Die meisten Frauen denken, sie wüssten alles wichtige über ihren Körper – zumindest zum Thema Zyklus. Aber ist das wirklich so? Unsere Communityautorin Constanze Kettler räumt mit Irrtümern auf.
Weißt du wirklich alles zum Thema Eisprung?
Den richtigen Partner gefunden? Lebenstechnisch fest im Sattel? Na dann kann es ja losgehen mit dem Kinderkriegen. Häufig klappt es aber nicht so schnell, wie manches Paar sich das wünscht. Ein ganz einfacher Grund könnte sein: Über den weiblichen Zyklus wissen die meisten Frauen weniger als sie denken. Jede Frau hat ihr eigenes Zyklusmuster, ein sogenanntes Unique Fertility Pattern (UFP). Eine Studie der Uni Leipzig zum Thema Ovulation hat in Sachen Unwissenheit über den eigenen Körper erstaunliche Ergebnisse hervorgebracht.
1. Der gesunde Zyklus dauert 28 Tage
Dass der Eisprung nach 14 Tagen stattfindet, weil Frauen ja alle 28 Tage ihre Regel haben, stimmt manchmal. 70 Prozent der Frauen aber haben ihren Eisprung nach dem 15. oder vor dem 13. Zyklustag. Bei fünf Prozent der Frauen lag der Zeitpunkt des Eisprungs sogar nach dem 27. Tag.
2. Die Basaltemperatur wird direkt vor dem Aufstehen gemessen
Viele Frauen quälen sich mit dem täglichen Messen der Basaltemperatur, immer um dieselbe Uhrzeit. Jeden Morgen. Grund: An der Temperaturveränderung können die hormonellen Abläufe im Körper abgelesen werden. Jedoch widerlegen neue Studien, dass die Körperkerntemperatur in den Morgenstunden vor dem Aufstehen am niedrigsten ist. Der Minimalwert der Körperkerntemperatur liegt häufig viel früher, teilweise vor 24 Uhr, und kann Schwankungen unterliegen.
3. Frauen mit einem verlängerten Zyklus haben keinen Eisprung
Einige Frauen haben nur drei- oder viermal im Jahr ihre Regel. Steht ein Kinderwunsch an, bekommen sie häufig Hormone, um einen ‚normalen‘ Zyklus von etwa 28 Tagen herzustellen. Die Chance auf eine Schwangerschaft muss dies nicht unbedingt verbessern – im Gegenteil: Der Eisprung wird dann häufig wegkuriert. Ohne Hormone kann eine Frau auch am 28. oder am 36. Zyklustag schwanger werden. Das ist alles ist nicht nur schon vorgekommen, sondern ist auch völlig normal.
4. Frauen mit Übergewicht sowie Leistungssportlerinnen haben keinen Eisprung
Zu viel und extremer Sport sowie starkes Übergewicht steigern die Fruchtbarkeit zwar nicht unbedingt, aber ein Eisprung findet meist trotzdem statt. Richtig ist, dass zu viel Stress nicht gut für die Empfängnis ist. In solchen Fällen hilft es, den Zyklus und den Eisprung genau zu beobachten.
5. Ich kann den Eisprung mit Urinstreifen bestimmen
Mit sogenannten ‚Pinkelstreifen‘ kann man die Konzentration des Hormons LH im Urin messen. Dies ist ein Indikator für den Eisprung. Häufig liegen jedoch die Frauen, die ihren Hormonspiegel mit diesen Streifen bestimmen, daneben. In klinischen Studien lag die höchste LH-Konzentration durchschnittlich mehr als 24 Stunden nach dem Eisprung. Und nicht, wie angenommen, davor. Im klinischen Alltag spielt diese Art der Ovulationsbestimmung keine Rolle. Per Ultraschall kann der Arzt feststellen, ob ein Ei herangereift bzw. gesprungen ist. Aber welche gesunde Frau will schon jeden Tag zum Arzt gehen?
6. Wann mein Eisprung stattfindet, kann nur der Arzt sicher sagen
Das war bis vor kurzem richtig. Von der gängigen Temperaturmethode mit dem Fieberthermometer bis zur Überprüfung des LH-Gehalts im Urin waren alle Do-It-Yourself Methoden unsicher und nicht zuverlässig. Aber auch hier bewegt sich was. So gibt es für das Zyklusmonitoring etwa Apps und andere Tools, wie den OvulaRing, einen Biosensor, der vaginal eingeführt wird und der selbständig die Körperkerntemperatur genau und alle fünf Minuten misst. Mit einem Lesegerät und mittels einer Software wird der genaue Ovulationszeitpunkt festgestellt, der Algorithmus errechnet sogar Prognosen für die Zukunft.
7. Ich spüre meinen Eisprung
Das behauptet die Hälfte aller Frauen. Stimmt aber nicht. Klinische Studien haben bewiesen, dass etwa 85 Prozent der Frauen, die einen selbst gespürten Termin für den Eisprung angaben, daneben lagen.
8. Wenn ich am Tag des Eisprungs Sex habe, bin ich so gut wie sicher schwanger
Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, ist erstaunlich gering. Sogar wenn eine Frau jeden Tag Sex hat, liegt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei lediglich 37 Prozent. Wenn sie einmal pro Woche Sex hat, wie das bei Langzeit-Paaren oftmals der Fall ist, liegt die Chance nur noch bei 15 Prozent. Häufig dauert es zwölf Zyklen, bis sich der ersehnte Nachwuchs ankündigt. Auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel.
9. Bei Sex vor dem Eisprung ist eine Schwangerschaft ausgeschlossen
Ein klares Nein. Spermien überleben bis zu fünf Tage im Körper der Frau. Das bedeutet, sie kann auch schwanger werden, obwohl die letzte Liebesnacht vier oder fünf Tage vor dem Eisprung stattgefunden hat. Nach der Ovulation hält sich das Ei etwa 24 Stunden. Für den Rest des Zyklus ist es dann nicht mehr wahrscheinlich, schwanger zu werden.
10. Für In-vitro-Fertilisation (IVF) muss man sich vorher einer Hormonbehandlung unterziehen
Bei der In-vitro-Fertilisation, umgangssprachlich künstliche Befruchtung genannt, wird die entnommene Eizelle im Reagenzglas befruchtet und anschließend in die Gebärmutter eingesetzt. Die meisten Frauen unterziehen sich vorab einer Hormonbehandlung, mittels der die Eierstöcke angeregt werden, mehrere Eizellen reifen zu lassen. Diese Hormonbehandlung ist körperlich sehr belastend und kostspielig. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften. Wenn der Tag des Eisprungs bekannt ist, kann ohne Hormonstimulation gezielt die natürlich gereifte Eizelle entnommen werden. Diese Behandlungsform nennt man In-vitro-Fertilisation im natürlichen Zyklus.
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