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Mental starke Menschen haben die besseren Beziehungen – das machen sie anders

In Beziehungen kommt es oft zu Streit und Frustration – ohne dass wir uns so richtig erklären können, wie das entstanden ist. Sehr häufig hat dass dann nichts mit der Liebe an sich, sondern mit eigenen Unsicherheiten zu tun.

Beziehungsstreit: Warum habe ich eigentlich gerade so reagiert?

Wenn zwei Menschen eine Beziehung eingehen, dann kann es nach den ersten Monaten schon bald unübersichtlich, vielleicht sogar ungesund werden. Nämlich genau dann, wenn man sich in Streitigkeiten wiederfindet, von denen man hinterher nicht mehr so richtig weiß, wie sie angefangen haben, wir merken, dass wir den anderen nicht ändern können und uns das gegenseitig frustriert oder wir uns unter Druck gesetzt fühlen. Und dann fragt man sich: „Bin das wirklich ich? Und was mache ich da eigentlich?“

Das gilt aber nicht nur in der Liebe als Paar, sondern auch in Freundschaftsbeziehungen und familiären Bindungen. Kein Wunder, schließlich machen uns alle engen Bindungen verletzlich und in diesem Zustand können sich schnell Ängste, Bedürfnisse, (überzogene) Erwartungen und alte Wunden zu einer undefinierbaren Gefühlssituation verbinden. Nicht selten realisieren wir diesen Mechanismus nicht einmal und genau dann entstehen Situation, in denen wir uns rückblickend betrachtet fast fremd vorkommen.

Nun, ein guter Partner, Freund oder Tochter zu sein, ist eben auch etwas, das man nur zu einem bestimmten Teil in die Wiege gelegt bekommt – den anderen müssen wir uns über die Jahre erarbeiten. Das gilt ganz besonders, wenn man ein Mensch ist, der mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Und wer von uns hat das eigentlich nicht?

Auch mental starke Menschen spüren diese, und doch können sie auf ihre Liebsten oft wesentlich entspannter reagieren und haben Situationen besser im Griff, als jemand, der diese innere Stärke (noch) nicht in sich trägt. Wie sie das machen und warum das funktioniert, das hat Shawn McKibben für livehack.org aufgeschrieben – und wir haben uns die Tipps mal angesehen.

1. Sie über-analysieren die Dinge nicht

„Wie hat sie das gemeint?“ „Ob dahinter wohl mehr steckt?“ „War das vielleicht sogar ein versteckter Angriff?“ „Und wenn er dies oder jenes macht, dann hat das doch sicher noch mit einer anderen Sache zutun.“ Diese Art Gedankengänge kennen wohl viele von uns.

Mental starke Menschen lassen sich dagegen nicht dazu hinreißen alle Aussagen und Aktionen der Liebsten bis aufs Äußerste zu analysieren, sondern nehmen erst einmal an, was sie gehört und gesehen haben. Natürlich gibt es hin und wieder versteckte Botschaften, die entschlüsselt werden wollen. Aber ganz oft sind die Dinge eben auch einfach so gemeint, wie sie gesagt wurden, und genau deshalb sollte man sich selbst nicht permanent in einen gedanklichen Teufelskreis begeben, in dem wir versuchen, in die Köpfe anderer Menschen zu schlüpfen. Das funktioniert sowieso nur in den seltensten Fällen.

2. Sie erwarten nicht, dass die andere Person sie komplettiert

„Du machst mich erst komplett!“ Nun, das klingt erst einmal ganz schön – aber wenn das nicht nur eine romantische Floskel ist, dann kann das auch ganz schnell zum Beziehungskiller werden. Denn wir können anderen nicht die Verantwortung für ein Ganzheitsgefühl oder das eigene Glück aufbürden, das müssen wir schon ganz alleine schaffen. Natürlich fühlen wir uns mit unseren Liebsten in der Regel besser als alleine – genau deswegen scharen wir sie ja um uns. Dennoch muss jeder mit sich selbst im Reinen sein und eine gute Portion Selbstliebe haben, um eine gesunde Beziehung zu führen.

3. Sie rechtfertigen das Jetzt nicht mit der Vergangenheit

Ja, wir alle haben unsere (emotionalen) Päckchen zu tragen, die wir uns über die Jahre aufgeladen haben – mental starke Menschen schaffen es aber dennoch, das Jetzt vom Damals zu trennen und kommen nicht so schnell in Versuchung, Vergangenes immer wieder hervorzuholen, um eine aktuelle Situation oder Verhaltensweisen zu erklären. Dabei geht es nicht darum sich zu verstellen, sondern sich klar zu machen, dass es ungesund und unproduktiv ist, der Vergangenheit zu viel Platz im Heute einzuräumen.

