Foto: Nicole De Khors | Burst

Warum die Corona-Krise ein feministisches Thema ist

Ohne Fürsorge- und Pflegearbeit und damit ohne die unterbezahlte und teilweise unbezahlte Arbeit von Frauen wird die Corona-Krise nicht zu bewältigen sein. Die Auswirkungen des Corona-Virus machen diese unsichtbare Arbeit sichtbar und verdeutlichen einmal mehr den gesellschaftlichen Wert von Care-Arbeit. 

Fürsorge ist unsichtbare Frauenarbeit

Wenn die Schulen und Kindergärten schließen, wer betreut die Kinder? Sind es ganz selbstverständlich die Mütter, die dann zu Hause bleiben müssen, weil sie sich ganz automatisch verantwortlich fühlen und auch gesellschaftlich verantwortlich gemacht werden, oder sind es die Väter? Sind es andere Frauen, die diese Arbeit unter schlechter Bezahlung erledigen?

Wenn Vater und Mutter Home-Office machen müssen, wer ist nebenbei für die Kinderbetreuung zuständig? Wer kauft für Oma ein, weil sie nun besser zu Hause bleibt? Ist es ihre Tochter oder ihr Sohn? Wer kümmert sich um die Kranken in Quarantäne?

Fürsorge ist unsichtbare Frauenarbeit. Immer noch. Sie ist entweder unbezahlt oder unterbezahlt. Eine Krise wie die, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist, verschärft die Situation daher vor allem für Frauen. Aktuell erledigen Frauen in deutschen und österreichischen Haushalten 75-80 Prozent der Haushalts-, Fürsorge- und Pflegearbeiten. Schon ohne eine gesundheitliche gesamtgesellschaftliche Krise lastet auf ihnen unsichtbare und unbezahlte Arbeit. Und auch die durch den Corona-Virus und die Quarantäne anfallenden Fürsorgearbeiten werden deshalb vor allem auf Frauen zurückfallen.

Ohne die unbezahlte Arbeit der Frauen würde die Gesellschaft stillstehen

Werden die Arbeiten ausgelagert, werden sie oft von mehrfach diskriminierten Frauen, etwa mit Migrationsgeschichte, gemacht – und oft werden diese dafür schlecht bezahlt. Auch die aufgrund von Personal- und Ressourcenmangel ohnehin schon überarbeiteten Pflegekräfte, für die aktuell in Österreich bereits Urlaubssperre und Aufhebung der Arbeitszeitbestimmungen diskutiert wird, sind überwiegend Frauen. In Deutschland liegt der Anteil an Frauen in Pflegeberufen bei fast 76 Prozent, in Österreich sind sogar 92,2 Prozent der in der mobilen Pflege Beschäftigten und 85,8 Prozent der in der stationären Pflege (beispielsweise in Krankenhäusern) Beschäftigten Frauen.

Frauen sind es also, die sowohl die bezahlte, als auch die unbezahlte Care-Arbeit erledigen, ohne die unsere Gesellschaft stillstehen würde. Frauen sind es deshalb auch, die die Corona-Krise besonders treffen wird. Es sind mehrheitlich Frauen, die darunter leiden, wenn es Engpässe an Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstung gibt und sie sich nicht mehr ausreichend gegen Infektionen schützen können. (Über die aktuell sehr prekäre Situation in österreichischen Krankenhäusern berichtet übrigens @frauschwester_ auf Instagram.)

Es gilt, auf bessere Bezahlung von Care-Arbeit zu pochen

Es sind mehrheitlich Frauen, denen nun neben dieser bezahlten Pflegearbeit auch noch mehr Fürsorgearbeit zu Hause aufgebürdet werden wird. Auch deshalb wird in Deutschland – im Gegensatz zu Österreich – noch mit einheitlichen Schulschließungen gezaudert: Zu groß ist das Risiko, dass die größtenteils weiblichen Pflegekräfte in den Krankenhäusern ausfallen könnten aufgrund unbezahlter Betreuungspflichten ihrer eigenen Kinder.

Krisen wie diese verdeutlichen den gesellschaftlichen Wert von Fürsorgearbeit. Gerade jetzt gilt es deshalb, auf bessere Bezahlung von Care-Arbeit und Pflege zu pochen, auf eine gerechtere Verteilung unter den Geschlechtern, sowie auf eine Reduzierung der Belastungen. Es ist ein guter Moment, eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden für Sozialberufe zu fordern, für die aktuell in Österreich demonstriert und gestreikt wird.

Ohne Fürsorge- und Pflegearbeit und damit ohne die unbezahlte und unterbezahlte Arbeit von Frauen, wird die Corona-Krise nicht zu bewältigen sein. Die Auswirkungen des Corona-Virus machen diese unsichtbare Arbeit sichtbar und zeigen drastisch ihre gesellschaftliche Relevanz.

#Corona ist deshalb auch ein feministisches Thema.

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