Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit – der Körper verändert sich während dieser Zeit, doch manchmal passen der neue Körper und das alte Ich nicht zusammen. Ein Erfahrungsbericht.
Meine Mutter fragte mich kürzlich ganz verwundert, warum ich mich nicht über mein neues Gewicht freue. Vor fünf Monaten kam meine Tochter zur Welt, während der Schwangerschaft nahm ich sieben Kilo zu, jetzt wiege ich bereits zwanzig Kilo weniger, ohne Diät und ohne Sport.
Die Geburt war anstrengend, in drei kurzen Worten: Wehencocktail, Saugglocke, Sternengucker. Es war ein Kampf für mich und mein Baby Ich verlor viel Blut und konnte danach nicht aufstehen. Aber zum erholen war keine Zeit, mein Kind war endlich geboren und brauchte mich. Als Neu-Eltern standen mein Mann und ich ganz am Anfang. Durch den Blutverlust musste ich die ersten Wochen Eisentabletten nehmen. Trotz meiner Kraftlosigkeit fing ich mit dem Stillen an und tue es noch immer. Die sieben Kilo aus der Schwangerschaft waren direkt nach der Geburt weg. Danach ging es weiter schrittweise bergab auf der Waage.
Es ist eine andere Sache, wenn man sich bewusst zur Gewichtsabnahme entscheidet. Sport, Ernährungsumstellung oder eine Diät, man setzt sich mit dem eigenen Körper auseinander und freut sich, wenn das Ziel erreicht ist.
Anders verhält es sich, wenn der Gewichtsverlust andere Ursachen hat und das Körperbild nicht mehr zum eigenen Ich passt. Mein Körpergefühl ist derzeit nicht positiv besetzt. Im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit steht meine kleine Tochter. Die Internetrecherche besteht zur Zeit aus Fragen wie: Was hilft meinem Baby beim zahnen? Ab wann können Babys sitzen? Mit welchem Gemüse starte ich die Beikost? Der eigene Körper steht hinten an. Rücken- und Gelenkschmerzen – egal. Ein schmerzender Milchstau in der Brust – egal. Hormonell bedingter Haarausfall – egal. Dauermüdigkeit und kaum Energie – egal. Auch mein Kopf scheint die Veränderung noch nicht wirklich realisiert zu haben. Wenn ich in den Spiegel sehe, komme ich mir kaum anders vor. Trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn alle meine alten Klamotten zu groß sind. Auch shoppen ist derzeit kein Spaß für mich. Eine volle Innenstadt, wenig Zeit, da ich bis zum nächsten Stillen wieder zu Hause sein möchte, all das stresst mich, ich würde viel lieber auf dem Sofa sitzen und mit meinem Baby kuscheln. Onlineshopping macht da keine Ausnahme, da hinterher das Retourenpaket in die volle Innenstadt zur passenden Filiale getragen werden muss.
Ich hatte schon immer mehr auf den Hüften aber nie wirklich das Bedürfnis eine Diät zu machen. Meine Figur und mein Kleiderschrank waren meine Freunde. Ich mach mir nichts aus dem, was andere Leute über mich denken, ich denke auch meist nicht nur das Beste über sie.
Zur Zeit gehe ich davon aus, dass mein altes Gewicht nach dem Abstillen und dem Ende der Elternzeit wiederkommen wird, vor allem wenn sich wieder ein geregelter Tagesablauf und normale Essenszeiten eingestellt haben. Aber dann werde ich vor der Frage stehen, bleibe ich entspannt und lasse meinen Körper machen oder nehme ich meinen neuen Körper als Upgrade zur Mutterschaft an und versuche bewusst das Gewicht zu halten?
Ich möchte ein Vorbild für meine Tochter sein, ihr beibringen, sich und ihren Körper zu akzeptieren und zu lieben. Zudem will ich ihr auch einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil vermitteln. Es wird meiner Gesundheit bestimmt nicht schaden mehr auf das Gewicht zu achten. Andererseits soll mein neuer Körper nicht im Mittelpunkt stehen und mir die Lust am einem genussvollen Leben nehmen. Es gilt also einen Mittelweg zu finden und eins mit mir selbst zu werden.