4. Sie machen den anderen nicht schlecht, um selbst besser dazustehen

Jemand anderen klein zu machen, weil man sich eigentlich gerade selbst klein fühlt ist nichts, worauf man stolz sein kann – doch es ist sicherlich schon vielen passiert. Und das nicht, weil man ein schlechter Mensch ist und Gefallen daran findet, andere (mit-)leiden zu lassen, sondern weil es meist eine reflexhafte Verteidigung der eigenen Haut ist. Wer mental stark ist kann sich selbst in der Situation anschauen und versucht zu verstehen, warum man in ihr ist, statt auf das Gegenüber abzulenken. Und das ist wichtig, denn eine gute Beziehung erkennt man eben auch daran, dass man sich gegenseitig pusht und ein Stück größer anstatt kleiner werden lässt.

5. Sie hören auch in unangenehmen Situationen nicht auf zu kommunizieren

Fehlende Kommunikation führt immer zu Problemen – und zwar zu solchen, die es mit ihr nicht gegeben hätte. Wer es auf Dauer schafft, auch bei schwierigen Themen nicht den kommunikativen Rückzug anzutreten, tut viel dafür, dass die Beziehung weiter gut und gesund bleibt. Denn auch wenn das erstmal anstrengend ist und vielleicht auch wehtun kann, führt alles andere zu Gräben, die irgendwann nicht mehr zu überwinden sind. Und ganz wichtig: wenn es innerhalb der Beziehung mal ungemütlich wird, deutet das nicht auf eine schlechte Beziehung oder fehlende Liebe hin – entscheidend ist, wie man mit diesen Situationen umgeht.

6. Sie verlieren nicht ihre Selbstliebe

Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben –  das ist kein Narzissmus, sondern zeigt vielmehr Respekt und eine gute Beziehung zu sich selbst. Mental starke Menschen vergessen sich sowie ihre Bedürfnisse nicht und schaffen so den Boden für eine Zufriedenheit, die auch auf die Herzensmenschen um sie herum ausstrahlt.

7. Sie glauben nicht, dass sie andere heilen oder ändern können

Toxische Beziehung haben nicht selten etwas damit zu tun, dass sich einer aus dieser Verbindung in den Kopf gesetzt hat, den anderen heilen oder um 180 Grad drehen zu können. Doch wir können andere eben nicht ändern – und dass ist kein Unvermögen, sondern schlicht etwas, jeder für sich selbst in Angriff nehmen muss. Einmal verinnerlicht erspart das jede Menge Druck und Frustration. Zudem schafft es Raum, um sich die Beziehung im Hier und Jetzt anzuschauen und nicht in einer möglicherweise rosigen Zukunft – um danach zu entscheiden, wo man unterstützen kann oder ob diese Verbindung, so wie sie ist, überhaupt gesund für einen selbst ist.

8. Sie versuchen nicht, die Beziehung schneller voranzubringen, als das gut ist

Nur weil man etwas unbedingt will, ständig am anderen zerrt und versucht das Gegenüber anzutreiben, wird die Verbindung nicht besser, tiefer oder realer – ganz im Gegenteil. Ja, es kann frustrierend sein, wenn einem die Beziehung in bestimmten Aspekten nicht schnell genug vorangeht. Doch das einzufordern und künstlich einzuleiten führt sicher zu vielem, aber nicht zu einer besseren Beziehung. Wer hier mehr in sich ruhen und der Verbindung Vertrauen schenken kann, wird sehr viel schneller Fortschritte sehen.

9. Sie bleiben nicht in ungesunden Beziehungen

Da mental starke Menschen sich selbst immer gut im Blick haben, wissen sie oft schneller, ob eine Verbindung guttut oder ob sie ihnen schadet – ob sie bereits zu viel Zeit und Kraft investiert haben oder ob da noch Hoffnung ist. Wer sich traut, die eigenen Bedürfnisse und Gefühle ernstzunehmen und sich einzugestehen, wenn man einen (geliebten) Menschen bessser gehen lassen sollte, kann Kraft in all die anderen Beziehungen investieren, die es in seinem Leben gibt und hat auch Energie, sich danach wieder etwas Neues aufzubauen.

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