Zum Herrentag stellen wir Väter vor, die uns begeistert oder beeindruckt haben – oder beides.
Fröhlichen Herrentag
Ist eh klar: Wir wünschen uns, dass sich Texte wie dieser so bald wie möglich erledigt haben werden, aber wir wissen auch: Das wird noch ein bisschen dauern. Zum Glück wächst die Zahl der Väter, für die eine gleichberechtigte Partnerschaft nicht beim Thema Haushalt und Kinderbetreuung aufhört, die sich mehr Zeit für ihre Familie wünschen, die alle Aufgaben gerne mit ihrer Partnerin teilen wollen.
Aber Fakt ist auch, dass es immer noch eine kleine Minderheit von Männern ist, die sich wirklich zu solchen Lebensmodellen bekennen und sie durchziehen, gemeinsam mit ihren Partnerinnen (oder Partnern). Und dass wir deswegen Männer heute für Sachen loben, von denen wir uns wünschen, sie wären selbstverständlich. Sind sie aber eben noch nicht. Deshalb hoffen wir sehr, dass möglichst viele Väter sich von der folgenden Liste toller Männer inspirieren lassen mögen. In diesem Sinne: Fröhlichen Herrentag allerseits!
Marcel Kaltenthaler
„Frauen sollten Vätern mehr zutrauen“, forderte Marcel in seinem Text bei uns. Er hat bei beiden seiner Kindern jeweils ein Jahr Elternzeit genommen. „Die erste Frage ist immer, warum wir das so machen“, schreibt er. „Schon witzig, dass man sich sofort rechtfertigen muss, wenn man mal was jenseits der geltenden Norm macht. Elternzeit ist ein Knochenjob, ob als Frau oder als Mann. Ich verstehe absolut nicht, warum dieser Job immer noch so wenig Anerkennung erhält, gar teilweise (gefühlt) belächelt wird.“ Wir hoffen, dass sich viele sein Schlussplädoyer zu Herzen nehmen: „Also, liebe Frauen, vergesst nicht an euch selbst zu denken, ihr seid gut ausgebildet, traut euren Männern das Kinderversorgen zu. Männer, fordert, ein Vater eurer Kinder sein, unterstützt eure Frau in ihrer Karriere, oft habt ihr die Chance auf eine so intensive Zeit mit eurem Kind nicht. Denn ich will keine Ausnahme mehr sein.“
Quelle: Marcel Kaltenthaler
Max Herre
„Die Kinder bestimmen mein Leben“ war von Max Herre neulich zu lesen – sehr gut, finden wir. Bei ihm und seiner Frau, der Sängerin Joy Denalane, wird 50:50 aufgeteilt, erzählt er: „Sie arbeitet die Hälfte der Zeit und in diesen Phasen bin ich sehr intensiv bei den Kindern. Ich mache dann wirklich alles, rund um die Uhr, in allen Lebenslagen. Dann bin ich die Bezugsperson, die kocht und die Wäsche macht, die Hausaufgaben kontrolliert und schimpft. Da unterscheide ich mich von meinem Vater, der ganz arbeiten war und erst abends nach Hause kam. Dieser Rhythmus hat sich über die Jahre so eingespielt mit meiner Frau.“ Und er spricht offen und ehrlich darüber, dass sich der Verlust von Freiheit nicht immer grandios anfühlt: „Gerade zähle ich rückwärts und frage: Wann ist noch mal Abi?“
Quelle: joyjoyer/Instagram
Leander Scholz
„Manager, die Erfahrungen mit Kindern haben, treffen bessere Entscheidungen“, sagt Leander Scholz – der Schriftsteller und Kulturphilosoph setzt sich dafür ein, dass wir endlich zulassen, dass sich unsere Welt durch Kinder verändert, dass eine lange Elternzeit nicht als Auszeit, sondern als Weiterbildung betrachtet wird. Er fordert: Politiker sollten Elternzeit nicht nur unter ihrem ökonmischen Nutzwert betrachten und die Erziehungsleistung sollte als solche mehr Wertschätzung erfahren, egal ob sie von Vätern oder Müttern erbracht wird. Unterschreiben wir!
Bild: Internationales Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie
Olaf Hermann
Olaf betreibt den Blog „Spielplatzfreunde“ , er ist Vater eines Kindes, PR-Berater bei fischerAppelt und macht aktuell neun Monate Elternzeit. Er schreibt über alles, was Eltern und speziell auch Väter interessiert, schafft Klarheit zu Themen wir dem ElterngeldPlus und ermutigt in vielen seiner Texte und Interviews seine Leser, sich für eine ausführliche Elternzeit zu entscheiden.
Olaf Hermann
Alexander Posch
„Sie nennen es Nichtstun“ heißt das Romandebüt des 1968 geborenen Autors, und darin beschreibt er ziemlich böse, wie es ist, eine Familie zu haben und dafür kein Leben mehr. Protagonist ist ein frustrierter Mittvierziger, der an und für sich ja etwas Tolles macht, nämlich aktiv die Modernisierung der Gesellschaft unterstützt, indem er sich um dreckige Wäsche und Kinderbetreuung kümmert – den aber bohrende Fragen quälen, nämlich ob da noch irgendwas anderes Sinnstiftendes kommt nach dem Basteln von Kastanientieren. So was wie Selbstverwirklichung zum Beispiel.
