Ist unser Partner nur ein Spiegelbild unserer Liebe zu uns selbst? Nein, sagt unsere Community-Autorin. Aber, was bedeutet Liebe dann?
Ist das wirklich Liebe?
In einem Text bei EDITION F schreibt thirtyplus über den größten Irrtum der Liebe, den sie jedoch seit einigen Jahren hinter sich gelassen hat. Was bleibt ist ein Liebeskonzept, das sehr viel Leere hinterlässt.
„Wenn wir uns verlieben, erinnern wir uns lediglich daran, wie großartig, wie göttlich wir sind. Der andere ist nur ein Spiegel – er bringt ein Gefühl in uns zum Vorschein, das vorher schon da war und auch nachher wieder da sein wird.”
(Zitat aus: Unser größter Irrtum über die Liebe)
Pardon, doch hier möchte ich vehement widersprechen.
Selbstliebe braucht keinen Partner
Bevor ich meinen aktuellen Partner kennengelernt habe, habe ich lange Zeit allein gelebt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe mich selbst respektiert, geliebt und mich selten einsam gefühlt. Meinen Partner liebe ich, weil er ein wundervoller, spannender und interessanter Mensch ist, der mich vielleicht nicht vollendet – ich war ja nie unvollständig – aber dafür auf eine Art und Weise ergänzt, die meinem Leben unglaublich viel Glück bringt. Wäre ich in ein Spiegelbild meiner eigenen Göttlichkeit verliebt, ja, wäre mein Partner ein „Objekt der Liebe”, das mich nur an die Liebe selbst erinnert, ich wäre wohl nicht lange mit ihm zusammen. Und auch er würde wohl schnell das Weite suchen, denn wo bleibt er, wenn ich überall nur mich sehe?
Mein Partner ist kein Spiegelbild
Selbstliebe und die Liebe zu einem anderen Menschen – ob platonisch oder romantisch – sind unterschiedliche Dinge. Wenn man zu der einen fähig ist, dann profitiert die andere davon. Doch sie können auch unabhängig voneinander existieren und sollten nie zu sehr miteinander vermischt werden.
Wer sich nicht selbst liebt, der sucht die Bestätigung sicherlich in den Augen des Partners. Doch wer sich allein im Partner reflektieren will, der übersieht nicht nur einen potenziell faszinierenden, eigenständigen und wunderbaren Menschen, sondern auch sich selbst in Relation zu ihm. Wer nur sich selbst liebt, bleibt allein.
In Ihrem Beitrag benennt die Autorin die Angst, die Beklemmung bei dem Gedanken daran, die Liebe wieder zu verlieren. Doch wer die Selbstliebe verliert, wenn der Partner geht, der hatte sie nie. Die Liebe zu uns selbst kann zwar von einem Partner (aber auch Freunden, Familie und selbst anonymen Internet-Bekannten) gestärkt werden, doch sie ist nicht an die Liebe zum Partner gebunden. Wenn der Partner geht, dann geht er, dann verschwindet die Liebe zu ihm, das Gemeinsame mit ihm. Wer sich davor fürchtet und nicht immer im Moment des Glücks leben kann, der soll sich nicht dafür schämen müssen, etwas falsch zu machen, falsch zu lieben, falsch zu fühlen. Glück ist nie ein Dauerzustand, selbst in der glücklichsten Beziehung wird es Momente geben, in denen sich die Angst vor dem Ende einschleicht und flimmernd am Rande steht.
Selbstliebe schützt uns nicht vor dem Verlust
Angst vor dem Verlassenwerden, die habe ich auch, wenn ich mich selbst liebe und respektiere. Denn wenn ein Mensch geht, der mir wichtig ist, dann ist das ein Verlust, der schwer wiegen sollte, zumindest dann, wenn mir der Mensch viel Wert war.
Der große Irrtum über die Liebe ist also, meiner Meinung nach, nicht, dass es die eine Liebe gibt, die immer da ist und die unabhängig vom Partner existiert. Der große Irrtum über die Liebe ist, dass die Liebe zu einem selbst und die Liebe zu einem Partner unmittelbar miteinander verbunden sein müssen, dass die eine nicht ohne die andere kann, dass die eine ohne die andere nichts wert ist.
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