Der Jobmarkt hat sich gewandelt: Jobsuchende haben mittlerweile mehr Auswahl als die Unternehmen bei der Suche nach passenden Arbeitnehmer*innen. Aus diesem Grund wechseln viele ihr Unternehmen.
Höhere Wechselbereitschaft unter Arbeitnehmer*innen
Bis vor kurzem waren es noch die Unternehmen, die bei der Bewerbung die Regeln diktieren und sich Kandidat*innen aus der Masse an Bewerber*innen herauspicken konnten. Doch der Arbeitsmarkt ändert sich. Aufgrund des Fachkräftemangels und der niedrigen Arbeitslosenquote entwickelt er sich nach und nach zu einem Bewerbermarkt. Jetzt sind es oftmals die Jobsuchenden, die sich zwischen mehreren Firmen, die um sie buhlen, die beste Option aussuchen können. Insbesondere im IT- und Finanz-Bereich sind die Chancen und Wahlmöglichkeiten für Arbeitnehmer gestiegen. Warum Mitarbeiter*innen das Unternehmen verlassen erklärt euch Nathalie Gaulhiac von Business Insider.
Wie eine aktuelle Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half zeigt, führt die hohe Nachfrage allerdings auch zu einer höheren Wechselbereitschaft. Knapp die Hälfte der 702 befragten Personalverantwortlichen (47 Prozent) gab an, dass sich die freiwillige Mitarbeiter*innenfluktuation in den vergangen drei Jahren erhöht hat. Das setzt Unternehmen unter Druck. Mitarbeiter*innenbindung wird für viele zu einer Priorität.
„Neue Mitarbeiter*innen gewinnen, Rekrutierungsprozesse verkürzen, besser kommunizieren — darauf lag bislang das Hauptaugenmerk von Arbeitgeber*innen“, sagt Christian Umbs, Managing Director bei Robert Half, in einer Mitteilung. „All diese Punkte bleiben wichtig. Für das weitere Unternehmenswachstum wird es jedoch zunehmend zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor, Arbeitnehmer*innen zu halten. Arbeitgeber*innen müssen jetzt handeln und entsprechende Maßnahmen umsetzen, um für bestehende Mitarbeiter*innen langfristig attraktiv zu bleiben.“
Aus diesen Gründen verlassen Mitarbeiter*innen ihr Unternehmen
Was genau Unternehmen tun müssen, um eine hohe Mitarbeiter*innenfluktuation zu vermeiden, hängt von der Größe des Unternehmens ab. In kleinen Unternehmen wird am häufigsten ein zu geringes Gehalt als Ursache genannt (41 Prozent), in mittelgroßen Unternehmen ist es die fehlende berufliche Entwicklung (37 Prozent) und in großen Firmen das schlechte Zurechtkommen mit den Kollegen (37 Prozent).
Da das Gehalt in kleinen Unternehmen ein entscheidender Faktor bei der Mitarbeiter*innenfluktuation ist, empfiehlt Umbs ihnen, ihre Gehaltspakete regelmäßig zu überprüfen und alternative Anreize zu bieten, falls die Budgets keine größeren Gehaltssprünge erlauben.
In mittelgroßen Unternehmen sollte der Fokus von Personalverantwortlichen auf den Karrierewegen liegen. „Diese müssen klar definiert werden und Mitarbeiter*innen attraktive berufliche Perspektiven aufzeigen“, so Personalexperte Umbs.
Maßnahmen hängen von der Unternehmensgröße ab
„Oftmals wird eine Beförderung zu lange hinausgezögert, weil die Nachfolge nicht geregelt ist oder der*die Mitarbeiter*in noch nicht alle Kriterien hundertprozentig erfüllt. Das ist frustrierend und führt langfristig zur Kündigung. Mittelständler*innen sollten mutiger werden und engagierten Mitarbeiter*innen die Chance geben, den nächsten Schritt zu machen und sich in der neuen Position weiterzuentwickeln — zum Beispiel mit einem Mentor oder einer Mentorin an ihrer Seite.“
Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen, wo das schlechte Zurechtkommen mit den Kolleg*innen der häufigste Grund für einen Jobwechsel ist, müsse man sich der vielfachen Diversität der Belegschaft besser stellen. „Das Verständnis zu schaffen, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, an einem Strang zu ziehen, gerät oftmals in den Hintergrund — ist für den Zusammenhalt im Team aber äußerst wichtig.“
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