Wir alle haben Angst. Und doch den Mut, es trotzdem anzupacken. Über unseren Schatten zu springen. Hinauszugehen.
Wenn die Welt still steht
Wie die meisten von euch habe auch ich am Freitag vor dem
Fernseher, vor dem Smartphone, vor dem Computer gesessen. Schockiert,
fassungslos, entsetzt und voller Trauer. Und zutiefst verängstigt. Was passiert
dort in Paris? Was geschieht nur mit uns? Die Welt stand still und meine
Gedanken rasten. Ich habe von einem Moment auf den anderen alles in Frage gestellt.
Mein Leben, mich selbst. Meine Arbeit, denn sie ist ein Teil von mir. Texte,
die geschrieben, Interviews, die vorbereitet werden wollten – alles beiseite geschoben.
Nichts war mehr wichtig. Es ging nicht nur mir so, viele haben geplante
Aktionen und Blogposts abgesagt und geschrieben, dass sie schweigen, nicht über
vermeintliche Banalitäten und Nichtigkeiten schreiben wollten.
In Paris gingen derweil die Menschen langsam wieder auf die
Straßen, kauften Lebensmittel und Zeitungen, versammelten sich am Place de la
République, um Kerzen anzuzünden, zu trauern, nicht allein sein zu müssen. Eigentlich
sollten sie zu Hause sein, sich in Sicherheit bringen, sich schützen, so die
Anweisung der Polizei. Doch viele antworteten: „Wir haben keine Angst.“
Jetzt erst recht
Ich glaube das nicht. Doch ich glaube, dass es etwas gibt,
das wichtiger ist als die Angst und dass diese Menschen das wissen: Den Mut, es
trotzdem zu tun. Die Angst in die Tasche zu packen, die Tür hinter sich zu
schließen und hinauszugehen. Trotzdem. Und jetzt erst recht.
Und genau das tun wir im Kleinen, in dem Alltag, in den wir
zurück müssen, heute und jeden Tag. Ob wir ein Geschäft eröffnen, ein Kind
bekommen, eine Bewerbung verschicken. Ob wir die Wohnung kündigen, um irgendwo
neu anzufangen oder ein Blog aufsetzen und lange überlegen, ob wir wirklich
den Mut haben, auf „veröffentlichen“ zu drücken.
Wir haben eine Scheißangst. Und den Mut, es trotzdem zu tun.
Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog von Sonja. Sie hat ihn hier ein zweites Mal veröffentlicht.
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