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Lächle doch mal! Frauen sind nicht dazu da, um anderen zu gefallen

Kund*in
Netflix
Autor*in
EDITION F studio
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Beinahe jede Frau hat es erlebt: die Aufforderung zu lächeln. Was harmlos wirkt, hat weitreichende Folgen – aber es gibt Hoffnung, dass sich etwas ändert.

Was hat der gerade zu mir gesagt?

Was gibt es Schöneres als ein Lächeln? Es kann unglaublich ansteckend sein, gute Laune verbreiten und die meisten Menschen sehen einfach besser aus, wenn sie lächeln. All diese Gründe sollten aber keine Rechtfertigung dafür sein, dieses Lächeln von jemandem einzufordern – und wenn wir ehrlich sind, wird diese Forderung im Alltag vor allem von Männern gestellt. Oder wie oft haben wir es schon erlebt, dass eine Frau „Lach doch mal“ zu einem Mann gesagt hat? Das Privileg, ein Lächeln und gute Laune einzufordern, ist anscheinend Männern vorbehalten. Und damit sollte Schluss sein.

Die in Brooklyn lebende Künstlerin Tatyana Fazlalizadeh beschäftigt sich in ihrem internationalen Kunstprojekt Stop Telling Women To Smile mit Catcalling und Street Harassment – Phänomene, die sich nicht nur auf den Straßen von New York, Mexiko und Paris, sondern auch auf denen von Berlin und absolut auch in Dörfern und Kleinstädten  abspielen. Sie klebt Portraits zusammen mit Statements aus Gesprächen mit Frauen, die belästigt wurden, als Botschaften auf die Häuserwände der Stadt: Women are not outside for your entertainment. My name is not baby. My outfit is not an invitation. You’re not in control of my body.

Alltagssexismus

Gewalt gegen Frauen beginnt oft mit der nervigen Aufforderung zu Lächeln, vermeintlichen Komplimenten oder einem „Hi baby, Mama sita“ oder „Hi beautiful“. Frauen, die darauf nicht reagieren, erleben ganz schnell, wie die Stimmung kippen kann und bekommen dann ein „F*ck you!“ oder „Bitch!“ zu hören. Frauen, die darauf reagieren und Männern antworten, gelten wiederum als leicht zu haben. So oder so, sie können nicht gewinnen.

Das Projekt erinnert an die umstrittene „Hollaback Campaign“ – das Video, in dem eine Frau durch New York läuft und in zehn Stunden über 100 Mal Catcalling erlebt. Im Gegensatz zu Hollaback, wo der Fokus auf der stereotypen Darstellung von Schwarzen und Latinos lag, werden bei „Stop Telling Women To Smile“ jedoch Frauen und Männer aus allen Communities berücksichtigt.

Freundlichsein als Pflicht

Dass von Frauen ein Lächeln eingefordert wird, gehört leider auch im Berufsleben oft zur Realität. Besonders in der Filmwelt erleben Frauen es immer noch oft, dass sie nur die Rolle der lächelnden Schönheit bekommen und die wirklich guten, interessanten Film- und Seriencharaktere von Männern ausgefüllt werden. Genau damit beginnt auch die Serie „Glow“, in der die Hauptfigur Ruth Wilder eine harte Zeit als arbeitslose Schauspielerin durchlebt und einmal mehr nur für die Rolle einer lächelnden Frau vorsprechen soll. Aus der Not heraus landet sie in der bunten und verrückten Welt des Frauen-Wrestlings. „Glow“ überzeichnet die Idee, attraktive Frauen beim Wrestling kommerziell zu vermarkten und stellt damit auch das Konstrukt der Frau als Unterhaltungsobjekt in Frage.

Männer, die von Frauen ein Lächeln einfordern, verstehen oft nicht, dass nur Frauen aus Stepford 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Wochen gut gelaunt sind und ihren einzigen Lebenszweck darin sehen, Männer zu unterhalten und glücklich zu machen – denn diese Frauen sind seelenlose Roboter. Eine der Teilnehmerinnen an Tatyana Fazlalizadehs Projekt sagte dazu passenderweise: „I’m not here for you. I have nothing to do with you and I have nothing to do for you.“ Diese Antwort sollte auch ausreichen, wenn ein Mann denkt, dass sein Unterhaltungsbedürfnis wichtiger ist als das Recht einer Frau, ungestört die Straße entlang zu gehen oder einfach nur ihren Job zu machen.

Wie Umdenken beginnt

Wie bei allen Mikro-Aggressionen liegt das Problem nicht darin, einmal, zweimal oder zehnmal belästigt zu werden, sondern ein Leben lang. Die Künstlerin Terra Lopez versucht daher mit ihrem Kunstprojekt This Is What It Feels Like an die Empathie der männlichen Besucher zu appellieren und sich in die Rolle ihre Töchter, Schwestern, Frauen und Mütter zu versetzen. Ihre Installation findet in einem dunklen Raum statt, wo die Besucher vor einem Spiegel stehen und per Kopfhörer Belästigungen hören, die Frauen täglich auf der Straße entgegengerufen werden. Beim Ausgang steht ein Schild mit der Frage „How Does It Feel Like?“, das auffordert, auf das Gesagte zu reagieren und sich über das eigene Verhalten Gedanken zu machen. Anhand der Reaktionen und Reflexionen zeigt sich nicht nur, wie unterschiedlich Männer die Welt wahrnehmen, es gibt auch Hoffnung, dass vielleicht irgendwann sexistische Verhaltensweisen aufgegeben werden, so wie der Besucher Rafael es sagte: „This is unacceptable. We as men have to be better.“ Und dieser Wandel kann mit so etwas Kleinem beginnen, wie der Verzicht darauf, eine Frau dazu aufzufordern zu lächeln.

Dass auch die Netflix-Serie „Glow“ jetzt neue Serienvorbilder schafft und gesellschaftliche Konstrukte auf humorvolle Weise hinterfragt, macht jedenfalls Hoffnung, dass sich etwas tut.

Die erste Staffel „Glow“ ist gerade gestartet und macht Lust auf eine zweite und dritte!

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