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Kohle, Kids und Job: Wie es klappen kann, wenn beide Karriere machen wollen

Zwei volle Einkommen, keine Kinder. Immer mehr Paare entscheiden sich für zwei gleichberechtigte Karrieren – als Dual Career Couple. Was das im Alltag bedeutet und wie es als solches Paar klappen kann.

Double Income No Kids

Das Akronym DINK dürfte mittlerweile den meisten Frauen um die 30 bekannt sein: Double Income No Kids.

Dual Career Couples. Sie unterscheidet sich von vielen anderen Doppelverdienerpaaren darin, dass beide Partner eine eigene langfristige Karriere verfolgen, die oft mit viel Engagement, Zeit- und Kraft-Investment verbunden ist.

Noch machen Dual Career Couples nur circa zehn Prozent aller deutschen Paare aus. Allein durch den Anstieg der Zahl der Akademikerinnen wird dieser Anteil in den nächsten Jahren jedoch weiter wachsen. Studien zeigen außerdem, dass Personen mit Hochschulabschluss häufiger auch Partner mit gleichwertiger Qualifikation haben und dass die Mehrheit des Managernachwuchses aus Partnerschaften mit Doppelkarrierepaaren stammt.

Eine wachsende Zahl dieser Paare entscheidet sich heute auch mit Kind für die
Fortführung ihrer Karrieren.

Was sich Paare fragen sollten

Bei zwei gut laufenden Karrieren spielt Geld in der Regel kaum eine Rolle bei der Organisation von Haushalt oder Familie. Stattdessen muss eine grundlegend höhere Komplexität im Alltag bewältigt werden. Das heißt, es gibt viel abzustimmen, zu verhandeln und zu organisieren in einer Doppelkarrierefamilie, das sind oft ganz alltägliche Fragen wie diese, klingt banal, aber das gemeinsame Gespräch darüber ist tatsächlich wichtig:

Beziehung: Unterstützt du mich, auch bei meiner Karriere? Was wünscht du dir von mir als Partner*in? Wie finden wir Zeit zu zweit?

Haushalt: Welche Aufgaben übernimmst du und welche ich? Was können wir abgeben? Kann uns ein Dienstleister unterstützen? Wenn ja, wie finden wir einen guten? Und wer ist zuständig?

Kinderbetreuung: Was wäre eine geeignete Kita/Nanny/Aupair und wie finden wir die? Passt er*sie zu uns, ist er*sie belastbar und flexibel? Welches Modell passt am besten zu unserem Leben?

Karriere: Soll ich den nächsten Karriereschritt wagen und was bedeutet das für unsere Familie und Beziehung? Welches Jobangebot soll ich annehmen? Würden wir dafür umziehen?

Kommunikation: Wie wollen wir miteinander reden und uns abstimmen? Welche Tools wollen wir nutzen? Wann muss ich auf jeden Fall erreichbar sein?

Dazu kommen manchmal auch innere Konflikte, wenn es zum Beispiel eine Konkurrenzsituation mit dem*r Partner*in gibt, man sich zwischen Job und Familie zerrissen fühlt, unter der Präsenzkultur im Unternehmen leidet oder Schuldgefühle hat. Auch hier hilft immer nur: reden und sich dafür Zeit nehmen.

Paare sind glücklicher, wenn beide ihre Karriere weiter verfolgen

Aber wenn ein Doppelkarrierepaar es schafft, diese Herausforderungen zu bewältigen, scheint sich eine höhere Zufriedenheit mit dem eigenen Leben einzustellen, als wenn diese Paare auf eine der beiden Karrieren verzichtet hätten.

In verschiedenen Befragungen unter Doppelkarrierepaaren gab die Mehrheit eine höhere Selbstachtung, eine positive Anerkennung durch den*die Partner*in, einen größeren Zusammenhalt in der Beziehung und ein besseres Kräftegleichgewicht zwischen den Partnern an. Außerdem betonten die Befragten, dass jeder der beiden Partner*innen eine höhere Autonomie genießt.

Neben diesen immateriellen Vorteilen liegen die finanziellen Vorteile auf der Hand: Mehr Möglichkeiten für einen individuellen Lebensstil wie Reisen, Kinderbetreuung und Wohnen und ein gutes Polster für die Altersvorsorge.

Drei Tipps, wie es als Dual Career Couple klappen kann

Neue Definition: Wenn beide Partner Karriere machen wollen, ist es wichtig, die Partnerschaft gleichberechtigt und kooperativ zu gestalten. Paare in Doppelkarrierefamilien sollten zum Beispiel ihr eigenes Verständnis des „guten Vaters“ und der „guten Mutter“ klären und eine für sie selbst passende Definition finden.

Bezahlte Hilfe: Ein weiteres Erfolgsrezept ist Hilfspersonal. Sei es die professionelle Kinderbetreuung, die Reinigungskraft, der*die Dogwalker*in oder die Einkaufshilfe – der Familienalltag läuft einfach reibungsloser, wenn man mehr Zeit für Partner*in, Kinder und sich selbst hat. Es ist das Geld wert.

Richtiges Zeitmanagement: Der wichtigste Punkt ist aber wahrscheinlich ein gutes Zeitmanagement. Bei den vielen Alltagsthemen, die auch in anderen Familien zu klären sind, kommen noch die Karriere-Themen, Mobilität und Fremdorganisation dazu. Hier kann es Sinn machen Tools und entsprechende Apps zu nutzen oder, ganz banal, sich den gemeinsamen Google-Kalender digital verfügbar zu machen. Manchmal kann sogar eine Zeitmanagement-Schulung helfen. So springt am Ende auch mehr Zeit für einen selbst raus, denn zur Planung des Tages gehört neben Job und Kindern auch die Planung der eigenen Freizeit und der Zeit mit dem*r Partner*in.

Der Weg der Doppelkarriere folgt nie einer fertigen Schablone. Beide Partner*innen bringen ihre eigene Vita mit und die Strategien, die das Paar und den einzelnen im Job zum Erfolg führen, müssen individuell gefunden und verhandelt werden.

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