Foto: Jordan McQueen

Du bist mehr als dein Job – warum man sich nicht zu stark über die Arbeit definieren sollte

Wer sich zu sehr über seinen Job definiert, engt die eigene Perspektive ein. Doch wann ist es zu viel? Wir haben fünf Hinweise dafür, dass man etwas Distanz zwischen sein privates Ich und den Beruf bringen sollte.

Nicht ohne meinen Job

„Und, was machst du so?“ Wer auf diese Frage auch im Privaten reflexhaft mit seinem Beruf antwortet, darf beginnen, sich Gedanken zu machen, ob er sich vielleicht ein wenig zu sehr mit seinem Job identifiziert. Doch irgendwie tun wir das fast alle, oder nicht ? In einem gewissen Maße ist das ja auch vollkommen natürlich. Denn nicht nur wer seinen Job richtig gern macht, setzt sich eben mit seinem Tagewerk in Beziehung.

Doch lässt man zu, dass sich Beruf und Selbst zu sehr vermischen, führt ein
einstiges Glücksgefühl auch ganz schnell mal in die Krise
. Wie viel ist aber zu
viel? Das für eine Tätigkeit zu definieren, mit der man in der Regel die meiste Zeit des
Tages verbringt und die uns auch oft noch Zuhause beschäftigt, wenn die
Feierabend-Uhr schon längst geschlagen hat, ist gar nicht so einfach.

Eines ist klar: Unsere Jobs sollen uns im besten Fall erfüllen, sie dürfen aber keine Hülle sein, die wir uns überstülpen, um darunter zu verkümmern.

Es gibt Hinweise dafür, dass man zwischen sich und den eigenen Job etwas Distanz bringen sollte. Das sind die fünf wichtigsten:

1. Verlust des Weitblicks

Wer sein Ich nicht mehr vom Job lösen kann, verliert zusehends den Weitblick und schafft nicht mehr den gedanklichen Sprung in eine Gesamtperspektive und Dinge auch mal von außen zu betrachten. Das ist schlecht, denn irgendwann sieht man vor lauter Wald die Bäume nicht mehr, versucht Probleme mit den immer gleichen Mustern zu lösen – was irgendwann einfach nicht mehr funktioniert – und schafft es im Zweifel ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zu verstehen, was Kunden oder auch der Partner von einem erwarten. Am Ende ist es ziemlich simpel: Wem es nicht mehr gelingt, jenseits gegebener Strukturen zu denken, wird seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden können.

2. Aus Glück wird Krise

In der starken Identifikation mit dem Job kann ganz viel Glück liegen.
Wer liebt, was er tut, ist oftmals erfolgreich, bekommt Anerkennung und kann
morgen leichten Herzens aufstehen. Doch genau diese Menschen fallen auch leicht in ein tiefes Loch, wenn unerwartete Hürden oder Kritik auftauchen. Besonders leiden
unter der zu starken Verbindung mit dem Job jedoch die Personen, die von vorneherein unzufrieden mit dem Job sind. Wer hier nicht abstrahieren kann, gerät in eine
mentale Krise. Und wird sich dafür höchstwahrscheinlich auch noch selbst
verantwortlich machen – ab diesem Moment wird es sehr schwer, einen Weg aus der Misere zu finden.

3. Fehlende Entwicklungsperspektive

Wer seinen Fokus Tag für Tag allein auf die Abläufe im Job legt, wird sich nicht weiterentwickeln. Um ein guter Mitarbeiter oder Chef zu sein, braucht es nicht nur Arbeitserfahrung, sondern auch Soft Skills und eine entwickelte Persönlichkeit. Und die kann sich nur dann heranbilden, wenn man verschiedene Einflüsse, Erfahrungen und
Erlebnisse zulässt, die nicht immer nur aus einer Richtung kommen. Wer
seinen Radius zu eng zieht, wird sich nicht entfalten – und damit auch keine
Bereicherung für das Team sein.

4. Die Arbeit dauert nicht dein ganzes Leben

Zufriedenheit im Job hin oder her – man sollte immer daran denken, dass diese Phase des Lebens nicht ewig andauert. Und dann wird es umso wichtiger zu wissen, wer man ohne seinen Beruf oder Titel ist. Wer auf ein Leben zurückschaut, in dem schon immer wichtiger war, wer man als gesamte Person war, als das, was auf der Visitenkarte stand, wird damit keine Probleme haben – und um einiges glücklicher sein. Denn eines ist gewiss: Nun mit einem mulmigen Gefühl statt mit Lust auf die kommenden Jahre dazustehen, ist kein Job der Welt wert.

5. Verlust von Beziehungen

Wir sind soziale Wesen. Selbst der kleine Misanthrop in uns genießt nach einer Auszeit von sozialen Interaktionen das Miteinander, braucht Zuspruch und Verständnis, will sich und seine Ideen weitertragen, gesehen und geliebt werden. Und diese Zuwendung, bekommt man nicht ohne Gegenleistung. Auch wenn wir alle Phasen haben, in denen wir uns mehr auf uns selbst und auf unsere Jobs konzentrieren müssen oder wollen – bei allem Eifer sollten Beziehungen dabei nicht den Kürzeren ziehen. Es rächt sich ziemlich schnell, wenn man sich eine Karriere auf die Fahne schreiben, seinen Erfolg aber mit niemandem teilen kann. Und so sollte man auch mit viel Stress und Lust am Job nie die Fähigkeit verlieren, Glück und Kraft auch aus sozialen
Bindungen zu ziehen.

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