Wie sieht das optimale Arbeitsumfeld aus, in dem Mitarbeiter*innen ihre ganze Energie und ihr Potenzial entfalten können? Die Antworten darauf sind recht simpel, nur berücksichtigen viele Führungskräfte das schlichtweg nicht.
So beschneiden Chef*innen das Potenzial ihrer Mitarbeiter*innen – meist ohne es zu merken
Was wollen uneingeschränkt alle Arbeitnehmer*innen? Ganz einfach: einen Job, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Ideen verwirklichen können. Doch so einfach ist das offensichtlich gar nicht, denn was in den meisten Unternehmen fehlt, sind Arbeitsbedingungen, die das zulassen. Dabei wäre es kein Hexenwerk, sie zu etablieren und doch scheinen sich viele Führungskräfte wahnsinnig schwer damit zu tun, das umzusetzen – anders würde es sich nicht erklären lassen, dass Arbeitnehmer*innen bei Frust im Job über die immer gleichen Probleme klagen.
Es sind Probleme, die hausgemacht sind und in der Regel aus einer falschen oder sogar einer fehlende Kommunikation zwischen den verschiedenen Unternehmensebenen entstehen und dazu führen, dass aus einem starken Team ganz schnell ein unmotiviertes wird. Denn würden sich mehr Chef*innen trauen, sich wirklich einmal auf einen offenen Austausch mit ihren Mitarbeiter*innen darüber einzulassen, was sie brauchen, um in ihrem Job volle Leistung zu erbringen, könnte das häufig sehr unkompliziert zu einer positiven Veränderung für alle Beteiligten beitragen. Für alle Chef*innen, die noch Anregungen brauchen, bei welchen Themen es im Argen liegen könnte, haben wir hier sieben Probleme zusammengefasst, die immer wieder genannt werden – und wie man besser vorgehen könnte.
Diese Dinge stressen Mitarbeiter*innen in ihrem Job am meisten
1. Mehr Raum, mehr Ruhe
Es ist so simpel, wie absolut notwendig: Um gute Leistung zu erzielen, brauchen Mitarbeiter*innen Raum für sich und eine gewisse Ruhe. Wer an einem Ort arbeiten muss, an dem eine ständige Geräuschkulisse durch zu eng gestellte Schreibtische herrscht, alle paar Minuten ein Telefon klingelt und die Bürotür zu jederzeit offensteht, wird sich weder wirklich fokussieren können, noch den Raum haben, um kreativ denken zu können. Schafft für eure Mitarbeiter*innen einen Arbeitsplatz, an dem das Stresslevel nicht zusätzlich durch die Umgebung befeuert wird, denn das raubt unglaublich viel Energie, die dann für die Aufgaben fehlt. Warum sich das so sehr lohnt, werdet ihr ganz schnell an ihrer Leistung bemerken.
2. Eine respektvolle Kommunikation
Ein gutes Arbeitsklima braucht eine gute Kommunikation untereinander. Und das bedeutet, dass die Gespräche offen sind, aber auf professioneller und nicht auf persönlicher Ebene ablaufen. Es ist gut, wenn man sich auch privat versteht, aber vermischt sich die private und die berufliche Ebene zwischen Führungskraft und Team zu sehr, können die Dinge ebenso extrem kompliziert werden, wie wenn gar keine Beziehung herrscht. Wer hier versucht ein gutes Mittelmaß zu wahren und eine respektvolle Umgebung etabliert, die ohne unvermittelte Gefühlsausbrüche (etwa im Fall von Kritik) oder dem kompletten Desinteresse am Gegenüber auskommt, hat schon verdammt viel in Sachen Arbeitsatmosphäre geschafft. So schwer ist es doch wirklich nicht.
3. Erspart euren Mitarbeitern ein Boreout
Viele Menschen mögen ihren Job, nicht zwingend aber auch ihre*n Chef*in. Grund dafür ist häufig das Gefühl, nur als Arbeitstier gesehen zu werden, das ohne Perspektive und die Möglichkeit etwas zu bewegen vor sich hinarbeitet. Das schläfert ein, was nicht nur schädlich für das Selbstwertgefühl und die Motivation der Mitarbeiter*innen (Stichwort Boreout) ist, sondern auch für das Unternehmen. Wer sein Team ermutigen kann, Dinge zu wagen und auch Ideen zu äußern, die mal über den eigenen Kompetenzbereich hinausgehen, wird viele Impulse und wesentlich mehr Engagement durch jeden Einzelnen bekommen. Also los, lasst eure Mitarbeiter*innen wachsen – davon haben wirklich alle was.
