In ihrer Kolumne „Familie und Gedöns“ schreibt Lisa über alles, womit sich Eltern so beschäftigen (müssen), diesmal: Katerstimmung nach dem Urlaub.
Im Urlaub alles prima – und an den restlichen 350 Tagen?
Das wirklich einzig Doofe am Urlaub: Er führt uns ziemlich krass vor Augen, in was für einer zermürbenden Mühle wir uns im Alltag viel zu oft befinden. Kinder sind im Urlaub so viel entspannter, glücklicher und sorgloser – ein idealer Anlass für Eltern, mit einem schlechten Gewissen an die restlichen etwa 350 Tage im Jahr zu denken.
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber ich neige leider dazu, nach dem Urlaub, in den üblichen Alltags-Stress-Modus umzuschalten, sobald meine Füße heimischen Boden berühren. Und dabei spielt es keine Rolle, wie entspannt, herrlich und wunderbar der Urlaub gewesen ist.
Erst wenn man mal eine Weile raus ist aus der krassen Mühle, die der Alltag mit kleinen (und großen) Kindern darstellt, fällt einem auf, wie sehr nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder in ein Korsett aus Zwängen, Terminen und Deadlines gepresst werden müssen, um alles hinzukriegen: Pünktlich aufstehen, pünktlich los zur Kita, Playdate hier, Babysitter da, um die Kinderbetreuung mit den Jobs der Erwachsenen irgendwie zu koordinieren; immer im Urlaub fällt mir auf, wie sehr die Kinder zu Hause einfach funktionieren müssen. Es war schön zu sehen, wie sehr sie zwei Wochen lang ein Leben genossen haben, das nachvollziehbarerweise aus Kinderperspektive einfach nur geil ist: Aufstehen wann man will, überzuckerte, stark aromatisierte spanische „Frucht“-Joghurts verzehren, Poolparty, Wasserschlacht, Poolparty, mittags Nudeln oder Pommes, Eis, Siesta, Strand, Eis am Strand, abends Pommes oder Nudeln, nachher Eis, ins Bett nach Belieben.
Das dreijährige Kind, das am letzten Kita-Tag vor dem Urlaub nackt, mit Sand überzogen, schreiend und um sich schlagend auf dem Fahrradsitz gefesselt nach Hause geschafft werden musste und sich am Flughafen mehrfach vor Wut im Staub wälzte und strampelnd und gewaltsam in den Mietwagen verfrachtet wurde, verwandelte sich in diesen zwei Wochen in einen sanften, lieblichen Engel. Kein einziger Wutanfall in zwei Wochen, während wir vorher im Durchschnitt auf zwei bis drei pro Tag kamen. Und heute, am ersten Tag in der Kita, verlief nicht nur der Morgen zu Hause fast unheimlich harmonisch, sondern die Kinder marschierten mit einer derartigen Bombenlaune in die Kita, als wäre dort das Lego Discovery Center eingezogen.
Kinder als Maßstab der eigenen Befindlichkeit
Nachdem ich gern immer vom Schlimmsten ausgehe, vermute ich fast, zum Ende dieser Woche wird die gute Stimmung dahin sein. Und das ist äußerst schade, weil ich natürlich merke, was es mit meiner eigenen Stimmung macht, wenn die Kinder derart gut gelaunt sind. Wie Matze Hielscher in diesem Text bei uns schrieb: „Ich wusste nicht, dass das eigene Kind den Tag zum schönsten oder schlechtesten Tag aller Zeiten machen kann. (…) Diese kleinen Typen haben die Allmacht. All die tausend Tipps, wie man Kinder erzieht und wie man Grenzen setzt, sind alle schön und gut, aber am Ende entscheidet der neue Sheriff, ob heute die Sonne scheint oder nicht.“
Genau so ist es, leider. Die eigenen Kinder sind der Maßstab der eigenen Befindlichkeit. Haben sie eine Dreckslaune, dann geht’s mit der eigenen steil bergab. Sind sie in Hochstimmung, hat man selbst das Gefühl, das Leben sei ein einziger großer Ponyhof mit angeschlossenem Wellnesscenter. Was also tun? Ist eine oder einer von euch im Gegensatz zu mir hinter das Geheimnis gekommen, wie man die Bombenstimmung aus dem Urlaub zumindest in Fragmenten im Alltag installiert? Bitte, verratet es mir!
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