Foto: Ilona Habben

„Wir setzen uns nicht mit dem Tod auseinander – und dann fällt uns die Trauer an, wie ein wildes Tier“

Madita van Hülsen und Anemone Zeim sind Trauerarbeiterinnen. Mit ihrer Agentur „Vergiss mein nie“ haben sie einen Ort geschaffen, an dem sie mit Trauernden die Erinnerungen aufarbeiten und aus ihnen etwas schaffen, das neue Kraft gibt.

Trauer ist individuell und sie entsteht aus einem tiefen Schmerz

Was macht Trauer mit uns? Und wie begegnen wir dem Tod? Das sind Fragen, die wir uns alle irgendwann stellen müssen. Als Madita und Anemone aufeinandertreffen, hatten beide schon ihre Erfahrung mit dem Tod eines geliebten Menschen gemacht –und schnell stand fest,  dass die Auseinandersetzung damit ihr gemeinsames Thema ist. So haben sie die Agentur „Vergiss mein nie“ gegründet und begleiten nun Trauernde auf ihrem Weg. Wir haben mit den beiden gesprochen.

Ihr habt „Vergiss mein nie“ ins Leben gerufen. Es geht, wie ihr selbst sagt, um Umgang mit Leben, Tod und Trauer. Was genau steckt dahinter?

Madita: „ Wir haben ‚Vergiss Mein Nie’ als Agentur für Erinnerungen und Trauerkommunikation konzipiert. Erinnerungen spielen eine wichtige Rolle in der Trauerarbeit. Sie können, in die richtige Form gebracht, den neuen Lebensweg
begleiten. Als ausgebildete Trauerbegleiterinnen und kreative Köpfe haben wir den Wunsch nach einem anderen Umgang mit Leben, Tod und Trauer und ‚Vergiss Mein Nie’ versucht die Berührungsängste mit diesen Themen abzubauen.

Was ist denn genau Erinnerungsarbeit?

„Sie macht Erinnerungen vor allem greifbar. Erinnerungen sind kleine Unikate, die uns Zeitreisen ermöglichen und uns in dunklen Zeiten Kraft geben. Unsere kreative Aufarbeitung der individueller Geschichten macht sie greifbar und wird dem Verstorbenen dann gerecht. Das beinhaltet auch Trauerbegleitung. Die Trauer fällt uns an wie ein wildes Tier, hängt als schwerer Stein an unserem Herzen und droht uns ständig zu ersticken. In der Trauerbegleitung trauern wir nach vorne, arbeiten an der eigenen Stabilität und erleben Veränderungen als Chance für den eigenen Lebensweg. Zusätzlich machen wir Workshops über Leben und Tod. Denn mehr Wissen bedeutet weniger Angst.“

Wie kann so ein Erinnerungsstück aussehen?

Anemone: „Es gibt unendlich viele Dienstleistungen rund um das Thema Tod und Trauer. Aber eigentlich ist es doch so: Niemand kümmert sich um das, was wirklich bleiben soll: Die Erinnerung an den Verstorbenen. Aus diesem Gedanken ist unser Konzept entstanden. Wir verwandeln zum Beispiel vorwurfsvoll schauende Kisten voller Fotos in Erinnerungsstücke, die im Alltag ihren Platz finden können und dem Trauernden Kraft für seinen Weg geben. Bestes Beispiel: Die Tochter erbt den Lieblingspullover der Mutter. Für sie ist er untragbar – sie kann ihn aber auch nicht wegwerfen. Sie ist in einem Dilemma. Sie bringt ihn zu uns, wir stricken diesen Pulli zu einem Schal um – und die Tochter hat ein
Erinnerungsstück das ihr täglich Kraft, Wärme und Erinnerung spendet.“

Erinnerungsstücke sind immer ganz individuell. Mal sind es Arrangements…

Ursprünglich habt ihr in kreativen Berufen gearbeitet. Wie seid ihr beiden dann zur Trauerarbeit gekommen?

