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Mutiger werden – was ist dein Gorilla?

Ich habe Angst vor Affen, seit ich als Kind von einem Pavian angegriffen wurde. Tierpflegerin für Gorillas wäre also nicht der Beruf meiner Wahl gewesen. Normalerweise sind es aber viel profanere Dinge, die uns Angst machen und davon abhalten die Chancen zu nutzen, die uns das Leben bietet. Unsere Träume zu leben. Woran liegt das?

Um es vorneweg zu nehmen: niemand ist nur feige oder nur mutig

Aber manchmal wird Mut auch mit Machoverhalten, Dominanz, Gewaltbereitschaft oder z. B. Dummheit verwechselt.

„Das war sehr mutig“ kommentierte jemanden meinen online Tagebuch Bericht, den ich geschrieben hatte, als ich alleine durch Nicaragua reiste. Ich hatte einen Sitzplatz in einem Überlandbus gebucht, der in der Nacht um 3 Uhr abfuhr.

Leider war ich an der falschen Haltestelle und war gezwungen um die Zeit ein Taxi zu nehmen. Dazu muss man wissen, dass Taxi fahren in Nicaragua alles andere als ungefährlich ist. Der Fahrer schien aber nett zu sein. Mulmig wurde mir erst, als er anhielt und ein weiterer Fahrgast einstieg. Das ist nicht ungewöhnlich, hat für Touristen aber schon übel geendet.

Ein tätowierter Gorilla stieg ein

Der Kerl war einschließlich Glatze 1,95 m groß, komplett tätowiert, ohne Hemd aber in Armee Combat-Hosen gekleidet. Das Taxi schoss durch die Nacht. Durch heruntergekommenen Strassen, auf denen die Beleuchtung fehlte.

Ich hatte keinen Schimmer wo wir entlang fuhren aber ich hatte zunehmend Angst, dass meine Eltern keine Ahnung haben würden was mir zugestoßen ist, wenn das schief ging. Ich verstand nicht was vorne gesprochen wurde. Die Fahrt schien endlos. Mir brach der Schweiß aus und Panik stieg auf. Ich ging alle Optionen zur Flucht durch. Mit dem Ergebnis dass ich keine hatte.

Es ging gut. Ich kam heil an. Gorilla wünschte mir noch eine sichere Reise. Ich lachte leicht hysterisch. Aber man kann wohl sagen, daß das alles andere als mutig war. Es war schlicht dumm. Ich hätte einen anderen Bus nehmen können.

Was also ist Mut?

Offensichtlich nicht, sich in bescheuerte Situationen zu bringen. Oder sich zu prügeln, als Vorgesetzter Mitarbeiter zur Schnecke zu machen, die am kürzeren Hebel sitzen oder mit Badelatschen und T-Shirt zu versuchen, auf den Mount Everest zu steigen (das war tatsächlich eine Zeitungsmeldung).

Ist Mut die Abwesenheit von Angst? Nein. Mut ist trotz der Angst zu handeln.

Mut …

  • bedeutet weiter zu machen, wenn man aufgeben will
  • bedeutet sich selbst zu erkennen. Auch die Schattenanteile in uns
  • ist einzustehen für das, was man für gerecht und richtig hält, auch wenn der Preis für einen selbst hoch ist
  • ist sich selbst zu reflektieren und Fehler einzugestehen
  • bedeutet Grenzen zu setzen gegenüber Anderen, um gut für sich zu sorgen
  • bedeutet über die eigenen Grenzen und aus der Komfortzone zu treten
  • ist, den alten Muster und Glaubenssätzen zu sagen: „Ihr könnt mich mal, ich tue es trotzdem“
  • ist, statt zu träumen, das zu verfolgen was man will und es umzusetzen.
  • ist, seine eigene Meinung zu vertreten auch wenn sie unpopulär ist
  • ist Phantasie nicht zu beschränken
  • ist für Schwächere einzutreten
  •  bedeutet sich selbst anzunehmen, so wie man ist. Denn wer sich selbst nicht liebt und akzeptiert, kann das auch bei anderen Menschen nicht wirklich
  • ist zuzugeben, wenn man sich geirrt hat
  • bedeutet (wieder) zu vertrauen
  • ist loszugehen ohne zu wissen, was vor einem liegt
  • ist nach dem Scheitern zu lernen, wieder aufzustehen und weiter zu gehen
  • ist aufrichtig zu sein – auch sich selbst gegenüber
  • bedeutet sich selbst zurückzunehmen
  • ist Chancen zu ergreifen und sich aus der Komfortzone zu wagen
  • ist die Fähigkeit das Wort „Nein“ auszusprechen
  • ist herauszufinden, was uns beschämt und Schamresilienz aufzubauen.
  • ist unbequeme, ehrliche Gespräche zu führen.
  • ist, die eigenen Werte zu kennen und danach zu handeln

Lerne deine Gefühle und Gedanken zu beobachten.

Viele Menschen versuchen dafür negative Gefühle und negative Gedanken zu verdrängen um mutiger und selbstbewusster zu sein. Das funktioniert nicht. Genaus so wenig wie krampfhaft positiv zu denken. Zudem gibt es keine negativen Gefühle. Sie alle wollen uns etwas sagen.

Angst ist eine überlebenswichtige Funktion.

Wären wir in der Steinzeit sorglos und angstfrei über die Blumenwiesen gehüpft, wäre das nicht lange gut gegangen. Nur leider hat sich unser Hirn seit der Steinzeit nicht sehr weiter entwickelt. In stressenden Situationen reagiert es immer noch mit der Frage: „Wo ist der Feind?“ Um dann in hektischen Aktionismus zu verfallen.

