Wenn der Frust im Job zur Tagesordnung gehört muss sich etwas ändern. Aber was?
Es reicht!
Stocksauer lege ich auf. „Jetzt reicht es!“, brülle ich. „Seit wann ist mein Engagement eigentlich nichts mehr wert? Sollen die doch ihr Projekt selber machen.“ Und ich nehme mir zum gefühlt hundertsten Mal vor, ab jetzt wirklich nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen – da erspare ich mir wenigstens eine Menge Stress.
Frust im Job kennen wir alle. Aber was ist, wenn selbst Aufgaben, die uns früher Spaß gemacht haben, nur noch Kraft kosten?
17 Prozent haben innerlich gekündigt
Die Statistiken zum Thema zeigen mir, dass ich mit diesem Mangel an Wertschätzung, den ich spüre, nicht alleine bin. Nicht mehr von Frust, sondern einer „inneren Kündigung“ ist dann die Rede, wenn die emotionale Bindung zum Unternehmen abreißt. Das ist bei mir eigentlich nicht der Fall. Ich habe sogar ein ausgesprochen enges emotionales Verhältnis zu meinem Job. Leider hat sich das aber deutlich ins Negative verkehrt, seit mein einstiger Chef vor einem halben Jahr gegangen ist.
Wie mir geht es laut Gallup-Studie 17 Prozent der Arbeitnehmer. Und 67 Prozent sind auf dem besten Weg dahin. Das Fatale an der Situation: Die innere Kündigung schadet vor allem einem selbst. Denn Unzufriedenheit im Beruf wirkt sich tagtäglich auf unser Leben aus. Einmal zur unverbesserlichen Pessimistin geworden, fällt es immer schwerer, die guten Seiten der eigenen Arbeit zu erkennen, Abläufe strukturiert zu halten und auch Fehlzeiten nehmen zu. Zusätzlich zieht man Kollegen und Kunden ab einem bestimmten Punkt gleich auch noch mit runter.
Du musst dich ändern
Da hilft nur eines, sagt mir Karriereberaterin Simone Stargardt von der Karriere-Akademie Carriere & More, bei der ich mir Rat hole: Die Reißleine ziehen. Doch was heißt das? Den Job hinwerfen? Ein klärendes Gespräch mit dem Abteilungsleiter führen? Oder besser die Phase einfach aussitzen, ganz nach dem Motto: das wird schon wieder? „Egal, welchen Weg Betroffene wählen, es geht vor allem darum, dass sie erkennen, dass sich nicht ihr Umfeld ändern muss – sondern sie sich selbst“, sagt sie.
Denn auch in einem neuen Job kann es wieder Kritiker geben und ein klärendes Gespräch ist noch lange kein Garant, dass Änderungen wirklich umgesetzt werden. Auch einem ersten Aussitzen kann schnell das zweite folgen und ehe man sich versieht, kommt eine Endlosspirale in Gang. Ende: ungewiss. Aber, Zufriedenheit wird hier sicherlich nicht warten.
Frust im Job? Die Ursachen liegen meist tiefer
Wie also kann meine Reißleine aussehen? Ich beginne mich zu fragen, ob mein derzeitiger Betrieb und Job überhaupt zu mir passen oder ob nicht doch das Aussteigermodell, etwa als Yogalehrerin auf Bali, besser für mich wäre. „Genau an dieser Überlegung muss man ansetzen. Nur wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann auch glücklich im Job werden“, sagt Stargardt. Denn was einmal richtig war, kann eben auf einmal komplett falsch werden.
Ich muss also herausfinden, was ich wirklich will. Wenn das nur so einfach wäre. Denn eine Yogaschule fände ich durchaus reizvoll. Aber Führungskraft werden, Kinder kriegen, eine Weltreise machen und im Ausland arbeiten eben auch. „Um weiterzukommen, ist es wichtig, einen persönlichen Lebensplan zu entwickeln“, sagt Stargardt. Denn der Frust im Job ist meist nur eine oberflächliche Reaktion auf einen tieferliegenden Punkt, der uns triggert, weil wir unzufrieden sind. Wer aber ein klares Ziel vor Augen hat, auf das er hinarbeitet, hält Frust besser aus und tut sich leichter, große Entscheidungen zu treffen.
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