Madita: „Anemone und ich haben beide eine eigene Lebensgeschichte, wo wir mit dem Thema Tod in Berührung kamen. Wir haben beide erlebt, dass die Betreuung und die Gestaltung von Beerdigungen und die dazugehörige Nachsorge überhaupt nicht unseren persönlichen Wünschen entsprachen. Kennengelernt haben Anemone und ich uns, weil wir Nachbarn in einem Haus waren und sie Lust hatte als Redakteurin etwas
r mein Magazin zu schreiben. Als wir uns trafen haben wir aber gar nicht wie geplant über das Magazin gesprochen, sondern wie Wasserfälle über das Thema Tod. Wir waren uns einig, dass wir auf diesem Gebiet unbedingt etwas verändern wollen! Da haben wir
gemerkt, dass bei diesem Treffen etwas Magisches passiert ist und ab diesem Zeitpunkt haben wir uns jeden Montag getroffen, um ein Agenturkonzept zu entwickeln. Seit dem ersten Tag wussten wir, dass das genau unserer Persönlichkeit entspricht und wir beide uns brauchten, damit wir uns trauen diese Idee umzusetzen. Wir beide haben uns schon sehr lange und auch intensiv mit Themen wie Tod und Trauer auseinandergesetzt, aber konnten in unserem normalen Umfeld nie so offen darüber reden. Für dieses Projekt brauchte es zwei Visionärinnen, die es in die Tat umsetzen.“

Ging es dir genauso, Anemone?

Anemone: „Ich bin froh, dass Madita und ich uns in diesem Thema so wiederfinden und uns so gut darin ergänzen. Für mich persönlich war es ein bisschen der Wunsch nach sinnvoller Kreation. Ich merkte dass ich zwei Dinge sehr gut kann: ‚Tod und Trauer’, leider aus eigener Erfahrung und ‚kreative Lösungen finden’ aus meinem Beruf als freie Kreative in der Werbung. Beides zusammen ergibt die Erinnerungsarbeit mit Trauernden. Ich habe selbst erlebt, wie sinnvoll und gut es sein kann auf sich selbst zu hören im Trauerfall. Wir gut es der eigenen Gefühlswelt tut, Dinge aus dem Bauch zu entscheiden, Dienstleister herauszufordern und Konventionen zu hinterfragen und nicht alles so zu machen ‚weil alle das schon immer so machen.’ Sei das nun in Planung der Bestattung oder auch im Umgang mit der eigenen Trauer. Das ist echt merkwürdig – wir legen soviel Wert auf Individualität und Einzelstücke im Alltag und bei einem Trauerfall lassen wir
uns das Zweitbeste andrehen. Auf allen Ebenen.

Klar ist: Niemand muss die Super-Alternativ-Bestattung wählen. Aber jeder sollte wissen, was einem selbst gut tut. Und was alles möglich ist. Und es ist eine Menge möglich.“

Wie wird man eigentlich zur Trauerarbeiterin?

Madita: „Wir haben beide eine zweijährige Ausbildung zur Trauerbegleiterin beim Verein für Verwaiste Eltern und Geschwister e.V. in Bremen gemacht. Hier lernt man behutsam in Theorie und Praxis was für Trauernde wichtig ist und das etwa das Zuhören und das Akzeptieren sowie Aushalten der Trauer eine der wichtigsten Eigenschaften eines Trauerbegleiters sind.“…mal Kunstobjekte.

Würdet ihr sagen, dass der Tod noch immer ein Tabuthema ist?

Madita: „Der Tod ist ein ganz natürlicher Vorgang, genau wie die Geburt und das Leben an sich. Der Tod hat sich in unserer heutigen Gesellschaft nur zu einem Tabuthema entwickelt, da wir uns nicht mehr mit ihm beschäftigen. Wir lassen den Bestatter etwa die verstorbene Mutter anziehen und waschen, obwohl es vor 100 bis 150 Jahren noch ganz normal war, dass die eigene Familie diese Vorgänge auch zur Trauerarbeit bei sich im Haus macht. Wir haben einfach den Bezug zum Sterben und zum Tod verloren. Es gibt viele Menschen, die in der heutigen Zeit noch nicht einmal einen Toten gesehen haben.
Manche gehen ja das erste Mal mit 30 oder 40 Jahren auf eine Beerdigung. Die Kinder werden leider seit Jahren auch nicht mehr mitgenommen, obwohl sie ein Recht darauf haben und ab einem Alter von circa drei bis vier Jahren selber entscheiden können, ob sie das möchten und ob ihnen das gut tun würde – aber das ist wieder ein ganz neues Kapitel. Indem wir uns wieder dem Tod zuwenden und ihn als einen Teil des Lebens akzeptieren, kehren wir nur zu unseren Wurzeln zurück, mehr nicht.“

Warum blenden wir den Tod aus?

