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„Nur weil ich lächle, heißt das nicht, dass ich mit dir schlafen will”

Männer sind beim Flirten verunsichert? Unsere Community-Autorin hat 36 einfache Tipps zusammengestellt, wie man mit ihr als Frau flirten kann.

Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer …

Bis vor wenigen Wochen starrte ich recht ungläubig auf die Verunsicherung von Männern, die behaupten, seit #metoo nicht mehr zu wissen, wie sie flirten sollten und die die Panik bei manchen Männern und Frauen, dass es wohl ohne Übergriffe zu einem Aussterben der Menschheit kommen werde, weil niemand mehr Sex haben würde. Bisher dachte ich eigentlich, Flirten und Verführen (im privaten) sei einfach: Eine Person signalisiert Interesse, lädt ein zu Flirt, körperlicher Nähe, Sex, das Gegenüber erwidert das Interesse oder eben nicht.  Solange beide Interesse zeigen, kann die Annäherung fortgesetzt werden, sonst nicht.

Dann erwähnte ich einem langjährigen Freund gegenüber in einem Gespräch, dass ich über mein Poly-Leben blogge. Ohne dass ich aktiv mit ihm geflirtet oder ihn zu irgendwas eingeladen oder ermutigt hatte, wachte ich nachts auf, weil er sich im Bett an mich drängte. Er, körperlich deutlich überlegen,  umschloss mich fest mit Armen und Beinen. Ich musste mich gegen die Umarmungen körperlich ziemlich zur Wehr setzen und erst das zweite, dann sehr klar nicht überhörbare: „Nein, ich möchte das nicht“, als ich wach genug war die Situation völlig zu begreifen, beendete sein übergriffiges Verhalten.

Dieser Freund ist mir wichtig, ich halte ihn für integer und bin sicher, dass er nichts gegen meinen Willen tun wollte. Aber bin trotzdem schockiert, dass für ihn mein Poly-Outing offensichtlich als vermeintliche Einladung gereicht hat und meine ersten, ziemlich eindeutigen Gegenreaktionen einfach übergangen wurden.

Du merkst, wenn ich Interesse habe!

Daher nun meine persönliche Liste der wichtigsten Signale – damit ihr keinen schriftlichen Vertrag machen müsst. (Was die Schweden übrigens trotz anderslautender deutscher Berichterstattung auch nie tun werden müssen …) Und um ganz explizit zu sein, all das Folgende bezieht sich auf private Situationen, nicht den Arbeitsplatz oder andere Abhängigkeitsverhältnisse. Außerdem ist es meine ganz persönliche Erfahrung, die sich hier widerspiegelt. Mein Guide hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Vollständigkeit.

Davor noch mein Dank und meine Anerkennung an all die wunderbaren Männer in meinem Leben, die noch nie eine Checkliste brauchten! Ich steh auf euch!

10 Zeichen, an denen du erkennst, dass ich dich küssen oder mit dir kuscheln möchte:

1. Ich schaue dir sehr lang in die Augen.

2. Ich sage dir, dass ich dich attraktiv/toll/klug finde.

3. Ich strecke meine Hand nach deiner aus.

4. Ich kuschele mich an dich oder berühre dich vorsichtig.

5. Ich umarme dich sehr lange.

6. Ich biete dir eine Massage an.

7. Ich frage nach einer Massage.

8. Ich strecke dir meine Lippen entgegen.

9. Ich frage dich, ob du mich küssen möchtest.

10. Ich sage dir, dass ich dich gern küssen würde.

10 Zeichen, an denen du erkennst, dass ich (i.d. Regel nach dem ersten Kuss) intimer mit dir werde möchte:

1. Ich reagiere auf Küsse und Berührungen mit wohligen Lauten und ähnlichen positiven Bestärkungen.

2. Ich küsse dich sehr intensiv.

3. Ich streichle dich.

4. Ich klammere oder drücke mich an dich.

5. Meine Hände krabbeln unter deine Klamotten.

6. Ich ziehe mich aus.

7. Ich stöhne.

8. Ich schlage vor, in eine bequemere Position zu wechseln, z.B. ein Bett.

9. Ich frage dich, ob oder wie du gern mit mir schlafen möchtest.

10. Ich sage dir, dass ich oder wie ich gern mit dir schlafen möchte.

6 Zeichen, die keine Einladung sind:

1. Ich lache oder lächle – das passiert nämlich manchmal schlicht aus Überforderung, Unsicherheit oder Angst und ich glaube, das gilt auch für einige andere Menschen.

2. Ich teile mit dir eine Wohnung, ein Zimmer, ein Zelt oder ein Bett. Das tue ich mit vielen vertrauten Menschen und sagt lediglich etwas über mein Vertrauen in dich als Person, nicht deine sexuelle Anziehung auf mich aus.

3. Ich erzähle, dass ich solo, lesbisch, bi, poly, verheiratet … bin. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern ist ein Teilen meiner Identität bzw. Lebenssituation.

4. Ich ziehe meine Hände weg, drehe den Kopf weg, rücke von dir ab oder lege deine Gliedmaßen weg. Das sollte wohl eindeutig genug in die andere Richtung sein, oder?

5. Ich sage, dass ich gehen möchte. Sag mir ggf., dass du das bedauerst, aber halte mich nicht auf.

6. Ich sage nein.

Und zum Schluss die 10 Dinge, die du tun kannst, wenn du mir gern näher kommen möchtest:

1. Du schaust mir sehr lang in die Augen.

2. Du sagst mir, dass du mich attraktiv/toll/klug findest.

3. Du streckst deine Hand nach mir aus.

4. Du kuschelst dich an mich oder berührst mich vorsichtig.

5. Du umarmst mich sehr lange.

6. Du bietest mir eine Massage an.

7. Du fragst mich nach einer Massage.

8. Du streckst mir deine Lippen entgegen.

9. Du fragst mich, ob ich dich küssen möchte.

10. Du sagst mir, dass du mich gern küssen würdest.

Und nun noch der ultimative Tipp, der in jeder Situation hilft: Du achtest auf meine Reaktion und nimmst sie ernst! Denn mal ehrlich, geh einfach davon aus, dass auch ich Lust auf Sex haben und signalisieren kann. Das heißt, wenn ich auf deine Einladung oder Annäherung nicht positiv reagiere, lädt dich das nicht ein, hartnäckig zu sein. Im Zweifel frag’ einfach. Denn auch wenn ich Sex wirklich mag – heißt das nicht, dass ich ihn jetzt gerade mit dir haben will.

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