Foto: Jason Hargrove – Flickr – CC BY 2.0

Die Tandem-Falle: Warum Frauen erfolgreicher netzwerken, wenn sie es allein tun

Gehst du nicht gern allein auf Veranstaltungen und hast lieber eine Freundin oder Kollegin dabei? Alleine netzwerken ist aber eine tolle Idee. Drei Schritte für mehr Mut, Selbstbewusstsein und positives Alleingängerinnentum.

Was Unternehmerinnen auszeichnet

Als Event-Organisatorin habe ich oft Gelegenheit, erfolgreiche Frauen ganz nah kennenzulernen. Kurz bevor ich sie bei Kongressen auf die Speaker-Bühne geleite, gibt es da oft einen Moment für ganz Persönliches. Dann erzählen mir manche aus dem Nähkästchen, wie sie ihr Unternehmen und ihren Erfolg aufgebaut haben. Jede Geschichte ist anders. Aber es gibt einen Punkt, der bei fast allen gleich ist: Sie haben nicht gewartet, bis ihre beste Freundin das gleiche tun wollte. Sie haben es einfach getan und ihre Geschäftsidee umgesetzt.

Die Tandem-Falle

Meine aktuelle Veranstaltung im Februar dreht sich nur um Unternehmerinnen. So hatte ich im Vorfeld schon die Möglichkeit mit über 100 Frauen zum Thema zu sprechen. Dann höre ich immer wieder Aussagen wie, „Ich würde ja so gern dabei sein, aber ich finde niemanden, der mitkommt.“ oder „Wenn meine Freundin geht, dann gehe ich auch.“

Leider ist auch schon folgender Fall vorgekommen: Zwei Frauen melden sich gemeinsam an und eine der Damen muss aufgrund eines familiären Zwischenfalls die Teilnahme kurzfristig absagen. Was macht die zweite Dame? Sie sagt auch ab. Nein, alleine „ist das nicht so ihrs“ und „da kenne sie ja niemanden“.

Das macht mich unendlich traurig. Denn diese Frauen nehmen Ihre Chancen nicht wahr, weil eine Freundin an dem einen Tag nicht kann oder will. Sie sind gefangen in der Tandem-Falle. Diese Frauen werden niemals ein starkes Netzwerk aufbauen, weil sie sich sprichwörtlich nicht trauen, alleine auf die Toilette oder zum Netzwerken zu gehen. Es braucht immer eine Freundin und das erzeugt eine gegenseitige Abhängigkeit.

Laut Wikipedia bedeutet Netzwerken, „…der Aufbau und die Pflege von beruflichen und privaten Kontakten. Ziel ist ein Netzwerk aus einer Gruppe von Personen…., die sich beruflich und privat unterstützen, helfen oder kooperieren….“ Aber das Tandem hemmt mehr, als es hilft.

Wie kann man es also anders machen?

Schritt 1: Hab den Mut, deine Komfortzone zu verlassen!

Um ein starkes Netzwerk möglichst effektiv und zügig aufzubauen, rate ich allen Frauen, die ihre Unternehmen groß machen wollen, allein auf Businessveranstaltungen zu gehen. So lerne auch ich immer immer wieder neue Geschäftspartnerinnen kennen. Wir stellen uns selbst und unsere Unternehmen vor und machen uns damit bekannter.

Bestenfalls finde ich so neue Kunden. Auf jeden Fall lerne ich aber jedes mal wieder wertvolle Kontakte aus anderen Branchen kennen, die auch ich wieder unterstützen kann.

Ja, es ist manchmal unangenehm, abends erst um 23.30 Uhr eine Veranstaltung im Regen zu verlassen und dann spät ins Bett zu kommen. Das gebe ich zu. Aber ich tu es gerne für mein Unternehmen. Von einer sehr erfolgreichen Dame, die auch auf meinem nächsten Kongress sprechen wird, habe ich folgenden Spruch gehört: „Wenn Sie mindestens einmal pro Monat Ihre Komfortzone verlassen und unter vollkommen fremden Menschen netzwerken, werden Sie zwangsläufig erfolgreich.“

Schritt 2: Selbstbewusstsein strahlt Erfolg aus!