Anemone: „Wir leben in einem, Happy Place‘. Alles, was verfällt, faltig wirkt oder stark altert wird weggestaltet, aus der Timeline ausgeblendet. Es wird nicht repariert, es wird neu gekauft. Das merken wir auch in unseren Trauer-Coachings. Normalerweise hat jeder Mensch Selbstheilungskräfte, um mit der eigenen Trauer fertig zu werden. Jeder Mensch weiß, dass die eigenen Eltern irgendwann sterben werden, so sind die Spielregeln des Lebens. Das funktioniert aber nur mit Zeit und Akzeptanz. Wir haben aber in unseren Leben keine Zeit mehr. Nach spätestens zwei Wochen muss alles wieder laufen. Wer nach drei Monaten noch trauert, erntet Mitleid, wer nach neun Monaten noch trauert der ‚kommt nicht klar’. Klar ist aber, dass Trauer Zeit braucht. Viel Zeit. Keine ‚Zeit die Wunden heilt’ sondern individuell bemessene Zeit, die jeder Einzelne braucht, um sich mit seiner Trauer anzufreunden. Die Trauer kann man nicht ‚wegmachen’. Sie zieht ein wo sie will und benimmt sich dann wie ein nerviger Mitbewohner, der ungefragt in jeder Situation auftaucht und mit dem man sich arrangieren muss. Und weil es draußen keinen Raum gibt, schaffen wir eben Zeit und den Raum für die Trauer.“

Ihr begleitet Menschen durch die Trauer. Das braucht Vertrauen. Wie schafft ihr diese Basis, bei euch fremden Menschen?

Madita: „Ich glaube, erst einmal ist es wichtig, dass die Menschen, die zu uns kommen spüren, dass wir aufrichtig an ihnen als Mensch und an ihren Erinnerungen und Geschichten interessiert sind. Sie finden bei uns dafür einen geschützten Raum. Hier dürfen sie traurig sein und weinen, aber hier dürfen sie aber auch mal lachen oder mal fluchen. “

Anemone: „Es ist genau wie Madita sagt, alleine dass wir einen Raum bieten, in dem es okay und nicht merkwürdig, peinlich, stimmungsvermiesend oder trostlos ist, traurig zu sein – sondern menschlich – zeigen sich viele unserer Besucher sehr emotional. Als würden sie mit Betreten unseres Büros auch ihre Gefühlswelt betreten. Es ist auch immer wieder schön zu sehen, was alles zum Vorschein kommt, wenn man nichts ‚wegtröstet’ und die Trauernden einfach mal sein lässt. Das alleine kann schon viel Druck wegnehmen
und Vertrauen schaffen.“

In Workshops werden die Themen gemeinsam aufgearbeitet.

Wie kann als Freund oder Familienmitglied für jemanden da sein?

Madita: „Man kann zum Beispiel aktiv seine Hilfe anbieten. Auch wer akut trauert, braucht Lebensmittel: Geh bei dem Trauernden vorbei und bring essen, Klopapier, Waschmittel mit, geh einkaufen oder schau einfach nach, ob etwas fehlt. Man kann auch mal auf die Kinder aufpassen oder mit zur Behörde gehen, wenn das hilfreich ist. Ladet den Trauernden zum Spaziergang ein und seid nicht böse wenn er absagt. Kommt einfach wieder und ladet ihn immer wieder ein. Natürlich ohne zu nerven. Oder nehmt den Trauernden auch einfach mal in den Arm. Es kann aber auch sein, dass der Trauernde keine Nähe zulassen möchte. Wichtig ist es, auf die Signale des Trauernden zu achten: Zieht er sich bei Berührungen eher zurück oder erwidert er sie? Und er darf natürlich auch alleine sein, wenn er das lieber möchte. Grundsätzlich ist das Zuhören immer
sehr wichtig. Auch wenn der Trauernde einige Geschichten immer wieder erzählt, dann ist das ok, das ist ein ganz normaler Prozess der Trauerverarbeitung.“

