Wo sehe ich mich in der Zukunft? Was bedeutet Erfolg für mich? Lena wagt einen Blick über ihren Studentenalltag mit Prüfungen, Feiern und langem Ausschlafen hinaus und sieht: jede Menge Fragezeichen.
Studium… und dann?
Eigentlich stecke ich noch mitten in meinem Studium, mache mir mehr Gedanken darüber,
wie ich meine Miete bezahle und welcher meiner Mitbewohner als nächstes mit dem Bad putzen an der Reihe ist, als dass ich ernsthaft mit dem Kopf schon zwei Jahre voraus
bin und Karrierepläne schmiede. Die Zeit nach meinem Studium ist für mich
gerade noch schwarz, durchzogen von jeder Menge Fragezeichen: Wo will ich hin?
Was will ich tun? Was ist mein Ziel?
Familie, Freunde, Bekannte raten mir: „Geh doch erstmal ins
Ausland“ oder „Du bist doch noch so jung, da kannst du doch gleich
nochmals studieren.“ Ja, das stimmt allerdings. Ich bin noch ziemlich jung. Wenn ich bedenke, dass ich gerade mal 21 bin, wenn ich die Tür meiner Hochschule ein letztes Mal hinter mir zuziehe, spüre ich ein Grummeln in meinem Bauch. 21 Jahre waren meine Eltern, als sie mit ihrem Studium begonnen haben, meine Freunde im gleichen Alter hoffen jetzt mit dem dritten angefangenen Studium, endlich die richtige Wahl getroffen zu haben. Und ich bin einfach schon „fertig“.
War ich vielleicht zu zielstrebig?
War ich vielleicht einen Tacken zu schnell, zu zielstrebig, zu voreilig? Hätte ich doch nach meinem Abitur eine Auszeit nehmen und ins Ausland gehen sollen?
Meine Entscheidungen treffe ich gewöhnlich aus dem Bauch heraus, so stand für mich damals die Möglichkeit einer Auszeit überhaupt nicht zur Debatte. Ich hatte meinen Wunschstudienplatz in Stuttgart bekommen, warum also sollte ich meinen Start um ein weiteres Jahr heraus zögern, wenn ich mich schon längst bereit fühlte? Mein Bauch also sagte: Los.
Nun, knapp drei Jahre nach dieser Entscheidung – für mich ist es auch heute noch die richtige – fühle ich ein wenig Nostalgie in mir aufsteigen. Denn ich befinde mich wieder am gleichen Punkt. Nachdem mir das Studium drei Jahre lang die Richtung klar vorgegeben und ich die Möglichkeiten des Abbiegens vermisst hatte, bietet sich nun wieder die Chance: Wo will ich hin? Was ist meine nächste Station?
Ins Ausland? Vielleicht. Oder noch ein Zweitstudium hinterher, das ganze Studentenprogramm von Anfang? Hm, eher nicht. So sehr ich das Studentenleben mit
all seinen Vorzügen liebe – den langen Nächten, dem spätem Aufstehen, der morgendlichen Entscheidung, ob die eine Vorlesung wirklich so existentiell ist – bei weiteren drei dieser Jahre würde mein Motivationslevel täglich an Höhe verlieren. Alsooo?
Höchste Priorität: Unabhängig sein
Die oberflächlichen Gespräche mit selbst ernannten Experten über meine Berufswahl, die Frage, was ich denn später mal machen will, Journalismus sei angeblich sooo ein heikles Pflaster, kann ich nicht mehr hören. Und auch nicht nachvollziehen: Denn so lange man wirklich dahinter steht, was man tut, findet man schon eine passende Nische für sich. Davon bin ich überzeugt.
Was für mich bei meinem persönlichen Erfolg oberste Priorität hat – ist zwar recht grundsätzlich, für mich aber essentiell: Unabhängigkeit. Und zwar in allen Facetten.
1. Finanziell: komplett aus eigener Tasche leben können, mir mein Leben selbst verdienen. Sich ab und zu mal etwas gönnen können, ohne gleich jeden übrig gebliebenen Cent umdrehen zu müssen.
2. Fachlich: eigene Ideen umsetzen, meine Kreativität ausleben; zu lieben, was ich tue. All das, was in meinem Studium von allen möglichen Prüfungsvorgaben und Bedingungen vergraben wurde, wieder auszubuddeln. Und natürlich, neue Herausforderungen annehmen, nicht im Alltagstrott versinken, sondern immer wieder mal über den eigenen Schatten springen.
3. Persönlich: niemanden etwas mehr beweisen müssen, sich bei der Arbeit zuhause fühlen und zu dem stehen, was ich mache. Und vor allem: weiterhin Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen können.
Auf den Bauch hören
Wenn ich das so manch einem Freund oder einer Freundin erzähle, schauen diese mich meist nur fragend an: „Lena, ganz ehrlich, das kannst du doch noch lange genug“ oder „Was ist denn mit dir los? Ich würde am liebsten mein ganzes Leben lang studieren“. Möglicherweise haben sie damit auch Recht, vielleicht bereue ich in drei Jahren, dass ich nicht doch noch ein zweites Studium eingeschoben, ein Jahr im Ausland verbracht habe. Aber gerade zählt doch der Moment, oder nicht?
Und bisher hat mich mein Bauch meist die richtigen Entscheidungen treffen lassen. Schon früher dachte ich manchmal, dass ich mir mit meinen Plänen zu viel vorgenommen, zu viel zugemutet habe. Ob ich vor zwei Jahren daran geglaubt hätte, dass ich da bin, wo ich gerade stehe? Nein, aber gehofft. Und irgendwie hatte ich mit der Hoffnung – zumindest nach meinen Vorstellungen – Erfolg.
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