Foto: Mehmet Werner

Gülcan Nitsch: „Die Politik muss mit der Zivilgesellschaft Hand in Hand arbeiten“

Ohne gute Ideen und Menschen, die sie Realität werden lassen, wird sich unsere Welt nicht positiv entwickeln. Wir haben Frauen, die für den 25 Frauen Award nominiert waren, Fragen zur Zukunft gestellt. Eine von ihnen ist: Gülcan Nitsch

Unsere Welt steht immer komplexeren Herausforderungen gegenüber. Wir brauchen starke Ideen, die Bahnbrechendes in den Bereichen Digitalisierung und Innovationskraft, Klimaschutz und Bildung, Arbeit, Gerechtigkeit und demografischer Wandel bewirken. Dabei spielen Frauen eine zentrale Rolle. Frauen, die jeden Tag daran arbeiten, unsere Zukunft nachhaltig, friedlich, gerecht und innovativ zu gestalten.

„Ich aktiviere seit vielen Jahren insbesondere türkischsprachige Menschen in Deutschland für Umweltschutz und verbreite somit nachhaltige Lebensstile.“

Gülcan Nitsch 

Gülcan Nitsch ist Biologin und wird als Sozialunternehmerin vom Ashoka-Netzwerk dabei unterstützt, die gesellschaftliche Wirkung ihrer Arbeit zu vergrößern. Außerdem ist sie Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin bei „Yeşil Çember – ökologisch interkulturell GmbH“, die erste türkischsprachige Umweltschutzinitiative in Deutschland. Mit ihrer Arbeit trägt sie zur interkulturellen Öffnung der Umweltverbände bei. Für ihr Engagement erhielt sie 2014 den Bundesverdienstkreuz.

Wenn es nach dir geht: Wie sieht die Zukunft aus?

„Mein Zukunftsbild ist natürlich ökologisch und gerecht: Die Menschheit gewinnt ihre komplette Energie nur noch aus erneuerbaren Energien, es gibt umweltfreundliche Mobilitätskonzepte wie beispielsweise autofreie Innenstädte, eine ökologische Landwirtschaft und faire Preise für die Bäuer*innen sind Standard. Die weltweite Aufforstung und der Waldschutz sowie die Erhaltung der Biodiversität haben oberste Priorität. Klimaschutz ist in der Verfassung verankert und auf allen Ebenen ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Darüber hinaus haben wir ein gemeinwohlorientiertes Wirtschaftssystem und Regierungen, die in jeder Hinsicht die Interessen des Volkes vertreten.“   

Was muss dafür jetzt getan werden und was tust du?

„Vor allem müssen die entsprechenden Gesetze erlassen und konsequent umgesetzt werden. Die Politik muss mit der Zivilgesellschaft Hand in Hand arbeiten und darf sich von den Wirtschaftslobbyist*innen nicht beeinflussen lassen. Nur so können wir sozial-ökologische Transformation erreichen. Meinen Beitrag zu diesem Wandel leiste ich seit vielen Jahren tagtäglich: Ich aktiviere seit vielen Jahren insbesondere türkischsprachige Menschen in Deutschland für Umweltschutz und verbreite somit nachhaltige Lebensstile. Meine Umweltorganisation Yeşil Çember – ökologisch interkulturell setzt sich für eine ,barrierefreie‘ Umweltbildung ein, die für alle Bürger*innen in Deutschland zugänglich ist. Mit niedrigschwelligen und kulturspezifischen Aufklärungsmaterialien, Multiplikator*innen-Schulungen und interkulturellen Aktivitäten erreichen wir vor allem Menschen mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus arbeiten wir mit vielen deutschen Umweltakteur*innen zusammen und beraten sie bei ihren interkulturellen Projekten.“

Welche Pläne hast du für deine persönliche Zukunft?

„Nichts kann diese Frage besser beantworten als die Worte von John Lennon: ,Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.‘ In diesem Sinne mache ich keine großen Pläne, ich gebe für eine bessere und lebenswerte Zukunft im Hier und Jetzt mein Bestes. Aber einen Herzenswunsch kann ich verraten: ein Leben auf dem Land im Einklang mit der Natur.“ 

Die von uns interviewten Frauen waren in diesem Jahr für den 25 Frauen Award nominiert.

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