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Machen ist wie wollen, nur krasser

Den perfekten Zeitpunkt, um ein Vorhaben anzugehen, gibt es nicht. Davon ist Nina Stromann überzeugt. Ein Plädoyer fürs Machen.

Klar kannst du Projekte abbrechen!

„Machen ist wie wollen, nur krasser“ … Als ich dieses Zitat das erste Mal las, habe ich mir vor Lachen halb in die Hose gemacht! Ich liebe diesen Spruch, denn genau das, was er aussagt, kenne ich von mir selbst. Schon seit Urzeiten denke ich darüber nach, ein Buch zu schreiben. Der erste Versuch war meine Doktorarbeit an der juristischen Fakultät. Das Projekt habe ich ziemlich zügig zu Ende gebracht, indem ich es abgebrochen habe! HAHA. Das war gut so, auch wenn ich sehr lange damit gehadert habe. Wie du bereits weißt, lautete das Motto in meinem Elternhaus: „Was du beginnst, machst du zu Ende.“

In Bezug auf meinen juristischen Werdegang habe ich insgesamt 15 Jahre benötigt, um mir zu erlauben, auszutreten. In Bezug auf meine Doktorarbeit war ich zum Glück etwas schneller, sie habe ich schon nach sechs Monaten eingestellt. Es wäre eine Katastrophe geworden. Warum? Weil ich die richtige Person am falschen Platz war. Weil es mich wahrscheinlich meine Seele gekostet hätte.

Zum Glück hatte ich selbst nicht die Disziplin, noch eine Doktorarbeit in einem Feld zu schreiben, das mir gar nicht liegt. Wenngleich ich relativ gut darin war. Das war generell meine Herausforderung. Ich bin in vielen Dingen relativ gut. In diesem Fall ist es umso schwieriger, etwas abzuhaken und als nicht stimmig zu bewerten. In Bezug auf meinen jetzigen Beruf kann ich von Herzen sagen, dass ich ihn liebe. Ich liebe es, Menschen zu unterstützen über sich hinauszuwachsen und das scheinbar Unmögliche zu verwirklichen. Vielleicht habe ich mir deshalb das scheinbar unmögliche Ziel gesetzt, dieses Buch innerhalb von drei Wochen zu schreiben. Ich habe die Entscheidung einfach getroffen. Ohne zu wissen, wo ich anfangen soll, wie das geht und ob es mir gelingen wird. Was ich wusste war: Ich bin fest entschlossen.

Die Entscheidung, ein Buch zu schreiben

Als ich meine Entscheidung, dieses Buch zu schreiben, publik machte, kamen auf einmal aus allen Ecken Informationen rund um das Thema Buch auf mich zu. Mir erzählten Menschen von ihren eigenen Erfahrungen, ein Buch zu veröffentlichen. Ich erfuhr, dass es eine Möglichkeit gibt, sein Buch live zu schreiben. Es gab so viele Dinge, die ich mir über das Bücher schreiben aneignete. Zudem lernte ich Expert*innen kennen, die sich darauf spezialisiert haben, Menschen wie mich zu beraten, wie man ein Buch am besten schreibt.

Ich war erschlagen von den vielen Informationen und fühlte mich schlecht. Ich hatte mir das sportliche Ziel gesetzt, das Buch so zu schreiben, weil ich eine Freundin der Tat bin. Auf einmal erlebte ich mich wie gelähmt. Ich spürte in mir den Drang, mit all den Expert*innen zu sprechen und all diese Informationen zu verarbeiten, um informiert in den Prozess zu gehen. In der Tat lernte ich innerhalb eines Tages so viel über das Bücherschreiben wie nicht in all den 39 Jahren zuvor. Dennoch spürte ich ein ungutes Gefühl. Ich merkte, dass all diese Informationen mich von dem abhielten, was für mich anstand, nämlich das Buch tatsächlich zu schreiben.

Meine erste Erkenntnis: Wie schreibt man ein Buch? Indem man schreibt. Relativ simpel, wenngleich nicht einfach. Ich vertraue meiner Intuition. Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, irgendwelche Anleitungen darüber zu lesen. Ich möchte schreiben und das habe ich getan. Denn ich weiß, dass Wege dadurch entstehen, dass man sie geht (Franz Kafka).

