Foto: Jacqueline Häußler

Natascha Wegelin: „Bei 75 Prozent der Frauen wird die Rente später unter 400 Euro liegen”

Natascha Wegelin ist eine echte Expertin, wenn es um finanzielle Unabhängigkeit von Frauen geht. Uns hat sie erzählt, woher sie ihr Wissen hat und warum alle Frauen so dringend anfangen müssen, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen.

Keine Angst vor komplizierten Zahlen!

Warum sollten Frauen investieren? Auf diese Frage kennt die Unternehmerin und Finanz-Expertin Natascha Wegelin viele Antworten. Ein wichtigstes Argument: finanzielle Freiheit. Ihr eigenes Wissen hat sie sich mühsam selbst erarbeitet und daraufhin den Blog Madame Moneypenny gegründet. Dort schreibt sie über ihren eigenen Weg, um anderen Frauen die Scheu vor der Auseinandersetzung mit ihren Finanzen zu nehmen – und ihnen direkt wertvolle praktische Tipps mit auf den Weg zu geben. Uns hat sie verraten, wie sie selbst zur Expertin wurde und warum es so wichtig ist, dass viele Frauen ihr folgen.

Warum ist finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig?

„Ganz simpel: Weil wir Frauen weniger verdienen, stark von Altersarmut bedroht sind und ein Mann keine Altersvorsorge ist. Hochrechnungen zufolge wird bei bis zu 75 Prozent der heute 35- bis 50-jährigen Frauen die gesetzliche Rente unter dem jetzigen Hartz-IV-Niveau liegen. Konkret: Das sind weniger als 400 Euro pro Monat. Um das zu verhindern, gibt es nur eine Lösung: Sich kümmern und so weit wie möglich finanziell unabhängig werden – von Staat und Partner.”

Und warum beschäftigen die meisten sich trotzdem so wenig damit?

„Weil das Thema von der Finanzindustrie absichtlich intransparent und unnötig kompliziert gehalten wird und die meisten aufgrund dessen einfach keine Lust haben sich damit zu beschäftigen. Außerdem ist die Rente ja noch recht weit weg und viele sagen sich ,Ach, darum kümmere ich mich später‘. Fakt ist jedoch: Je später man anfängt desto schwieriger wird’s.”

Wie können Frauen sich gut und fundiert informieren, ohne selbst vorher monatelang zu recherchieren?

„Genau dafür habe ich Madame Moneypenny gestartet, mein Ebook geschrieben und meine Seminar-Reihe ins Leben gerufen. Meine Mission ist es, Frauen, die sich vorher noch nie mit dem Thema Finanzen beschäftigt haben, einen Einstieg zu liefern und Fragen von ,Was sind eigentlich Aktien und wo kaufe ich die?‘ bis hin zu ,Wie entwickle ich eine für mich passende Anlagestrategie?‘ zu beantworten. In unserer Facebook-Gruppe erhält man zudem Antworten auf individuelle Fragen und kann sich mit gleichgesinnten Frauen austauschen.”

Wie bist du selbst zur Finanz-Expertin geworden?

„Vor ein paar Jahren habe ich recht naiv einen Vertrag für eine private Rentenversicherung unterschrieben – verkauft wurde mir das Produkt von einer sogenannten ,unabhängigen Finanzberaterin‘. Nach einigen Monaten habe ich bemerkt, dass ich horrende Gebühren dafür zahle. Das war mein Aha-Moment. Ich beschloss, meine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, kündigte jegliche Verträge und mache meine Vorsorge nun komplett selbst. Der Weg dahin führte über etliche Bücher, Blogs, YouTube-Videos, Austausch mit anderen und jede Menge Durchhaltevermögen.”

Was kann man von deinem Weg lernen?

„Auf jeden Fall, dass man bei Finanz-, Bank- und sonstigen Beratern immer deren Motivation hinterfragen sollte. Was haben sie davon, wenn sie dir ein bestimmtes Finanzprodukt verkaufen? Die Antwort lautet meist: Provision. Hier besteht also ein Interessenkonflikt zwischen dir (du möchtest das für dich beste Produkt) und dem Berater (er will dir das Produkt mit der höchsten Provision verkaufen). Plus: Nie etwas unterschreiben, abschließen oder kaufen, was man nicht versteht. Und dazu muss man sich informieren. Nur, wenn man Ahnung von der Materie hat, kann man eigenständige und somit unabhängige Entscheidungen treffen.

Außerdem stehe ich generell dafür, dass Selbermachen besser ist als anderen die Verantwortung zu übergeben. Nur so kann man wirklich wissen, was mit dem Geld passiert und warum. Alles andere ist nicht nur verantwortungslos, sondern ab einem gewissen Grad sogar existenzbedrohend. Nicht selten höre ich Geschichten von Frauen, die ihre eigenen Finanzen ihren Männern übergeben haben und nach etlichen Jahren erfuhren, dass das komplette Geld verzockt oder anderweitig unsinnig ausgegeben wurde. Daher: Selbst ist die Frau! Auch und besonders, wenn’s ums Geld geht.”

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