4. Micromanagement – lasst eure Leute mal machen
Zu einer guten Führung gehört, dass man delegieren kann. Was nach Binsenweisheit klingt, fällt vielen Manager*innen aber leider verdammt schwer. Und das birgt auf mehreren Ebenen Probleme – denn ständig unvermittelt seinen kleinen Zeh in Arbeitsprozesse zu stecken, Rückfragen zu (häufig) längst Erledigtem zu stellen, Meetings zu Kleinstthemen anzuberaumen oder Berichte zu verlangen, die eigentlich nicht notwendig wären, hält nicht nur den Arbeitsprozess auf, sondern demotiviert das Team auch wahnsinnig. Denn suggeriert wird dadurch, selbst wenn das nicht beabsichtig ist: Ich habe weder einen Überblick, noch vertraue ich euch. Eure Team-Mitglieder wurden sorgfältig aufgrund ihrer Expertise ausgewählt, also lasst sie auch mal machen, ohne ständig dazwischen zu fuhrwerken. Das entlastet euch übrigens auch und macht den Kopf frei für Aufgaben die wirklich auf eurem Tisch liegen.
5. Gesundheit geht vor
Es ist absurd, wie viele Arbeitnehmer*innen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie länger als drei Tage krankgeschrieben werden. Um diesen ungesunden Zustand zu beheben, der den Genesungsprozess übrigens eher verlangsamt, sind jedoch Kolleg*innen und die Führung gleichermaßen gefragt. Auf die Message kommt es an! Auch wenn die Krankheit ungünstig kommt, weil viel Arbeit oder ein wichtiges Projekt am Laufen ist – unterschwellige Vorwürfe bringen nun gar nichts. Wer in einem Unternehmen nicht auch mal krank sein kann, sollte sich was Neues suchen. Denn ein solches Arbeitsverhältnis kann, der eigenen Gesundheit zuliebe, keine Zukunft haben.
6. Pausen von der Arbeit – keine Mails nach Feierabend oder am Wochenende
Raum und Ruhe sind nicht nur vor Ort im Büro wichtig, sondern ganz besonders auch dann, wenn der Arbeitstag endet. Das Gefühl ständig erreichbar sein zu müssen und dadurch nie aus den Arbeitsthemen rauszukommen, kann krank machen. Auf jeden Fall aber erzeugt es Stress, der demotiviert und wieder einmal Energie abzieht, die dann am nächsten Tag im Büro fehlt. Also haltet euch an die einfache Regel, dass ihr eure Mitarbeiter*innen nach Feierabend und am Wochenende nur im absoluten Notfall kontaktiert, ganz gleich auf welchem Kanal – und nicht, weil euch noch eine schöne Idee gekommen ist, die man auch einfach am nächsten Morgen besprechen könnte.
7. Fragen, Fragen, Fragen
Man kann es nicht oft genug sagen: Sprecht mit eurem Team – und das nicht nur einmal im Jahr im Mitarbeiter*innengespräch. Eine gute Führungskraft muss zuhören können und bereit sein, die erhaltenen Infos auch wirklich zu nutzen. Eure Mitarbeiter*innen sind die Seele eures Unternehmens und haben in der Regel wahnsinnig viele Ideen dafür, was die eigene Arbeit verbessern könnte oder auf welche Themen man besonders achten sollte. Nutzt dieses Wissen, etwa zur Stimmung im Team, welche Belastungen gerade herrschen und wieso, was für (neu entdeckte) Talente noch nicht eingebracht werden, welche kleine Ziele gerade erreicht wurden oder welche Änderungen die Arbeitsprozesse in den Ressorts verbessern würde. Die Infos dazu sind häufig nicht nur wertvoll für eine bessere Struktur, sondern die Fragen danach zeigen auch Interesse und Wertschätzung für die Mitarbeiter*innen.
Kurz gesagt: Es ist wirklich keine unlösbare Aufgabe, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der eine offene, respektvolle Kommunikation herrscht, Raum für gute Ideen bleibt und Mitarbeiter ihr ganzes Potenzial entfalten können. Also sprecht mit eurem Team und lasst euch davon überraschen, wie einfach es häufig ist, den Arbeitsalltag für alle Beteiligten effizienter und angenehmer zu machen.
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