Muhammad Ruqiyaddin | Unsplash

Frauen, die ein Kopftuch tragen, erfahren weniger Hilfsbereitschaft

US-amerikanische Forscher*innen stellten bei einem psychologischen Experiment fest, dass Frauen mit Hijab diskriminiert werden. Ihre Ergebnisse verdeutlichen, was Betroffene seit Jahren berichten.

Wieso erhalten Kopftuch tragende Frauen weniger Unterstützung?

Auf einem Bahnsteig in Deutschland wirft ein Mann achtlos seinen Einwegkaffeebecher zu Boden. Eine junge Frau, die daneben steht, geht auf ihn zu und bittet darum, den Becher aufzuheben. In diesem Moment klingelt ihr Handy. Als die Frau abnimmt, rutscht ihr eine Tüte mit Orangen aus den Armen und fällt zu Boden.

Diese Alltagssituation ließen Wissenschaftler*innen der Nationalen Akademie der Wissenschaften 1.614-mal durchspielen. Sie beobachteten, in welchen Fällen Umstehende der Frau dabei halfen, das Obst aufzusammeln. Ihre Erkenntnis: Wer andere dazu animiert, Müll aufzusammeln, kann in Deutschland mit einer höheren Wahrscheinlichkeit damit rechnen, Hilfe zu bekommen. Doch Frauen, die ein Kopftuch tragen, erhalten weniger Unterstützung als Personen ohne Verschleierung.

Mit ihrem Experiment wollten Forscher*innen herausfinden, ob gemeinsame soziale Normen – zum Beispiel, dass Kaffeebecher in den Mülleimer gehören – dazu beitragen, Diskriminierung zu verringern. Doch das Verhalten der über 7.000 Passant*innen, die ohne es zu wissen Teil des Experiments waren, spricht dagegen.

Zwar zeigte sich, dass die Umstehenden eher bereit waren, der Person beim Aufsammeln der Orangen zu helfen, wenn diese vorher den Mann, der Müll auf den Boden warf, angesprochen hatte. Doch war durch ein Kopftuch die Religion der Frau zu erkennen, sank die Bereitschaft. Eine Frau ohne Kopftuch erhielt in 84 Prozent der Fälle Unterstützung. Einer Frau mit Kopftuch waren die Passant*innen in 73 Prozent der Fälle bereit, zu helfen.

Das Experiment ergab auch: Hatte die Frau den Mann zuvor nicht darum gebeten, seinen Müll aufzuheben, waren weniger Menschen bereit, ihr mit den Orangen zu helfen. Die Bereitschaft sank bei Frauen ohne Kopftuch auf 73 Prozent, bei Frauen, die ein Hijab trugen, auf 60 Prozent.

Der Mann, der den Kaffeebecher auf den Boden warf, war bei jeder Durchführung des Experiments weiß. In der Gruppe der Frauen gab es sowohl weiße Personen als auch Women of Color mit kurdischer, türkischer, ägyptischer oder syrischer Herkunft. Sie waren zum Teil verschleiert, zum Teil trugen sie kein Kopftuch.

Ob die Frau weiß war oder nicht, hatte laut den Wissenschaftler*innen keine Auswirkungen darauf, wie häufig Passant*innen halfen. Doch ein optisches Bekenntnis zum Islam durch ein Kopftuch führe zu Diskriminierung und beeinflusse das Verhalten der umstehenden Menschen, so ihr Ergebnis.

Damit zeigt die Studie, was muslimische Menschen und People of Color seit Jahren berichten: Rassistische und diskriminierende Erlebnisse sind für viele Menschen Teil des Lebens in Deutschland.

Der Originaltext von Katharina Alexander ist bei unserem Kooperationspartner ze.tt erschienen. Hier könnt ihr ze.tt auf Facebook folgen.

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