„Den Mutigen gehört die Welt.“ –

(anonym)

Ich erlaube mir, diese Erfahrung zu machen. Es wird bestimmt einiges geben, dass ich besser hätte machen können. Aber es ist die Lernerfahrung, die mich erst zu diesem Schluss kommen lässt. Der Psychotherapeut Gunther Schmidt bringt das auf den Punkt, indem er sagt: „Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich mich damals anders entschieden.“

Die Angst zu scheitern

Nichtsdestotrotz fühlt sich im Augenblick nur eines richtig an: Die Entscheidung und die Umsetzung. Zack – zack. Für alles andere finde ich eine Lösung und zwar genau dann, wenn ich sie benötige. That’s it. Ich beobachte viele Menschen, die sich aus Angst davor zu scheitern, abhalten lassen. Es lieber gar nicht erst versuchen, es könnte ja in die Hose gehen. In der Tat ertappe ich mich auch bei diesem Gedanken. Jedoch bleibe ich nicht dort stehen. Ich sehe meine Angst, erlaube mir sie zu fühlen und dann gehe ich weiter. Trotzdem.

Wir Menschen haben das Vertrauen in unsere Fähigkeiten und darin verloren, dass das ganze Leben ein Prozess ist. In dem Drang alles perfekt machen zu wollen, verwehren wir uns die Erfahrung. Dabei ist sie es, die nicht nur eine Heidenfreude bereitet, sondern die unser größter Lehrmeister ist. Ich habe nichts gegen Theorie und Wissenschaft. Ich halte sie für gut und notwendig. Allerdings sollte sie immer in die Tat umgesetzt werden. Andernfalls findet das Leben nur in unserem Kopf statt.

Also entschied ich mich wieder einmal in meinem Leben ein Risiko einzugehen. Ich unterstellte, dass ich in dem jetzigen Augenblick über all die Informationen verfügte, die ich benötigte, um dieses Buch zu schreiben. Ich sagte mir, dass alles andere, was wesentlich ist, zu seiner Zeit kommen würde.

Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt

Meine Kernbotschaft: Alle Stärke liegt innen nicht außen. Daran glaube ich zutiefst. Wir suchen häufig im Außen nach noch mehr Informationen. Wir lassen uns von Apps erzählen, wann wir trinken sollen, anstatt mit uns in Kontakt zu bleiben und zu spüren, wann wir Durst haben. Sorry, was ist los mit uns? Es gibt immer nur den ewig währenden jetzigen Moment. Alles andere sind Projektionen in die Zukunft und die Vergangenheit und auch diese finden im JETZT statt.

Nichtsdestotrotz warten wir auf den besten Zeitpunkt. Was, wenn es keinen besseren Zeitpunkt gibt als JETZT?

Was, wenn du alles besitzt, um genau das zu tun, was du dir wünschst?

Was wäre dann? Bitte beantworte dir diese Frage, denn sie entscheidet darüber, ob du dir in Gedanken Luftschlösser baust oder das in die Welt bringst, was du dorthin bringen möchtest. Wir Menschen halten uns ab, weil wir auf den richtigen Moment warten, weil wir denken, nicht informiert, nicht klug genug zu sein. Wir benötigen immer mehr Informationen und je mehr uns zur Verfügung stehen, desto weniger sind wir in Kontakt mit dem wirklich Wesentlichen. Deiner inneren Stimme, die dir sagt, was richtig und wichtig für dich ist. Wenn sie dir sagt, dass du Informationen benötigst, dann hol sie dir. Wenn sie allerdings sagt, dass du loslegen sollst, dann leg verdammt noch mal los. Scheiß auf deine App und finde deine Antwort. Es ist die einzige, die zählt.

Dieser Text ist ein Auszug aus Nina Stromanns Buch Coconut Life: Warum du größenwahnsinnig sein solltest, um ein geniales Leben zu leben. Wir freuen uns, ihn hier veröffentlichen zu können.

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