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Familienfreundliche Stadt: Aufzüge, Wickeltische und Gummibärchen für alle!

In ihrer Kolumne „Familie und Gedöns“ schreibt Lisa über alles, womit sich Eltern so beschäftigen (müssen), diesmal: Städte, die von den falschen Leuten geplant werden.

Barrierefreiheit? Och, lass mal

Der „Guardian“ berichtete neulich über eine interessante Tatsache: Weil diejenigen Menschen, die für die Planung von Städten zuständig sind, immer noch zum größten Teil Männer und auch sonst in Sachen Diversität eher nicht so wahnsinnig gut durchmischt sind, sehen Städte so aus, wie sie nunmal aussehen. Die Autorin des Textes macht sich Gedanken, wie unsere Städte aussähen, wenn die Menschen, die für die Planung von Städten verantwortlich sind – Architekt*innen, Planer*innen, Politiker*innen, Entwickler*innen – diverser wären – nicht weil Männer und Frauen oder arme und wohlhabende Menschen jeweils prinzipiell verschiedene Ideen von Stadtentwicklung hätten, sondern ganz einfach, weil Selbsterfahrung eine prima Lehrerin ist.

Wie kriegt man den Kinderwagen da hoch?

Wer noch nie auf einen barrierefreien Zugang zu einem U-Bahnsteig angewiesen war, hat das als Planungsziel einfach nicht so sehr auf dem Schirm wie zum Beispiel eine Person, die sich jeden Tag verzweifelt fragt, wann denn jemand vorbeikommt, der bereit ist, gemeinsam den mit einem Kind befüllten Kinderwagen mehrere Treppenabsätze hochzuschleppen (von Rollstuhlfahrer*innen, die sich in der Regel nicht einfach so die Treppen hochschleppen lassen können oder wollen, brauchen wir hier natürlich erst gar nicht anzufangen). Die meisten Architektur-Absolvent*innen, schreibt die Autorin Christine Murray im „Guardian“, hätten maximal auf dem Schirm, dass über zu planende Auffahrtsrampen vereinzelt ein Rollstuhl drüber fährt – und nicht jedes Kind unter drei. Dass 75 Prozent der Frauen in der britischen Architektur-Szene keine Kinder haben, helfe bei der Lösung des Problems auch nicht unbedingt.

Was passieren würde, wenn mehr Mütter (und Väter, und andere Menschen mit speziellen Bedürfnissen) Städte entwerfen würden? Also würde mich jemand fragen:

  • Es gäbe einen Lift in jeder U-Bahn-Station: Meine Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel in Berlin hat viele Gründe, und jedes Mal, wenn ich versuche, mit öffentlichen Verkehrsmitteln irgendwohin zu gelangen, kommt ein neuer dazu, aber davon mal abgesehen: Wie zur Hölle kommt irgendjemand, der in dieser Stadt für den Bereich verantwortlich ist, heutzutage noch auf die Idee, einen U-Bahnhof ohne Lift zu betreiben? Wenn ich samt mit Baby gefülltem Kinderwagen und zwei weiteren Kindern im Schlepptau am Fuß einer langen, langen Treppe so lange warten muss, bis sich jemand findet, der den Kinderwagen mit mir zusammen die Treppe hochwuchtet, muss sich niemand wundern, dass ich im Zweifel auf das Auto ausweiche, sofern vorhanden.
  • Es gäbe einen Pflicht-Wickeltisch an jedem öffentlichen Ort, an den man theoretisch in Begleitung von zu wickelnden Kindern geraten kann. Mir ist es schon das ein oder andere Mal passiert, dass Passant*innen not amused darüber waren, dass ich ein Baby auf offener Straße wickelte; aber die Alternative wäre, es entweder direkt im Restaurant (nein) oder in einer winzigen öffentlichen Restaurant-Toilette zu tun, und ich bin wirklich nicht zimperlich und ermuntere meine Kinder stets, alles, was auf den Boden gefallen ist, wieder aufzuheben und zu essen, aber das geht selbst mir manchmal zu weit. Oder man wickelt halt einfach gar nicht, das ist aber für alle Beteiligten auf Dauer auch nicht so schön.
  • Neulich fiel mir auf einem Spielplatz in einem absoluten Kaff im Niemandsland der süditalienischen Pampa ein Gerät auf, das ich nicht identifizieren konnte – bis uns dämmerte, dass es sich um eine Schaukel für Kinder mit Rollstuhl handelte. Ein bisschen bezeichnend, dass wir von Berlin aus 1.500 Kilometer fahren mussten, um so etwas zum ersten Mal in der italienischen Provinz zu entdecken.
  • Grundsätzlich gäbe es ein Klo überall dort, wo man es braucht. Ich kann mich da nur der Autorin des „Guardian“ anschließen: „If you can eat in, you can wee in, too.“
  • Im Bus würde man sich nicht mit zwei ebenfalls sehr gestresst aussehenden Müttern oder Vätern um den spärlichen Platz für die Kinderwägen streiten.
  • Unabhängig von Kindern: Der ein oder andere Fahrradweg zusätzlich könnte nicht schaden.
  • Grasflächen in Parks dürften ausnahmslos betreten werden, um dort Dinge zu tun, für die Rasenflächen prinzipiell sehr gut geeignet sind: Fußballspielen oder Picknicken zum Beispiel. In Potsdam patrouillieren tatsächlich Menschen in Uniform durch die Parks, um Menschen daran zu hindern, den Rasen zu betreten.
  • Noch ein Tipp für die Provinz: Vielleicht könnte man auf dem Land überlegen, ob es Möglichkeiten gibt, Treffpunkte für so genannten junge Menschen zu schaffen, die hübscher und gemütlicher sind als der lokale Lidl-Parkplatz.
  • Das wären so meine ersten und spontanen Gedanken. Ach ja, und kostenlose und mit Gummibärchen gefüllte Futtertrichter alle 200 Meter.

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