David Beckham
Klar, dass die Mama-Blogs vor Entzücken ausflippten und den „Sexiest Dad Alive“ ausmachten: David Beckham, Ex- „Sexiest Soccer Player Alive“, hat es seinem 40. Geburtstag neulich ordentlich krachen lassen und zur Party in Marrakesch geladen – am nächsten Morgen gab es ein Bild vom sehr verkaterten David Beckham auf Instagram, dessen Kräfte nicht mehr ausreichten, um sich gegen das niedliche Töchterchen Harper zu wehren, die ihm ein paar Zöpfe ins Haar flocht. „Someone is trying to make daddy feel pretty today after a heavy night.“ Hach ja, wie süß.
Quelle: David Beckham/Instagram
Nils Pickert
Der Journalist und Autor Nils Picker wurde vor drei Jahren als „der Mann im Rock“ ein bisschen berühmt: Da zog er nämlich von Berlin in eine Süddeutsche Kleinstadt. Sein fünfjähriger Sohn, der schon in Berlin-Kreuzberg nicht immer nur dafür gemocht wurde, dass er bevorzugt in Röcken und Kleidern herumlief, wurde gemobbt, und so beschloss Pickert sich zur Solidarität mit seinem Sohn und lief fortan ebenfalls in Kleidern und Röcken herum, ein kleiner Text dazu verbreitete sich rasant im Web. Im aktuellen „Freitag“ äußert sich Pickert zur Rolle der Männer in der Feminismusdebatte: „Warum Feminismus uns alle angeht – als Mann kann man sich einiges anhören, wenn man sich zu feministischen Ideen bekennt. Dabei sollte das eine Selbstverständlichkeit sein.“
Ashton Kutcher
First World Problem, aber trotzdem: Ashton Kutcher hat eine Petition auf Change.org gestartet, um einen gravierenden und sexistischen Missstand zu beseitigen: Die inakzeptable Wickelsituation auf öffentlichen Toiletten – Wickeltische gibt es da, wenn überhaupt, auf dem Frauenklo – ein Zustand, den Ashton Kutcher nicht mehr länger hinnehmen wollte.
Quelle: Ashton Kutcher/Instagram
Karl Ove Knausgård
Die Bücher des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård haben sich millionenfach verkauft, die britische Autorin Zadie Smith schrieb auf Twitter, sie brauche den nächsten Kausgård-Band wie ein Süchtiger Crack. Sein autobiografisches Romanprojekt „Mein Kampf“ besteht aus sechs Teilen, im zweiten Teil, „Lieben“, schreibt er auf schon fast schmerzhaft intime Weise über sein Leben mit seiner psychisch kranken Frau, ebenfalls Schriftstellerin, und den drei Kindern, darüber, wie ihm zwischen Familienalltag und der Sehnsucht nach dem Schreiben die Liebe abhandenkommt. Im Interview mit dem „Freitag“ antwortete er auf die Frage, warum er „Mein Kampf“ geschrieben habe: „Ich war frustriert. Von meinem Leben und meinem Schreiben enttäuscht. Ich wollte etwas Großes schreiben, wie Ulysses oder Moby Dick. Aber ich war gefangen im Kleinen, weil ich eine Familie hatte – und in Skandinavien musst du dich als Mann um deine Kinder kümmern. Ich wechselte Windeln, kochte Brei, stritt mit meiner Frau über Zuständigkeiten, und irgendwann begann ich, darüber zu schreiben. Ich hasste jeden Satz, den ich schrieb, aber dann wurde das der Sinn meines Schreibens: sich nichts vormachen, dort bleiben, wo man wirklich ist. Ich wollte so tief im Kleinen verschwinden, dass sich die großen Linien auflösen. Ich schrieb über Windeln wie Joyce über Dublin.“
Karim Saad
Bei uns hat Karim darüber geschrieben, wie seine Tochter seinen Blick auf die Welt verändert hat: „Ich glaube, die Geburt einer Tochter verändert einen Mann schlagartig. Ich sehe mich selbst als Feministen, wenn es um die leidige Geschlechterdebatte geht. Ich hab es satt, mich mit Gedankenwelten zu beschäftigen, die von fadenscheinigen und grotesken Argumenten getrieben sind. Im Jahr 2015 sollte die Gleichberechtigung keine Herausforderung sein, sondern unumstößliche Realität. Erst in dem Moment, in dem ein Vater zum ersten Mal seine Tochter in den Händen hält und sie ihn anblickt, versteht ein Mann, welche Verantwortung und Bürde er in den folgenden Jahren zu tragen hat. Und nein, ich meine damit nicht das absurde Stereotyp, dass Mädchen schutzbedürftiger seien als Jungs. Das sind sie definitiv nicht.“ Finden wir gut!
Karim Saad
Tobias Scholz
Tobias Scholz und seine Partnerin Stefanie Lohaus haben ein Buch über ihre Entscheidung geschrieben, nach der Geburt ihres Kindes Job, Haushalt und Betreuung genau 50/50 aufzuteilen – dass das heute noch als „Experiment“ gilt, zeigt, dass das Modell noch einige Zeit braucht, bis es sich als selbstverständliches Lebensmodell durchgesetzt haben wird. Tobias jedenfalls schreibt mit sehr angenehmer Selbstverständlichekeit über sein Fifty-Fifty-Modell – aber auch darüber, dass auch im eigenen Freundeskreis Unverständnis keine seltene Reaktion war. Tobias im Interview mit uns auf die Frage, welche Reaktion ihn besonders gestört hat, wenn er von seinem Modell erzählte: „Was mich nervt, sind die Freunde und Bekannten, die uns als Sonderfall vorstellen und die durchblicken lassen, dass sie es belächeln. Dieses bornierte ,Aber das ginge bei uns nicht´ ohne klare Antwort auf mein ,Warum?´“
Tobias Scholz mit Stefanie Lohaus und Kind (Bild: Urban Zintel)
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