Das Wochenende ist der heilige Gral für viele Arbeitnehmer. Doch sollte Arbeit nicht mehr Wert für uns haben als nur ein “sich-durch-die-Woche-Quälen” zu sein? Darüber hat sich Celsy Dehnert Gedanken gemacht – und kam zu einem eindeutigen Schluss.
War die Woche wieder hart?
Endlich Freitag! Der Stein, der von meinem Herzen fällt, ist bestimmt so groß wie der, der den Dinosauriern einst ein Ende machte. Denn das Wochenende verspricht vor allem eins: Freiheit! Meine eigenen Entscheidungen treffen, meine Zeit selbst verwalten, Dinge tun, die mich freuen.
Die Zuordnung scheint klar: Arbeit bedeutet Fremdbestimmung, Abneigung, Abhängigkeit. Wochenende bedeutet: Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Freude. Doch ist das wirklich die Aufteilung, die ich für mein Leben will? Sollte Arbeit nicht einen positiven Wert für mich haben? So wie mir geht es vielen Berufstätigen in Deutschland,
und auf der ganzen Welt. Man kann sagen, das ist nun einmal so, unseren Eltern ging
das nicht anders und deren Eltern ebenfalls nicht. Aber warum das als gegeben abhaken? Man könnte auch sagen: Ich stecke einfach im falschen Job. Wenn etwas deinem Leben keinen Wert hinzufügt, lass es gehen. Das gilt auch für den Job. Tut es das?
Welchen Wert hat Arbeit für dich?
Nein, das hier soll kein Aufruf zum Entrepreneurship werden. Vielleicht doch, aber nicht in erster Linie. Ich möchte vor allem mit dir darüber nachdenken, ob Arbeit nach wie vor etwas ist, was wir von Natur aus hassen oder ob es vielleicht doch einfach so ist, dass wir Arbeit nur verabscheuen, wenn wir im falschen Job stecken.
Welchen Wert hat Arbeit für dich? Klar, zuerst müssen wir uns irgendwie finanzieren. Von nichts kommt nichts, hat meine Mum schon immer gesagt. Doch ich möchte, dass meine Arbeit mehr ist. Ich möchte, dass sie Teil von mir ist. Dass sie mich ausdrückt, meine Stärken und Leidenschaften zeigt, mich herausfordert. Mein Job soll nicht nur mich prägen, sondern ich möchte auch meinen Job prägen können.
In meinem Arbeitsumfeld brauche ich die Freiheit, meiner Tätigkeit meinen ganz eigenen Stempel aufdrücken zu können. Es soll nicht nur heißen „Dafür ist unsere SEO-Consultant zuständig“, sondern meine Kollegen, meine Vorgesetzten sollen sagen können: „Dafür ist (unsere) Celsy zuständig“. Ich wünsche mir Eigenverantwortung, Konzeptionsfreiheit, Raum für Kreativität und ein dynamisches, inspirierendes Umfeld. Ich möchte, dass ich an meinem Job wachse und mein Job an mir wächst.
„Mein Job soll nicht nur mich prägen, sondern ich möchte
auch meinen Job prägen können“
Im Laufe meines Fortkommens soll sichtbar werden, dass ich etwas verändern konnte. Meine Kunden sollen sich wohl und in den besten Händen fühlen, nicht nur, weil ich meinen Job einfach nur gut mache, sondern, weil ich ihnen bei jedem Gespräch, mit
jeder Deadline und bei jeder Kleinigkeit das Gefühl vermittel, dass ich für das
brenne, was ich tue. Nur wer wirklich hinter seinem Job steht, kann auch
exzellenten Kundenservice leisten.
Bin ich hier falsch?
So viel zu dem, was ich mir wünsche. Aber wie sieht das momentan bei mir aus? Ehrlich gesagt, fehlt mir nahezu all das, was ich soeben beschrieben habe. Mein Job ist nicht übel, die Bezahlung gut, das Team fantastisch, aber es packt mich nicht. Wie geht es dir? Arbeitest du in deinem jetzigen Job, weil es dich packt? Brennst du? Stehst du eins zu eins hinter deiner Tätigkeit? Oder bist du im letztlich auch nur froh, wenn Wochenende ist und du deine Rechnungen bezahlen kannst?
Die Frage ist doch, wonach wir uns unsere Tätigkeiten und das berufliche Umfeld aussuchen. Da muss ich zugeben, dass ich wohl noch konservativer bin als ich es gern wäre. In erster Linie habe ich Angst vor dem finanziellen Ruin, also schaue ich, dass ich versorgt bin. Leider hat das bisher noch zu keinem Job geführt, der mich wirklich glücklich gemacht hat. Die Anfangseuphorie war immer groß – aber ist sie das nicht immer? Ging dir finanzielle Sicherheit bisher auch immer über Selbstverwirklichung?
Wo liegt deine Leidenschaft?
Bist du dir im Klaren darüber, was du kannst und willst?
Weißt du das genau oder machst du deinen bisherigen Job, weil du eigentlich
nicht weißt, was du stattdessen machen sollst?
In den vergangenen Monaten sind
mir folgende Dinge klar geworden: Ich brauche eine Aufgabe mit wirklichen Inhalten. Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich. Ich habe ein sehr gutes Händchen dafür, Menschen auf den Weg zu bringen, ob zu privatem Glück oder beruflicher Sinnfindung. Das Spiel mit Worten ist für mich ein Heimspiel. Konzepte, eigenständiges Arbeiten und Kundenkontakt machen mich glücklich. Kommunikation, Kundenkontakt,
kreatives Arbeiten und große Dinge zu tun sind meine Kernkompetenzen. Darüber
hinaus ist mir allerdings noch etwas klar geworden: Es ist schwierig, einen Job
zu finden, der mir genau das bietet, weil ich aus dem Sicherheitsbedürfnis
heraus eine Menge falscher Entscheidungen getroffen habe.
Aus Angst auf den falschen (Berufs-)Wegen
So habe ich beispielsweise Geschichte studiert. Beziehungsweise, offiziell studiere ich es noch, weil meine Bachelorarbeit noch nicht abgegeben ist. Ebenfalls ein Resultat der Angst vor dem finanziellen Ruin, da ich dann doch lieber mit dem Arbeiten begonnen habe, statt fertig zu werden. Ob das besser war? Denn natürlich sind andere Bewerber, mit einem klareren, spezifischeren Lebenslauf lieber gesehen als ich.
Was ich dir damit sagen will: Mach es besser! Such dir einen Job, den du liebst. Finde eine Tätigkeit, die dich erfüllt, deren Wert du schätzen kannst und die dir vor allem das Gefühl nimmt, nur am Wochenende du selbst sein zu können. Jeder liebt Freizeit, das ist klar. Aber ich persönlich plädiere dafür, dass wir aufhören sollten, eine Kultur der
Lebenslaufoptimierung und des Für-das-Wochenende-Lebens zu pflegen. Stattdessen
sollten wir eine Arbeitskultur erschaffen, in denen das Wochenende nur noch das
Sahnehäubchen und nicht mehr die ganze Torte ist. Ich wünsche mir eine Arbeitskultur, in der jeder seinen Platz findet und in der „Ich hasse Montage“-Instagram-Postings
von niemandem mehr geliked werden müssen.
Hilfst du mir dabei?
P.S.: Falls du dir denkst, dass dein Unternehmen mir genau
den oben beschriebenen Platz bieten könnte – ich glaube, ich brauche
tatsächlich einen neuen Job. Oder Freelance-Aufträge, für ein bisschen weniger
meiner herzallerliebsten Sicherheit.
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