Auf Angst reagiert der älteste Teil unseres Gehirn mit 3 Reaktionen:

Fight, flight oder freeze. Das ist in Meeting Räumen oder auf Dates nicht unbedingt von Vorteil. Heutzutage werden solche Situationen weniger durch Raubtiere verursacht, sondern vielmehr durch das Gefühl „Ich bin nicht (gut) genug“.

Das Gefühl dabei ist Scham.

Scham verbinden wir mit sozialer Ausgrenzung und die wollen wir als soziale Wesen unbedingt vermeiden. Viele Träume werden nicht umgesetzt aus Angst vor Versagen und AblehnungSie führen dazu dass wir nicht mutig sind, sondern gleichgültig bleiben.

In manchen Bereichen unseres Lebens sind wir mutig. In anderen nicht.

Es gibt viele Momente in meinem Leben an denen ich sehr mutig war. Gegen Rassismus vorging oder Ungerechtigkeit. Aber es gibt einige, die mir noch immer in Erinnerung sind und bei denen ich bereue, genau deswegen nichts getan zu haben.

Eine Situation war z. B., als ich in Lateinamerika sah, wie ein Mann sein bis auf die Knochen abgemagertes Pferd schlug – und ich nichts tat. Oder als ich bei jemandem zu Besuch war und einen Fisch in einem völlig veralgten Becken seinem Schicksal überlies.

Oder als ich mitbekam, dass an einem Schalter ein Ausländer mit „Du“ angesprochen wurde, obwohl der Schalterbeamte vorher alle Leute mit „Sie“ angesprochen hatte. Ich habe nichts unternommen oder gesagt und das bereue ich heute noch.

Wir müssen keine Mahatma Gandhis, Sophie Scholls, oder Nelson Mandelas sein.

Mut ist manchmal nur, die eigenen Bequemlichkeit zu überwinden.

Mut ist sich der Angst zu stellen und sie als Freund zu akzeptieren, der uns vor etwas warnen will. Mut ist durch sie hindurch zu gehen und daran zu wachsen. Wenn der erste Schritt gemacht ist, kommt der Rest von alleine.

Die Belohnung sich der Angst zu stellen und durch sie hindurch zu gehen sind Kraft, Selbstbewußtsein und noch mehr Mut Unbekanntes anzugehen.

Es sind nie die Dinge an sich die uns Angst machen, sondern unsere Sicht darauf.

Und die Gedanken die wir uns dazu machen. Mit einem Perspektivwechsel und einem Lösungsweg vor Augen ist dann manchmal gar kein Mut mehr nötig.

Deine Zeit ist begrenzt, also verschwende sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Lasse dich nicht von Dogmen in die Falle locken. Lass nicht zu, dass die Meinungen anderer deine innere Stimme erstickt. Am wichtigsten ist es, dass du den Mut hast, deinem Herzen und deiner Intuition zu folgen. Alles andere ist nebensächlich. Steve Jobs

Vom „ja aber“ zum „warum nicht“ kommen.

Um Mut zu entwicklen ist es nötig ,die innere Haltung zu ändern. Zuzugeben dass man auch nicht für alles eine Lösung und Antwort parat hat. Zuzugeben auch Fehler zu machen und durch sie zu lernen. Am mutigsten ist es Verantwortung abzugeben.

Mut ist es zum Beispiel als Führungskraft ist, Menschen das Vertrauen zu schenken, ihre Aufgaben selbst lösen zu können.

Mut ist ein Stück weit die Kontrolle abzugeben. Menschen zu fördern ohne die eigene Position bedroht zu fühlen. Anderen auf Augenhöhe zu begegnen, ihre Meinung zu hören und zu akzeptieren. Sie als Gewinn zu verstehen, Dinge zu verbessern.

Mut wird in Zukunft immer wichtiger werden.

Und dazu sind Selbstreflexion und Selbstwertgefühl nötig. Denn das brauchst du um dich verletzlich machen zu können.

Fast alles, was wir im Leben haben wollen, hängt von der Fähigkeit ab unsere Scham zu überwinden und uns verletzlich zu machen.

Liebe, Erfolg, Neues wagen, Forschen. Künstlerisches Schaffen, sich selbständig machen… All das erfordert, sich auf etwas einzulassen, dessen Ausgang man nicht kennt und das einen – vor allem emotional – verletzen kann.

Um Mut zu entwicklen brauchst du fünf Dinge:

  1. Selbsterkenntnis um zu wissen wer du bist, was du kannst und was du willst.
  2. Deine Top 3 Werte, weil sie dir Oreintierung und Motivation geben.
  3. Die Fähigkeit, dich verletzlich zu zeigen.
  4. Schamresilienz um trotz des Gefühls “ich bin nicht genug” zu handeln.
  5. Deine Gefühle und Gedanken beobachten können um bewusst zu handeln.

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? V. van Gogh

Wenn du schon einmal anfangen willst mutiger zu werden, frage dich:

  • Wie sähe mein Leben aus, wenn ich mutiger wäre?
  • Wann war ich schon einmal mutig und was half mir dabei?
  • Was sind meine Top 3 Werte?
  • Was sind die Trigger, die bei mir das Gefühl: “Ich bin nicht genug” auslösen?

Mut ist, die Herausforderung und das Ungewisse zu akzeptieren, trotz der Angst. Nicht die Furcht zu leugnen, sondern sich dem zu stellen, was dahinter ist und zu tun was nötig ist, um weiter zu gehen.

Es wird Zeit sich aus der Schockstarre zu lösen

Selbst aktiv zu werden wenn sich Dinge verändern, damit sie einen nicht am Ende in den Mut der Verzweiflung drängen.

Jeanette
DEIN LEBEN. DEINE REGELN!

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