Anemone: „Es ist wichtig, diese Angebote auch nach Wochen und Monaten zu wiederholen. Und nachzufragen, sich die Geschichten noch einmal anzuhören, aufmerksam zu sein. Nach einem Jahr, nach zwei Jahren, nach fünf Jahren. Die Trauer wird sich in ihrer Form verändern, aber sie bleibt immer ein Teil des Freundes oder des Familienmitglieds. Und das darf man nicht ignorieren, wenn es das Thema des Anderen ist. Man spricht ja auch über Hochzeit und Kinder. Vielleicht ist es am ehesten das füreinander da sein statt wegzutrösten.“

Wie kann man sich eure Arbeit denn konkret vorstellen?

Madita: „Man kann uns eine E-Mail schreiben, uns anrufen oder einfach in der Agentur zu einem kostenlosen Beratungsgespräch vorbeikommen. So kann man uns persönlich einmal treffen und wir können gemeinsam herausfinden, was demjenigen gut tun würde. Je nachdem, ob es sich dann um einen Trauerbegleitung, eine Erinnerung oder einen Workshop handelt schaut man, wohin der Weg gehen kann. Wenn sich derjenigen für eine Erinnerung entscheidet, dann hängt das ganz von der Erinnerung ab, wie die Gestaltung und Umsetzung am Ende aussieht und wie lange dieser Prozess dauert. Manchmal liegen wir mit einer Idee direkt richtig und manchmal merkt man auch während der Ideenphase oder auch der Umsetzung, dass der Hinterbliebene doch gerne nochmal einmal oder mehrmals etwas ändern möchte und dann erfüllen wir diesen Wunsch natürlich auch.“

Anemone: „Es gibt einen ersten Gesprächstermin, an dem wir uns treffen und schauen um was es eigentlich geht. Und viel wichtiger: Was ist vorhanden? Fotos, Filme,
Schmuckstücke? Nummernschild? Gebisse? Krokodil-Skelette? Wir versuchen in diesem Gespräch den Menschen und seine Geschichte zu erfassen. Erinnerungen sind ja immer total subjektiv und gehören dem Menschen, der sie hat. Die Gespräche laufen dann oft ähnlich ab: Anfangs passiert viel Smalltalk, niemand möchte mit dem ‚unangenehmen Thema’ anfangen. Dann wird der Sterbevorgang erzählt, das ist immer sehr traurig, emotional und ergreifend. Und danach beginnt die Zeitreise in die Vergangenheit. Und ab hier kann man richtig spüren, wie sich der Raum mit den ganzen Geschichten füllt, die Menschen reden schneller, bekommen rote Wangen und leuchtende Augen. Unser Ziel ist, diese Energie festzuhalten – quasi als Standbild. Jetzt entwickeln wir Umsetzungsideen dazu. Das bedeutet aber auch, ganz wach zu sein und immer nachzufühlen – ist das jetzt richtig? Passt die Idee zum Verstorbenen? Man muss sich da als Kreativer manchmal enorm zurücknehmen. Weil wenn die Form, wenn die Idee nicht stimmt, wird es ein Staubfänger und kein Erinnerungsstück.“

Wie sehr nimmt man die Trauer der anderen nach der Arbeit mit? Habt ihr Strategien, wie ihr abends abschalten
könnt?

