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Ist Verhütung dank dieser gummibärchengroßen Erfindung bald nur noch Männersache?

Klingt erstmal nach Daniel Düsentrieb: Ein Tüftler aus dem Speckgürtel Berlins hat ein Samenleiterventil erfunden, mit dem Männer per Schalter entscheiden können, ob sie fruchtbar sein wollen oder nicht.

 

Die neue Verhütung für den Mann?

Außer der „Pille für den Mann“, die als Schlagwort immer mal wieder herumgeistert, ist der Forschung bisher zum Thema Verhütung für den Mann – jenseits von Kondomen und Sterilisation – nichts eingefallen.

Das soll sich ab heute ändern: Seit wenigen Stunden ist die Internetseite online, mit der dem „Bimek Samenleiterventil zum Durchbruch verholfen werden soll; nicht weniger als der Beginn der „Revolution der Verhütung wird angekündigt. „Den Schalter für oder gegen Ihre Zeugungsfähigkeit legen Sie eigenhändig um“, heißt es auf der Website – und das ist wörtlich gemeint: Das Samenleiterventil ist ein etwa gummibärchengroßes Teil aus Implantat-Kunststoff, das in einem ambulanten Eingriff eingesetzt wird: Dafür werden die beiden Samenleiter, wie bei einer Vasektomie, durchtrennt und je ein Ventil eingesetzt. Das Ventil ist mit einem Kippschalter ausgestattet, der sich von außen bedienen lässt: Stellt man den Schalter auf „offen gelangen durch den Samenleiter Spermien ins Ejakulat, der Mann ist also fruchtbar. Möchte man eine Schwangerschaft verhindern, schaltet man auf „zu, und die Spermien kommen nicht mehr durch (sie werden von der Immunabwehr als Fremdkörper erkannt und abgebaut.)

Weil auch nach dem Schließen des Ventils für einen gewissen Zeitraum im Hoden noch Spermien vorhanden sind, muss man bis zum 30. Samenerguss oder drei Monate warten, bis die Zeugungsunfähigleit garantiert ist und sich diese per Spermiogramm bestätigen lassen.

Das Ventil soll lebenslang im Körper bleiben können und benötigt laut Website keine Wartung. Der Mann wird also sein Leben lang stets die Wahl haben können, ob er Kinder zeugen können möchte oder nicht – einfach indem er seinen kleinen Schalter betätigt; am besten, so ist auf der Seite nachzulesen, wenn der Hodensack weich und warm ist, beispielsweise nach oder während eines Vollbads. Bei Bedarf könne auch eine Vertrauensperson das Schalterchen bedienen.


So sieht das Ventil aus.                                                      Quelle: PES Innovation AG

Der Erfinder Clemes Bimek wurde 1967 in der DDR geboren und stammt aus Rüdersdorf nahe Berlin. In der DDR machte er eine Ausbildung zum Tischler und lebt heute zurückgezogen mit seiner Frau. Laut Dirk Baranek, der mit seiner Kommunikationsagentur das Projekt betreut, ist Bimek klassischer Autodidakt. „Das war auch der Grund, warum er bei Ärzten auf so viel Skepsis gestoßen ist , sagt er.

Und Bimek ist Tierfreund und Vegetarier, weshalb er sich bewusst dagegen entschieden hat, das Ventil an Tieren testen zu lassen – somit kann das Teil auch als „100 Prozent vegan“ beworben werden.

Mangels Freiwilliger ist Bimek bisher der einzige, dem das Ventil je eingesetzt wurde – nachdem ihm nicht nur die Ur-Version, sondern aktualisierte Modelle eingesetzt wurden, sind seine Samenleiter aber überstrapaziert – es ist also an der Zeit, es endlich auch in andere Hodensäcke zu implantieren.

Mittlerweile habe man einen renommierten Unterstützer gefunden, sagt Dirk Baranek. Nämlich einen Urologie-Professor, der in Münchens Maximilianstraße eine Praxis betreibt. Dank ihm sei eine Kooperation mit einer noch nicht zu nennenden, großen Universitätsklinik schon beinahe eingetütet.

In einem medizinischen Zulassungsverfahren muss nun bewiesen werden, dass das Ventil funktioniert. Final muss das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Freigabe erteilen. Der Ablauf der Studie steht laut Dirk Baranek im Detail noch nicht fest. Es gebe von allen Seiten nicht nur Fragen, sondern auch Unsicherheiten, etwa welche materialprüfenden Institute ihr OK geben müssen und bei wie vielen Probanden das Ventil erfolgreich eingesetzt worden sein muss, bis es eine Marktfreigabe erhält. „Wir betreten eben Neuland“, so Baranek.

Der Plan jedenfalls ist, das Ventil 2018 auf den Markt zu bringen und bis dahin genügend Probanden und Investoren zu finden. Bisher ist der Hauptinvestor eine Schweizer Investmentfirma, der Kapitalbedarf wird insgesamt auf fünf Millionen Euro beziffert.

Ab sofort werden laut Website Probanden gesucht: „Männer, die Manns genug sind, Verhütung zu ihrem Thema zu machen und sich das Bimek Samenleiterventil implantieren lassen.

Also, an unsere männlichen Leser: Traut sich jemand? Dann hier melden.

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