Foto: Carlotta Polzer

Alle haben einen Plan für ihr Leben – nur ich kann mich nicht entscheiden

Alle wissen ganz genau, was sie machen wollen – nur ich nicht. Aber ist das wirklich so schlimm?

Ich bin lost

Meine lieben Freunde brechen regelmäßig in lautes Gelächter aus, wenn ich ihnen meine neuste Idee unterbreite: „Bis du dann wieder eine neue Idee hast, was?“ Ich besitze die Fähigkeit, lichterloh für etwas zu brennen. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und weiß, dass ich meinen Job kündigen muss. Besonders während meiner Studienzeit, als ich viele verschiedene Jobs hatte, passierte das regelmäßig. Ich wache dann auf und habe eine Idee, die an mir rüttelt und schüttelt und mich nicht mehr loslässt, bis ich mich an den Laptop setze und eine E-Mail mit Betreff „Kündigung“ schreibe.

Manchmal frage ich mich, warum ich so anders bin. Während andere Menschen Angst vor Veränderungen haben, bereitet es mir Bauchschmerzen, wenn ich nicht auf mein Gefühl höre. Das macht mich manchmal inkonsequent und sprunghaft, in einem Moment möchte ich Kolumnistin in New York sein, im nächsten Moment am liebsten auf’s Land ziehen und 20 Malteser-Welpen adoptieren.

Nie am Ziel

Natürlich kann ich realistische von unrealistischen Träumen unterscheiden und bin mir der Macht der sozialen Medien durchaus bewusst. Tagtäglich sind wir so vielen Einflüssen ausgesetzt, dass es manchmal schwer ist, auf das eigene Gefühl zu vertrauen. Aber ich halte die Füße deshalb trotzdem nicht still. Bereitete es mir früher Sorgen, dass ich nicht geradlinig sein kann, sehe ich das heute als Stärke: Ich bin von Göttingen nach Berlin gezogen, von Berlin nach Malta und jetzt von Malta zurück nach Berlin. Ich habe begonnen, Journalismus zu studieren und hatte drei Wochen später eine Festanstellung in einem schwedischen Unternehmen auf Malta, und habe mich jetzt dazu entschieden, nach Deutschland zurückzukehren, um selbstständig zu arbeiten – und all das in nur fünf Monaten.

Klingt wahnsinnig anstrengend? War es auch. Aber auch spannend und aufregend und voll von Momenten, in denen dein Herz ganz laut klopft und du spürst, dass dir etwas Großartiges bevorsteht. Durch meinen Job auf Malta habe ich jetzt die Möglichkeit, meine dortige Tätigkeit freiberuflich von überall aus fortzuführen. Ich habe außerdem meinen Blog und einen Stylisten-Job. Hätte ich den Schritt nach Malta vor einigen Monaten nicht so völlig spontan und aus meinem Bauchgefühl heraus gemacht, dann wären mir so einige tolle Erlebnisse und wichtige Karriere-Kicks verborgen geblieben. Dann wäre ich jetzt nicht in der Position, mich als digitaler Nomade versuchen zu können.

Für mehr Mut

Ich weiß, dass Jobs manchmal doof sind. Jobs und Verantwortung, das Studium, die Ausbildung – all das kann runterziehen. Aber ich weiß auch, dass wir manche Dinge durchziehen müssen. Rückblickend hat mir mein sozialwissenschaftliches Studium zu 70 Prozent keine Freude bereitet, ich bin regelmäßig an meinen Statistik-Vorlesungen verzweifelt, aber ich habe es beendet, weil ich den größeren Sinn dahinter erkennen konnte: Ein vielseitiges Studium, mit dem ich flexibel bleibe. Ich habe sehr oft mit dem Gedanken gespielt, mein Studium nicht zu beenden und ich bin der Meinung, dass das in vielen Fällen auch der richtige Schritt ist. Ich weiß aber auch, dass wir manchmal in verdammt saure Äpfel beißen müssen, um weiterzukommen.

Und dennoch möchte ich für mehr Mut plädieren. Entscheidungen müssen manchmal rational getroffen werden – aber es bleibt dieser innere Drang, der dir ganz genau sagt, was du wirklich möchtest. Etwas, bei dem du Herzklopfen und Schnappatmung bekommst, wenn du nur daran denkst. Etwas, dass dich Tag und Nacht vergessen lässt, bei dem du plötzlich zehn Stunden am Stück vor dem Laptop sitzen kannst, ohne deine Arbeit als Arbeit zu empfinden. Das kann temporär sein, ja, denn Interessen ändern sich, aber es ist deine aktuelle Realität und deinem Bauchgefühl solltest du nie misstrauen.

Ich weiß nicht, wo ich hingehöre. Aber das kann ich nur herausfinden, wenn ich Verschiedenes ausprobiere. Ich kann in den nächsten Monaten scheitern, es kann aber auch ziemlich cool werden. Wir sind nicht nur A oder B, wir können so vieles sein. Deshalb sage ich: Einfach mal machen!

Lottas Artikel ist bereits auf ihrem Blog erschienen. Wir freuen uns sehr, ihn auch hier veröffentlichen zu können.

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