowerment. Denn „Zickenkriege“ liegen nicht in der Natur der Frau, sondern sind durch künstliche Verknappung der Plätze am Entscheider*innentisch entstanden. Diese Plätze sind auch heute nicht paritätisch besetzt, weder in der Politik noch in der Wirtschaft. Aber der Druck wird größer. Und das verdanken wir Female Empowerment.
Liebe Grüße,
Lana