Eine der häufigsten Situationen, die mir Damen in der Tandem-Falle geschildert haben, ist folgende: Sie waren gerade an der Bar und haben sich ein neues Getränk geholt. Ist die beste Freundin dabei, ist klar, was als nächstes passiert: Sie stellen sich gemeinsam an einen Tisch und besprechen die Themen, die sie vorher schon auf der Herfahrt kurz angerissen haben. Zum Netzwerken und neuen Kontakten kommt es nur, falls sie jemand anspricht.
Die zwei Damen sind ein fest in sich geschlossenes Tandem, in das die anderen Menschen nur schwer einsteigen können. Netzwerken wird damit unmöglich. Die anderen Gäste der Veranstaltung werden zur Hintergrunddekoration.

Ich gehe seit einigen Jahren nur noch alleine auf Netzwerkveranstaltungen, damit es genau nicht zu diesem Tandem-Effekt kommt. Auch ich konnte das nicht sofort. Anfangs war ich unsicher. Ständig fragte ich mich: Wie kann ich ein Gespräch anfangen ohne andere zu stören? Was passiert, wenn ich mich in peinliche Situationen bringen? Und: Wie sieht Selbstbewusstsein bitte aus?

Es ist erstaunlich einfach, wie ich gelernt habe. Es beginnt damit, dass ich mich nach dem Getränk an der Bar mich einfach alleine zu anderen Damen an den Tisch stelle und einfach zuhöre, worüber gerade gesprochen wird. Nach einigen Minuten klinke ich mich in das aktuelle Gesprächsthema ein und schon beginnt das Netzwerken.

Und das Beste an der Sache ist, wenn ich alleine da bin, dann tue ich das auch. Denn es ist noch unangenehmer alleine rumzusitzen, als dann doch den Schritt zum Tisch mit den noch Unbekannten zu wagen. Vielleicht treffe ich ja ausgerechnet auf diesem Event die tolle Steuerberaterin, die ich schon seit Wochen suche, nach dem aufreibenden Ärger mit der letzten Kanzlei und dem Finanzamt. Oder die Kundin, welche genau DAS Produkt sucht, das schon langen in meinem Business-Plan steht. Oder eine andere Teilnehmerin, die genau DEN wichtigen Impuls zur Lösung eines Problems hat.

Wenn du diesen Schritten folgst, so wie ich, wirkst du plötzlich selbstbewusst. Du musst es dann dann nur noch selbst entdecken und dazu stehen. Dieses gigantische Potential bleibt ungenutzt, wenn du im Tandem bleibst und dich über die schlechte Zahlungsmoral der Kunden bei deiner Freundin beklagst. Die ganzen anderen Kontakte, Ideen, Meinungen und Impulse eines Netzwerk-Tages oder einer Konferenz, bleiben komplett ungenutzt.

Schritt 3: Starte dein positives Alleingängerinnentum!

Ich hoffe, ich konnte in den letzten zwei Schritten schon zeigen, wie viel Zeit, Geld und Nerven ich mir sparen kann, wenn ich wirklich alleine zum Netzwerken gehe. Den netten Abend mit der Freundin verlege ich dann einfach an einen anderen Tag.

Ich möchte damit nicht sagen, dass man Veranstaltungen nicht weiterempfehlen soll oder sich regelrecht weigern soll, gemeinsam hinzugehen. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass keine Frau ihre Teilnahme an Konferenzen, Tagungen und Treffen jemals davon abhängig machen sollte, ob eine zweite Person mitkommt.

Es braucht mehr positives Alleingängerinnentum, wenn es ums eigene Business geht!

Wenn ein Kongress oder ein Event zum beruflichen vorankommen und Netzwerken angeboten wird, dann entscheide ich allein als Unternehmerin, ob ich diesen Abend für das Erreichen meines nächsten beruflichen Levels nutzen möchte oder nicht. Wenn die Entscheidung zur Teilnahme gefallen ist, dann melde ich mich einfach an. Und zwar allein.

Danach kann ich anderen Freundinnen und Netzwerk-Partnerinnen davon erzählen, dass ich mich angemeldet habe. Mit großer Sicherheit werden nach diesem Alleingang dann nämlich andere folgen.

Das hat nichts mit Ellenbogen-Taktik zu tun und auch nichts mit Arroganz, wie schon oft Frauen in der Tandem-Falle meinten. Es hat schlicht etwas mit positivem Alleingängertum zu tun.

Und so wird man zu der Frau, die später mal hinter dem Bühnenvorhang ihre Erfolgsgeheimnisse der Event-Organisatorin erzählt.

Daniela Kreißig organisiert am 27. Februar 2016 zum zweiten Mal den Unternehmerinnen-Kongress in Dresden.

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