Madita: „In der Ausbildung zur Trauerbegleitern lernt man Techniken, wie man sich selber schützen kann. Ich für meine Seite tanke meine Energien etwa beim Sport oder bei meinem Job als Moderatorin wieder auf. Meine Trauerarbeit profitiert sogar enorm von meinem Beruf als Moderatorin, denn die Power und Fröhlichkeit die ich im Entertainmentbereich auftanke, fließt geradewegs zu Trauernden, die diese energiereiche
Lebensbejahung wunderbar gebrauchen können. Für mich persönlich ist es eine perfekte Balance meiner Fähigkeiten. Aber es ist ja nicht so, dass die Arbeit mit Trauernden einem keine Kraft gibt. Hier steckt auch unglaublich viel positive Energie drin. Es ist ein unglaublich erfüllender Beruf und die Erinnerungen und Geschichte der Menschen sind oftmals sehr bunt und überhaupt nicht traurig.“

Anemone: „Es ist in allen unseren Bereichen wichtig auf sich und andere zu achten. Selbstschutz klingt so, als wären die Trauernden gefährlich (lacht). Natürlich muss man in diesem Job Mechanismen entwickeln, um die Geschichten und die Gefühle der Trauernden nachfühlen zu können. Es ist aber auch wichtig, diese dann nach Ladenschluss im Büro lassen zu können.  Bei den Erinnerungen sind es ja überwiegend
sehr positive und schöne Gefühle, die da im Raum herumschwirren. Im übrigen fühlt man sich auch nach einer Trauerbegleitung oft voller Energie, weil soviel Lebendiges und Schönes in einer Stunde passieren kann. Es ist ja nicht so dass da nur geweint wird. Wir haben auch schon eine Stunde abwechselnd gelacht und in einen Sandsack gehauen. Geschwiegen. Oder Farbbeutel an die Wand geworfen. Durch die Trauer stecken viele Emotionen fest, die dann in der richtigen Umgebung ans Licht kommen.

Dennoch sind wir keine Psychologen. Wir sind die Leitplanke an einer sehr steilen Serpentine des Lebens. Menschen mit Traumata oder psychologischen Folgeerkrankungen empfehlen wir an Psychotherapeuten weiter.“

Ab wann ist es hilfreich, sich mit seiner Trauer in professionelle Hände zu begeben?

Anemone: „Jeder Mensch hat die Fähigkeit, seine Trauer alleine zu bewältigen, solange er seine Trauer nicht als lebensbedrohlich empfindet Ist das aber der Fall, ist eine Begleitung auf kurzer oder langer Strecke sinnvoll und verhindert im besten Falle sogar psychosomatische Folgeerkrankungen. Die Intensität, mit der Trauer empfunden wird, ist aber ganz individuell und hängt auch mit der Trauerkultur in der eigenen Familie zusammen. Man kann also nicht sagen: Bei Kindstod auf jeden Fall Trauerbegleitung, bei Großvatertod nicht. Dafür ist Trauer zu individuell. Man darf zu uns kommen, wenn man das Gefühl hat, dass man gefühlsmässig feststeckt. Dass man nicht mehr ein noch aus weiß. Oder dass man eigentlich trauriger ist als man es sich eingesteht. Oder, dass im eigenen Leben gar keinen Platz zum Trauern ist. Oder wenn man sich über das alles gar nicht so sicher ist. Oft hilft ein Gespräch um zu sagen: ‚Ich versuche es alleine’ oder ‚Eigentlich brauch ich ein bisschen Unterstützung’. Wir haben auch oft Anfragen von Leuten, deren Kinder oder Freunde sie auf ihre Trauer ansprechen und auf uns hinweisen. Das nehmen die Betroffenen oft ganz dankbar auf, weil sie selbst nicht mehr wissen, was mit ihnen los ist.“

Wann beginnt Trauerarbeit?

„Wir beraten auch Menschen, deren Angehörige in naher Zukunft sterben könnten. Das ist natürlich auch sehr belastend wenn der Vater die Diagnose Krebs bekommt und man gar nicht weiß wie man mit ihm umgehen soll. Den Tod ansprechen? Die eigenen Ängste formulieren? Oder den Kranken schützen und alles schönreden? Wo bekommt man da noch Kraft für den eigenen Alltag her? Trauerarbeit beginnt eben manchmal auch schon vor dem Tod.“

Alle Artikelbilder: Carolin Bohn.

Mehr bei EDITION F

Wie die libanesische Fotografin Tanya Traboulsi den Tod ihres Vaters in ihren Bildern verarbeitet hat. Weiterlesen

Sibylle Berg: „Das Gefühl von Endlichkeit ist deprimierend“. Weiterlesen

Drepression: Mein Schlachtplan gegen die Dunkelheit. Weiterlesen

Anzeige