Viele Frauen finden ihre Menstruation lästig – besonders, wenn sie zu Übelkeit führt und die Brüste schmerzhaft anschwellen lässt. Dagegen soll die richtige Ernährung helfen – so behaupten es zumindest die Autorinnen des Kochbuchs „Eat like a woman“. Aber stimmt das auch?
Eat like a woman: Kochen für den Zyklus
Ein erfrischender Avocadokuchen mit Erdbeeren – das klingt lecker! Genauso wie die Tomatensuppe mit Basilikumschaum. Und es geht hier nicht nur um Genuss: Das Basilikum soll auch eine hormonanregende Wirkung haben und bei Frauen den Eisprung anregen. Davon sind zumindest die Autorinnen des Buches „Eat like a woman. Rezepte für einen harmonischen Zyklus“ überzeugt. Ihre Botschaft: Mit der richtigen Ernährung können Frauen die hormonellen Abläufe ihres Körpers beeinflussen, Menstruationsschmerzen lindern und einen unregelmäßigen Zyklus wieder in Takt bringen.
Doch lassen sich Menstruationsschmerzen oder eine zu starke Regelblutung tatsächlich mit einem Rote-Bete-Salat mit Granatapfelkernen und Kürbiskernöl beheben?
Mit Kräutern und Yoga gegen Menstruationsschmerzen
Die drei Autorinnen Andrea Haselmayr, Denise Rosenberger und Verena Haselmayr beantworten diese Frage mit einem eindeutigen Ja, denn nichts anderes hat sie die persönliche Erfahrung gelehrt. So leidet Rosenberger, seitdem sie mit elf Jahren das erste Mal ihre Periode bekam, regelmäßig unter Übelkeit, Bauchschmerzen sowie angeschwollenen Lymphknoten. Als Erwachsene begann Rosenberger, sich mehr mit der Kräuterheilkunde und Yoga zu beschäftigen – und siehe da: Mit ihrer Hilfe erlebte sie das erste Mal einen „beschwerdefreien Zyklus“.
Anders Haselmayr: Der heute 30-Jährigen musste als junges Mädchen einer ihrer Eierstöcke entfernt werden. Ihre erste Periode hatte sie erst mit 16 Jahren – und dann sehr unregelmäßig. Mit Ende 20 diagnostizierten die Ärzte an ihrem verbliebenen Eierstock schließlich einen sogenannten Borderline-Tumor, also ein Geschwür, bei dem die Ärzte noch nicht sagen können, ob es gut- oder bösartig ist. Haselmayr war nicht nur geschockt, sie begann sich auch zu fragen: Wäre ich ohne Eierstöcke überhaupt noch eine Frau? Eine Frage, die sie dazu brachte, ihren Körper bewusster wahrzunehmen und ihre Ernährung umzustellen. Und siehe da: Haselmayr ging es nicht nur besser, auch der Tumor bildete sich zurück und konnte nun leicht entfernt werden. Ihr Eierstock blieb intakt.
So bemerkenswert diese persönlichen Geschichten sind: Es handelt sich um Einzelfälle ohne wissenschaftlichen Beleg. Dass Rosenbergers Menstruationsschmerzen zu der Zeit weniger wurden, als sie begann, mit Kräutern zu experimentieren, kann ebenso gut Zufall sein oder ein Produkt ihrer Psyche – mit anderen Worten: ein Placebo. Und wenn Haselmayr den Rückgang ihres Tumors mit ihrer veränderten Einstellung zum Leben und ihrer Ernährungsumstellung begründet, ist tatsächlich schwierig! Denn wer sagt, dass sich das Geschwür nicht von selbst zurückgebildet hat.
Die Ernährungsempfehlungen sind mit Vorsicht zu genießen
Der Mangel an wissenschaftlicher Evidenz zieht sich durch das gesamte Buch. Die positive Wirkung des knusprigen Baguettes mit Mandelricotta soll beispielsweise darin bestehen, den Eisprung und die Libido anzuregen. Wie die drei Autorinnen darauf kommen, wird hingegen an keiner Stelle erwähnt. Gleiches gilt für die Aussage, dass Basilikum „östrogenartig“ wirke. Wenn das so wäre, wäre das Lebensmittel für Frauen mit einem hormonabhängigen Brustkrebs absolut tabu – und davon ist bislang nicht die Rede. Wichtige und anerkannte Östrogenquellen wie Gerichte mit Soja werden in dem Buch hingegen gar nicht erwähnt. Die Ernährungsempfehlungen von „Eat like a woman“ hören sich zwar nett an, sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Was für das Kochbuch spricht, ist das hübsche Design: Es ist nicht nur sehr übersichtlich aufgebaut, sondern besticht auch durch seine hübschen Bilder. Zudem hören sich die Rezepte, die Rosenberger und Co. vorstellen, echt lecker an. Besonders ausgefallen sind auch die Getränke. Auf die Idee, seinen Gästen einen „lauwarmen Johanniskrauttee mit Karamellbirne“ zu kredenzen, muss man erst mal kommen. Das Gleiche gilt für die „Brombeerlimonade mit Fenchel und Salbei“.
Im Vorwort werben die drei Autorinnen zudem dafür, den weiblichen Zyklus nicht als unnötiges Übel oder Laster zu begreifen, sondern als Möglichkeit, sich bewusst mit seinem Körper auseinanderzusetzen und sich für dessen Bedürfnisse zu sensibilisieren. Das ist eine Botschaft, der sich tatsächlich etwas abgewinnen lässt. Denn wenn sich einer Frau bereits beim Gedanken an die bevorstehende Menstruation der Magen zusammenzieht, wie soll es dann erst während der Periode werden? Aussagen wie „Birnen bereiten den weiblichen Körper auf die fruchtbaren Tage vor“ darf man hingegen getrost überlesen.
Haselmayr, Andrea; Haselmayr, Verena; Rosenberger, Denise: Eat like a woman – Rezepte für einen harmonischen Zyklus, Brandstätter Verlag, 2018, Hardcover, 28,00 Euro.
Der Originaltext von Stella Hombach ist bei unserem Kooperationspartner IGP-Magazin erschienen.
Mehr bei EDITION F
Menopause und Periode: Wann und warum hören wir auf zu bluten? Weiterlesen
Endometriose: Warum kennen so viele diese Krankheit nicht? Weiterlesen
Depressionen:„Manchmal hilft eine Pille einfach nicht.“ Weiterlesen