Die frühere Buzzfeed-Chefin Juliane Leopold leitet die Redaktion von Tagesschau.de. Im Interview spricht sie über Gehaltsverhandlungen, Pannen und Vorbilder.
Von Buzzfeed zur Tagesschau
Juliane Leopold wurde 1983 in Halle/Saale geboren, studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin und arbeitete anschließend für die „Neue Zürcher Zeitung“, „Freitag“ und „Zeit“. Inhaltlich beschäftigte sie sich vor allem mit den Themen Technologie, Gesellschaft und Nachrichten.
Die ehemalige Redaktionsleiterin von Buzzfeed Deutschland steht seit Sommer 2018 an der Spitze des Tagesschau-Digitalangebots. Die 35-Jährige berät seit 2016 die Redaktion und ist Mitgründerin des feministischen Blogs kleinerdrei.org, der von Anne Wizorek (etablierte den #aufschrei) betrieben und für den Grimme Online Award 2014 nominiert wurde. Für ihre Arbeit wurde sie 2014 von einer Fachjury des „Medium Magazins“ unter anderem auf den zweiten Platz in der Kategorie „Newcomer des Jahres“ gewählt.
Das Gespräch führte Carina Kontio, Redakteurin bei Handelsblatt.
Frau Leopold, was sind Ihre Stärken?
„Zähigkeit, Menschenkenntnis, Konstruktivität und Mut.”
Wer ist Ihr persönliches Rolemodel und warum?
„Meine Eltern, weil sie mir die Wertschätzung harter Arbeit und einen ausgeprägten Sinn für Komik auf den Weg gegeben haben.”
Bitte ergänzen Sie den Satz: Ich unterstütze meine Mitarbeiter*innen (Nachwuchskräfte, Kolleg*innen etc.) in schwierigen Situationen, indem…
„… ich mir Zeit nehme, ihnen zuzuhören.”
Angenommen, eine Freundin oder Mitarbeiterin denkt oft: „Ich verdiene den Erfolg gar nicht“, „Ich bin gar nicht gut genug“, „Das schaffe ich nie“, „Andere sind um Welten besser als ich…“ – Was raten Sie ihr?
„,Carry yourself with the confidence of a mediocre white man.’“
Ein No-Go im Umgang mit Mitarbeitern ist für mich…
„… in Gesprächen keinen Augenkontakt halten können.”
Feedback ist für mich…
„… der Motor funktionierender Teamarbeit.”
Über ihre Erfolge sollten Frauen…
„… sich freuen und den Austausch miteinander suchen. Um zu inspirieren und Hilfestellung zu geben – ,Wie hast du das gemacht?’”
Her mit dem Geld: Ihr Ratschlag an andere Frauen für Gehaltsverhandlungen?
„Kenne die marktüblichen Hausnummern der Branche und der Position. Sag wenn möglich nicht als Erste eine Zahl. Wenn du hoch pokerst, sei stets bereit, den Job nicht zu kriegen. Und was immer du forderst – du bist (wahrscheinlich) nicht so unverschämt, wie du denkst.”
Verbündete und Mentor*innen finde ich, indem….
„… ich auf Veranstaltungen gehe und twittere.
In Konfliktsituationen bin ich…
„… mit zunehmender Erfahrung analytischer (,Wo ist mir das schon mal passiert?’) und damit Mal um Mal gelassener.”
Pannen sind…
„… menschlich.”
Wie gehen Sie mit Stress um?
„Ich priorisiere und delegiere.”
Nein sagen sollten Frauen zu…
„… Angst vor Konflikten.”
Sie merken, dass Sie unglücklich sind in Ihrem Job. Was tun Sie?
„Analysieren, wo das Problem liegt. Herausfinden, ob ich selbst daran etwas ändern kann. Realistisch begutachten, ob es Entwicklungspotenzial in meiner Rolle gibt. Eine Pro- und Contra-Liste schreiben. Dem Bauch vertrauen. Nicht mit meinem*meiner Chef*in reden, bevor ich keine Lösung für das Problem anbieten kann.
Anderen Chef*innen würde ich gerne sagen, …
„… dass sie sich von mir gar nix anhören müssten, aber dass ich finde: Verantwortung übernehmen macht Spaß.”
Frau Leopold, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Das Gespräch führte Carina Kontio, Redakteurin bei Handelsblatt. Mehr Interviews zu Diversity, Management und Leadership findet ihr im Handelsblatt-Special „Shift“. Carina hat außerdem eine Karriere-Kolumne bei Audible.
Mehr bei EDITION F
Urmi Prasad Richardson: „Nicht immer ist die Reise zum Ziel eine gerade Linie.“ Weiterlesen
Berufsberaterin Ragnhild Struss: „Es kostet Zeit und Kraft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.“ Weiterlesen
Weniger fordern, mehr erreichen – warum Führungskräfte ihr Team stärken, indem sie es loslassen. Weiterlesen