Viele Menschen neigen dazu, ihre eigene Leistung klein zu reden und an sich zu zweifeln. Das Phänomen hat einen Namen: Impostor-Syndrom. Hier kommen acht Tipps, was man dagegen tun kann.
„Ich bin doch gar nicht gut genug”
Viel wurde mittlerweile über das Impostor-Syndrom, das Hochstapler-Syndrom geschrieben. Seit 1970 hat das Phänomen, das erfolgreiche Menschen dazu bringt, an sich selbst und ihren Leistungen zu zweifeln und permanent in der Angst zu leben, als Hochstapler aufzufliegen, einen Namen. Darunter sind sehr viele Frauen – nicht umsonst gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass Frauen sich viel zu oft unter Wert verkaufen.
Umso wichtiger ist es, dass Menschen bestärkt und unterstützt werden. Das sieht auch die Autorin Jessica Bennett, die 2016 das Buch „Feminist Fight Club” herausgebracht hat, so. Sie kennt diese Form der extremen Selbstzweifel, trotz großartiger Karriere, aus eigener Erfahrung. Und nutzte ihren aktuellen Newsletter des Feminist Fight Clubs dafür, all den Frauen, die am Imposter-Syndrom leiden, acht hilfreiche Tipps an die Hand zu geben. Und da auch wir daran glauben, dass es kaum etwas Befreienderes gibt als endlich seine Selbstzweifel überwinden zu können, haben wir uns die Tipps für euch genauer angesehen.
1. Du befindest dich in guter Gesellschaft – vergiss das nicht
Wenn man an sich selbst zweifelt, hilft es manchmal sich zu vergegenwärtigen, dass diese zermürbenden Selbstzweifel etwas sind, das viele (zu viele) tolle Menschen kennen. Meryl Streep, eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen der Welt , hat auch schon über ihr Impostor-Syndrom gesprochen. Die Frau, die drei Oscars zuhause stehen hat, fragt sich selbst oft: „Was verstehe ich schon von Schauspielerei?”
Die Selbstzweifel haben also eigentlich gar nichts mit unserer tatsächlichen Leistung zu tun. Wenn du also das nächste Mal merkst, wie eine fiese, verunsicherte Stimme in deinem Kopf wütet, mach dir klar, dass nicht du es bist, die da spricht, sondern das Impostor-Syndrom.
2. Such dir eine „Wing-Woman”
Wenn die Selbstwahrnehmung von irrationalen Ängsten getrübt ist, kann es helfen, sich eine Außenperspektive anzuhören. Wenn du also an der Arbeit zweifelst, frag eine Kollegin oder Freundin nach ihrer ehrlichen Einschätzung. Niemand muss mit seinen Zweifeln alleine bleiben.
3. Trickse dein kritisches Selbstgespräch einfach aus
Laut Jessica Bennett gibt es Studien, die belegen, dass Frauen mehr über ihre Leistung und bestimmte Situationen grübeln als Männer. Wir verlieren uns in unseren eigenen negativen Gedanken. Was kann man dagegen tun? Bennett schlägt einen simplen Trick vor: Das nächste Mal, lass dich nicht auf die Gedanken ein, sondern frag dich selbst, welche objektiven Gründe es dafür gibt, dass du nicht gut genug für den Job bist. Und dann frag dich, welche Argumente es dafür gibt, dass du genauso gut – wenn nicht sogar besser – für den Job geeignet bist wie jemand anderes. Schreib die Gründe auf. Und les sie dir fünf Mal laut vor.
4. Vergiss nicht: Fehler machen dich nicht zur Hochstaplerin
Nur weil man Fehler macht, heißt das noch lange nicht, dass man nicht gut genug für den Job ist. Jeder Mensch macht Fehler. Oft genug bringen sie uns im Endeffekt sogar weiter. Frauen neigen oft dazu, aus Fehlern Selbstzweifel zu entwickeln, viele Männer hingegen finden Gründe („Das war einfach Pech”) außerhalb ihres Einflussbereichs, die das Scheitern erklären. Bennett rät in ihrem Newsletter dazu, dass Frauen sich ein Beispiel am Silicon Valley und der allgemeinen Startup-Kultur nehmen sollten. Dort gehört Scheitern schließlich zum Tagesgeschäft und wird danach einfach als Erfahrung vermarktet. Manchmal gehört Scheitern einfach dazu. Lass dich davon nicht kleinkriegen.
5. Rede dir selbst gut zu
Ein positives Selbstgespräch, auch dazu gibt es Studien, kann tatsächlich unseren Blick auf uns selbst positiv beeinflussen. Es klingt vielleicht komisch, aber: sprich dir selbst Mut zu. Stell dich vor den Spiegel und sag dir selbst ins Gesicht, wie gut du bist. Schreib dir selbst einen Zettel, auf dem du dich daran erinnerst, was du alles richtig gut kannst. Und verbiete dir, deinen Erfolg mit Ausreden wie „Das war reines Glück” vor dir selbst zu schmälern.
6. Sei bestmöglich vorbereitet
Mit guter Vorbereitung lassen sich Selbstzweifel und die Angst vor dem Versagen im Keim ersticken. Bennett nennt Angela Merkel und Christine Lagarde als eindrucksvolle Beispiele für diese Taktik. Also, nimm dir genügend Zeit, bereite dich ausführlich vor – und nimm dir, was dir zusteht.
7. Definiere dein Verständnis von Zweifeln neu
Für diesen Punkt zitiert Bennett den Autor Adam Grant, der in seinem Buch „Originals” zwei Arten von Zweifeln definiert: Selbstzweifel, die dich von innen auffressen und Zweifel an der Idee, die Menschen dazu bringen können, ihre Entwürfe zu überdenken und zu verbessern. Bennett rät deshalb: Versuche deine Selbstzweifel in Zweifel an der Idee umzuwandeln. Wenn eine erste Idee also scheitert, erinnere dich daran, dass nicht du schlecht bist, sondern dass so ziemlich jede gute Idee erst einmal ein paar schlechte Versionen durchlaufen muss, um richtig gut zu werden. Und du bist eben erst auf dem Weg zu dieser Knaller-Version deiner Idee.
8. Mach deinen Erfolg vorher sichtbar
Um seine Ziele zu erreichen, ist es wichtig den Weg dorthin zu kennen. Und wenn man den Weg kennt, verschwinden auch die Selbstzweifel leichter. Wenn du also erfolgreich sein willst, lautet Bennetts letzter Tipp, zeichne dir vorher auf, wie der Weg dorthin aussehen muss. Und dann, leg los und mach es. Und wenn du dich danach wie die Queen fühlst, setz dir ruhig eine Krone auf und feiere deinen Erfolg.
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