Foto: Daniel Spase | Unsplash

Vom Studium in die Arbeitslosigkeit – eine Erfahrung, über die ich endlich sprechen will

Am Ende meines Studiums war ich mir sicher: Einen Job finde ich ganz schnell – bis mich die Realität einholte. Mein langer Weg vom Studium zum Job.

Und plötzlich bist du arbeitslos

Es geht in diesem Text um ein Thema, über das es mir unglaublich schwer fällt zu sprechen: die „Arbeitslosigkeit“ nach einem Studium (Ich setze das Wort in Anführungsstriche, weil ich zu stolz war mich tatsächlich arbeitslos/suchend zu melden). Ab April habe ich nun zwar einen Job, aber ich möchte von dem langen und steinigen Weg dahin berichten, um anderen, die momentan vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken, Mut zu machen.

Studium, Abschluss, Job – leider nicht

Das ganze Spektakel beginnt für mich vor ungefähr einem Jahr, meine Bachelor-Arbeit ist abgegeben und über den Sommer kann ich mich noch ein wenig auf meinem Studentenstatus ausruhen, denn bis zum Herbst habe ich ein Studententicket für die Öffentlichen Verkehrsmittel und genügend Zeit, um mich für einen Job zu bewerben – dachte ich.

Da ich neben dem Studium immer fleißig geschuftet habe, ist so ein Zwischeneinstieg für mich bestimmt machbar sein. Außerdem kann ich mit Sicherheit in dem Unternehmen bleiben, in dem ich schon als Studentin gearbeitet habe. Auf einen Master habe ich erstmal keine Lust, ich will endlich man ran ans Eingemachte und mehr Arbeitserfahrung sammeln, bevor ich mich mit weiterem theoretischem Wenn und Aber in der Vorlesung berieseln lasse. Wissen, das ich um ehrlich zu sein nie anwenden musste in meinen bisherigen Jobs, denn es ist so wie alle es sagen: Learning-by-doing (aka working) macht einfach am meisten Sinn.

Der Bewerbungs-Horror beginnt

Ich fange also an mich fleißig zu bewerben, bekomme viele automatisierte Eingangsbestätigungen und meistens – etwa zwei Wochen später – nett verfasste, automatisierte Absagen. Sinngemäß klingen die ungefähr so: „Sie sind toll, aber wir haben einen besseren gefunden, aber lassen sie sich nicht unterkriegen, wir glauben an ihr Glück“ – ja dann gebt mir doch einfach einen JOB, dann kann ich auch wieder an mein Glück glauben!

Es kommt natürlich auch zu Vorstellungsgesprächen und Assessment Center, die alle eigentlich durchweg positiv laufen. Und trotzdem keine Zusage, denn „Wir haben einen 30-jährigen Doktoranden gefunden, mit sechs Jahren Arbeitserfahrung, der passt viel besser in unser Traineeship als sie, aber lassen sie sich nicht unterkriegen, sie sind toll!“ Ich besuche Job-Messen, abonniere den XING-Stellenmarkt-Emailverteiler, den StepStone-Wir-helfen-dir-E-Mail-Verteiler, bei Monster und Stellenwerk schaue ich so rein, weil ich sonst den Überblick verliere.

6 Monate später habe ich immer noch keinen Job

Im Herbst stehe ich dann da: ohne Studententicket und immer noch ohne Job. Im Winter gehe ich zu Bundesagentur für Arbeit und lasse mich beraten. Der nette Herr erklärt mir die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit und gibt mir ein paar hilfreiche Tipps, um meinen Lebenslauf aufzufrischen. „Wollen sie sich arbeitslos melden? Oder lieber arbeitssuchend?“ Mein stolzes, RTL-II-geprägtes Alter Ego springt ein und verneint. Ich brauche keine Hilfe, ich schaffe das auch alleine, ich habe ja schließlich studiert.

Aber geholfen hat mir der nette Herr trotzdem, er hat mich ermutigt weiter zu suchen und mich auch auf Stellen zu bewerben, die augenscheinlich erstmal nicht zu dem passen, was ich studiert habe. Also vielleicht ein kleiner Tipp am Rande: Man kann sich bei der Bundesagentur für Arbeit auch einfach nur beraten lassen.

Wie es mir damit geht? Nicht gut

Worüber ich jetzt noch nicht gesprochen habe, ist mein mentaler Zustand in dieser Zeit: der war um ehrlich zu sein immer ziemlich beschissen. Jede Absage trifft einen irgendwo. Jede Einladung zum Gespräch ermutigt einen wieder – aber eine Absage nach einem Gespräch ist der größte Schlag in die Fresse.

Mir haben meine Familie, mein Freund, meine Freunde und nicht zu vergessen der Sport viel dabei geholfen wieder neue Energie zu tanken und Wut rauszulassen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an euch. Für jeden, der sich momentan in einer ähnlichen Situation befindet, habe ich ein paar Tipps gesammelt, die mir geholfen hätten:

1. Schaut vielleicht tatsächlich mal bei der Bundesagentur für Arbeit vorbei. Ich habe tatsächlich Hilfe bekommen.

2. Lasst euch nicht von dummen Standardabsagen unterkriegen, bleibt weiter am Ball. Irgendwann klappt es.

3. Legt euch ein XING-Profil an und nutzt es (geht auch ohne die Premium-Edition).

4. Macht euch eine Excel-Tabelle mit den Firmen, notiert euch den Bewerbungsstatus und Absagen. Die Liste ist zwar manchmal unglaublich frustrierend, aber mir hat sie geholfen den Überblick zu behalten.

5. Schafft euch trotzdem einen strukturierten Alltag  – das klappt bei mir manchmal mehr, manchmal weniger, aber ich versuche es.

6. REDET MIT ANDEREN DARÜBER!!!

7. Glaubt weiterhin an euch selbst!

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