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Warum dein Perfektionismus deine größte Schwäche ist

Gerade im Job wollen viele alles möglichst perfekt machen. Aber ist das überhaupt eine gute Idee? Nun – es gibt gute Gründe dafür, dass dein Perfektionsdrang wirklich nicht deine größte Stärke ist.

 

Ich bin Perfektionist! Und das ist gar nicht gut so

Wenn ich etwas anpacke, dann mache ich es auch richtig. Sei
es mein Job, mein Aussehen oder die Kinderplanung. Ach ja? Heute treibt uns in
Sachen Lebensweg kaum etwas mehr um, als auch wirklich das Beste aus allem herauszuholen. Perfektionismus ist zum Volkssport mutiert. Und
eigentlich ist das ja auch was Gutes, denn was sollte an einem perfekten
Ergebnis falsch sein? Nun, was erst einmal gut klingt, wird nicht selten zur
Stolperfalle. Denn wer alles so perfekt wie möglich machen will, kommt oft
überhaupt nicht weiter, gerät maximal in Stress, produziert auch maximalen
Stress für andere – nur um am Ende feststellen zu müssen: Das Leben ist nun mal
so, dass selbst der beste Plan manchmal nicht aufgeht. Hätte man das also nicht
einfacher haben können? Oh ja.

Aber auch und ganz besonders im Jobleben stehen sich
Perfektionisten häufiger im Weg, als dass sie mit ihrer Eigenschaft wirklich
weiterkommen. Denn gerade hier zählt häufig: Einfach mal machen. Das zwar nicht
ohne Plan, aber auch nicht mit einem falsch verstandenen Perfektionsanspruch.
Denn sonst kann man jedes Konzept kaputt reden und jede Strategie gleich x-Mal über
den Haufen schmeißen. Am Ende ist es doch so: Nichts ist perfekt, was von
Menschen gemacht ist. Und das muss es auch nicht. Wieso man sich also mit
diesem Charakterzug wirklich dringend mal auseinandersetzen sollte, hat Kate
Boogaard aus eigener Erfahrung als Perfektionistin für The Muse aufgeschrieben
und wir haben uns die Argumente mal angesehen.

Warum der Drang zur Perfektion keine Stärke ist

1. Es hält dich zurück

Menschen, die zu Perfektionismus neigen, wollen am liebsten
gar nichts tun, von dem sie nicht wissen, dass sie wirklich gut darin sind.
Denn wer will sich schon abmühen, nur um dann hinterher mit einem mittelmäßigen
Ergebnis dazustehen? Nun, mag ja sein, dass das nicht die angenehmste und
befriedigendste Situation auf der Welt ist – aber sie gehört verdammt noch mal
zum Leben dazu. Wer sich immer nur in seinem Sicherheitsrahmen bewegt, wird nie
rausfinden, was da draußen noch alles wartet – und dazu gehören nicht nur
Teilerfolge, sondern weitere Dinge, in denen man richtig gut ist und die vor
allem auch Spaß machen und bereichern. Wer hier seine Grenzen zu früh zieht,
wird weder beruflich noch als Person über sich hinauswachsen können.

2. Du legst deinen Fokus auf die falschen Dinge

Wer sich vor allem darauf konzentriert, seine Aufgaben
perfekt zu erledigen, kann sich darin auch verlieren. Und das bedeutet dann:
Statt noch einmal weiterzudenken oder auch umzudenken, wenn es nötig ist,
verlieren sich Perfektionisten gerne mal in Details. Und das führt dann eben
auch nicht zum perfekten Ergebnis, sondern eher dazu, dass man gar kein
Ergebnis hat. Statt sich stundenlang mit der richtigen Schrift oder der
richtigen Farb-Balance der Bilder zu beschäftigen, sollte man sich lieber auf
das große Ganze konzentrieren und im Zweifel auch mal Kollegen oder Freunde mit
ins Boot holen, die einem schnell und unkompliziert einen Rat geben können, der
weiterbringt. Und wenn es nur ist, dass sie dir sagen: Halte dich doch nicht
mit diesem unnötigen Kram auf!

3. Du nimmst dir nie die Zeit, deine Erfolge zu feiern

Dein liebster und häufigster Gedanke? Ist als Perfektionist
mit Sicherheit: „Ja, das ist ganz gut, aber es hätte noch viel besser werden
können.“ Und genau deshalb vergisst du auch immer, deine Erfolge zu feiern –
denn warum sollte man etwas feiern, das man auch hätte besser machen können?
Außerdem warten doch schon längst die nächsten Aufgaben, die schnell und mit Bravour
gemeistert werden wollen. Das ist nicht nur traurig für dich, sondern auch für dein Team, das davon über kurz oder lang entmutigt wird. Außerdem
kann diese Verhaltensweise ganz maßgeblich dazu beitragen, dass du dich irgendwann selbst überforderst. Hallo, Burnout!

4. Es macht dich häufig unerträglich

Was für jeden im Jobleben manchmal schwer erträglich ist:
Menschen ticken einfach unterschiedlich. Doch was andere nur nervt, kann bei
Perfektionisten schnell in eine Art Kontroll-Wahn ausarten – denn natürlich
erwarten sie nicht nur von sich selbst die bestmögliche Performance, sondern
auch von allen anderen. Und vergessen dabei gerne mal: Dass ihr Weg nicht der
einzig richtige ist. Wer hier immer wieder versucht, sein Verhaltens-Korsett anderen überzustülpen, wird sich im Büro keine Freunde machen. Was nicht
die beste Strategie ist: Denn ein möglichst perfektes Ergebnis braucht oft mehr als einen
Kopf, der daran gearbeitet hat.

5. Du verbringst ein Leben voller Enttäuschungen

Man muss es einfach noch einmal sagen: Nichts ist wirklich
perfekt. Und mit dieser Realität muss sich jeder mal auseinandersetzen.
Aber nein, jetzt kommt nicht der Rat, dass man ab sofort alles nur noch halbherzig
abhaken soll, sondern sich und anderen einfach mal kleine Fehler verzeihen sollte, ohne daran zu verzweifeln. Schafft man das nicht, wird die Konsequenz sein, ein Leben in Unzufriedenheit zu verbringen – und wie perfekt wäre das am Ende
dann gewesen? Richtig, gar nicht.

Am Ende sei gesagt: Dinge richtig gut machen zu wollen, ist
fraglos eine tolle Charaktereigenschaft. Aber alles immer perfekt hinzukriegen, ist schlicht nicht zu erreichen – und hält letztlich oft viel mehr
auf, als dass es weiterbringt. Also verkauft das im Jobinterview auch nicht
als eure „Schwäche“, um so mit besonderem Fleiß zu punkten – denn das ist
erstens ein Uralt-Trick, den jeder Personaler durchschaut und lässt euch zweitens gar nicht so gut dastehen, wie ihr vielleicht erst dachtet. 

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