Foto: (c) Gräfe und Unzer Verlag | Luisa Stömer & Eva Wünsch

Menopause und Periode: Wann und warum hören wir auf zu bluten?

Die Menstruation ist bis heute für viele ein Tabuthema. Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, dass sie für fast alle Frauen Teil des Lebens ist. Zwei junge Grafikdesignerinnen haben sich nun des Themas angenommen und wollen aufklären.

Die Periode führt ein Schattendasein

In unserer Gesellschaft wird nicht gerne über die sogenannte „Erdbeerwoche“ geredet, dabei geht es um den Ursprung allen Lebens und damit um eine der natürlichsten Dinge der Welt. Auch viele Frauen wissen gar nicht so genau, was „da unten“ bei ihnen eigentlich passiert. „Wir hatten Abi gemacht, fast fertig studiert und trotzdem nicht den leisesten Schimmer (vom) Eisprung“, erzählen Luisa Strömer und Eva Wünsch, zwei Grafikdesignerinnen aus Nürnberg. Um dem Stigma der Regel entgegenzuwirken, haben die beiden ein Buch geschrieben. „Ebbe & Blut“ heißt es und beschäftigt sich genau mit den intimen Fragen, die Frau (und auch Mann) sich sonst nicht zu stellen traut.

Beim Durchblättern wird schnell klar: Die zwei Autorinnen verstehen etwas von ihrem Handwerk. In „Ebbe & Blut“ finden sich wunderschöne Illustrationen, die den Menstruationszyklus endlich aus dem verstaubten Kleiderschrank holen und ins wohlverdiente Rampenlicht stellen. Anschaulich, informativ und vor allem mit ganz viel Witz und Charme führen Sie durch die verschiedenen Etappen, die der Körper der Frau im Laufe seines Lebens durchgeht. Vom „ersten Mal“ bis zur Menopause, von Zyklusbeschwerden bis zu Verhütungsmethode und von der Tamponkrankheit bis zur Mondtasse. Kein noch so kleiner Teil des natürlichen Phänomens wird ausgelassen, aber lest selbst nach! Wir veröffentlichen einen Auszug aus ihrem Buch:

Der allerletzte Tropfen Blut

Im Laufe der Zeit und mit Voranschreiten des Frauenlebens nimmt die Fruchtbarkeit von Jahr zu Jahr ab. Die Eizellen werden träger, und irgendwann ist es dann an der Zeit, sich von den Jahren der Mutterschaftsfähigkeit zu verabschieden. Während dieser sogenannten prämenopausalen Phase, die oft schon mit 40 Jahren beginnt, ist die Menstruation mal schwächer oder stärker und unregelmäßiger. Ebenfalls unregelmäßig und unterschiedlich stark treten dabei die Symptome eines Östrogenmangels, also Wechseljahrsbeschwerden,
auf, weil die Eierstöcke nämlich nicht einfach so Knall auf Fall aufhören mit dem Funktionieren, sondern zunächst nur unzuverlässiger arbeiten. Irgendwann bleibt die Menstruation dann völlig aus und kommt einfach nicht mehr wieder.  Wir haben unsere Menopause erlebt, merken das aber erst, wenn es vorbei ist. Das ist für viele Frauen ein großer Meilenstein im Leben, der nicht selten belastend ist.

Ein natürlicher Prozess

Diese Wechseljahre sind völlig natürlich und stehen noch lange nicht für das Ende von Sexualität und Weiblichkeit. Nach der Menopause kommt es zu einer kompletten hormonellen Umstellung, und es dauert einige Zeit, bis sich Körper und Psyche an ein Leben ohne Eisprung gewöhnt haben. In vielen Fällen passt diese körperliche Wandlung und dieses Einkehren einer gewissen uterischen Ruhe zu den Lebensplänen der Frauen. Das Leben ist nicht vorbei ohne Periode, es geht nur im Uterus ein bisschen beschaulicher zu. Allerdings gilt es hierbei genau zu unterscheiden. Denn erst, wenn die Wechseljahre mit all den anstrengenden und bisweilen unangenehmen Hormonveränderungen durchgestanden sind, kann man von Befreiung sprechen – erst wenn der Körper auf „zyklusfrei“ umgestellt hat –, ohne Zyklusschwankungen und Mittelschmerz. Doch wir sind nicht allein mit der Menopause – auch die meisten Tierweibchen machen diese Entwicklung durch.

Wieso, weshalb und warum?

Von Geburt an liegt eine bestimmte Anzahl von Eizellen in den Eierstöcken bereit, die mit jedem Monatszyklus weniger werden. Irgendwann, nach vielen Zyklen und vielen Tausend Tampons, kommen wir Frauen dann in eine Zeit, in der die Eierstöcke ihre Funktion langsam zurückfahren und schließlich einstellen: Wir geraten in die Wechseljahre. Das geschieht zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten, aber grob in einem Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Das heißt, der Eizellenvorrat neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu, und die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen nimmt altersbedingt immer mehr ab. Die Eierstöcke stellen ihre Arbeit langsam ein, und es gibt kein PMS, keinen Eisprung, keine Blutung – keinen Zyklus mehr. Die Phase vom Beginn der Wechseljahre bis zum Ausbleiben der Hormonproduktion durch Teile der Geschlechtsorgane ist begleitet von anderen hormonellen Schwankungen. Bei jeder Frau äußern sich diese in unterschiedlich starken Beschwerden. Diese sind breitgefächert, völlig verschieden und vor allem davon abhängig, wie weit die Wechseljahre schon fortgeschritten sind. Anfangs kommt es oft zu Brustspannen, Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen oder Stimmungsschwankungen – während im spä­teren Verlauf Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Gelenkschmerzen auftreten können.

Wie geht Frau am besten damit um?

Vorbeugende Maßnahmen gibt es leider nicht. Manche Frauen werden in dieser Zeit mit einer Hormoneinnahme therapiert, was allerdings gesundheitliche Risiken birgt. Eine gesunde Lebensweise mit Sport und der richtigen Ernährung kann sich sehr positiv auswirken und eine Hormontherapie manchmal überflüssig machen. Es gibt eine Vielzahl von Büchern und Internetseiten, die sich mit der Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden befassen und ganz individuelle Lösungsansätze aufzeigen. Ohne Zyklus ist es zwar nicht mehr so aufregend im Unterbauch, aber das ist noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Gegenteil, vielmehr sind die Kinder und die potenziellen Kinder in Form kleiner Eizellen endlich aus dem Haus. Wir haben sturmfrei und können die Füße hochlegen. Ist ja nicht so, als gäbe es nicht sonst noch viel zu tun mit dem Frausein.

Aus: Luisa Strömer & Eva Wünsch: „Ebbe & Blut: Alles über die Gezeiten des weiblichen Zyklus (Gräfe und Unzer Einzeltitel)“, Gräfe und Unzer, 240 Seiten, 24,00 Euro.

Bild: (c) Gräfe und Unzer Verlag | Luisa Stömer & Eva Wünsch

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