Foto: Knowyourlemons.com

Warum wir uns heute Abend fünf Minuten Zeit für unsere Brüste nehmen sollten

71.640 Frauen erkrankten in Deutschland 2013 an Brustkrebs. Alarmierende Zahlen, die deutlich machen, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind. Woran erkennt man gefährliche Anzeichen? Ein tolles Projekt gibt nun endlich anschauliche Antworten.

Zeigt her eure Brüste!

43 Prozent der deutschen Frauen werden im Laufe ihres Lebens an Krebs erkranken. Das ergeben die Zahlen des: „Krebs in Deutschland 2011/12”-Berichts des Robert Koch Instituts. Die Zahlen sind die aktuellsten zur Verfügung stehenden, denn die Statistik hängt immer einige Jahre zurück, da die Forscher eine Weile brauchen um den riesigen Datensatz zu übertragen und auszuwerten.

Die Zahlen zeigen: Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Für Frauen ist die häufigste Krebsform Brustkrebs. 2013 erkrankten 71.640 Frauen laut der Deutschen Krebsgesellschaft neu. Um Brustkrebs sicher zu erkennen, werden Mammographien durchgeführt.

Eine neue Studie aus Dänemark stellt allerdings in Frage, ob Mammographien immer sinnvoll sind. Sie kam zu dem Ergebnis, dass ein Drittel aller Brustkrebspatientinnen unnötig behandelt wurden, weil ihre Tumore so langsam wachsen, dass sie keine Gefahr für die Frauen darstellten. Bei einer Mammographie lässt sich das aber nicht erkennen. Ärzte können nach einer Mammographie nicht zwischen den Tumoren, die eine Behandlung brauchen und denen, die es nicht tun, unterscheiden. Deshalb tendieren Ärzte, laut kritischen Experten dazu, Brustkrebs immer mit einer Operation (wobei diese nicht automatisch zum Brustverlust führen muss) und in vielen Fällen Chemotherapie zu behandeln. Deshalb ist es, laut ihnen, für gesunde Frauen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören im Normalfall bis zu ihrem 50 Lebensjahr nicht nötig, eine Mammographie durchzuführen. Auch hier gibt es Ausnahmen, zum Beispiel für Frauen, die ein dichtes Brustdrüsengewebe haben – das ist bei fast allen Frauen unter 50 Jahren der Fall. Für diese Frauen ist eine regelmäßige Sonografie, also eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll und wichtig.

Vorsorgeuntersuchungen retten Leben!

Gegen die Studie gibt es allerdings viele kritische Stimmen, die betonen, dass die Entdeckung eines Tumors durch eine Mammographie nicht automatisch zur Operation führen. Viele Ärzte machen in unklaren Fällen erst einmal, mit Einverständnis der Patientin, eine Biopsie, also eine Gewebeanalyse.

Die Initiative Brustkrebs Deutschland e.V. zum Beispiel empfiehlt bereits ab dem 40. Lebensjahr eine jährliche qualitätssichernde Mammographie, die von der gesetzlichen Krankenkasse allerdings nur im Falle eines Verdachtes auf eine bösartige Erkrankung bezahlt. Ab dem 30. Lebensjahr empfiehlt der Brustkrebs Deutschland e.V. eine jährliche medizinische Untersuchung beim Frauenarzt und monatliches Selbstabtasten. 25 Prozent der von Brustkrebs betroffenen Frauen sind jünger als 50 Jahre. Und, egal in welchen Alter man erkrankt, je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto sind möglicherweise die nötigen Eingriffe.

Beim alljährlichen Besuch beim Frauenarzt sollten eure Brüste deshalb unbedingt abgetastet werden. Frauen ab 30 steht diese Untersuchung einmal im Jahr gesetzlich zu, aber auch davor sollten Ärzte eure Brust regelmäßig untersuchen.  Spätestens ab dem 30 Lebensjahr sollten Ärzte auch die Vorgeschichte und Veränderungen in der Brust abfragen. Ab diesem Alter sind Frauenärzte auch dazu angehalten, zur Selbstuntersuchung zu Hause anzuleiten. Für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gibt es darüber hinaus alle zwei Jahre die Möglichkeit zur Mammographie. Hierzu wird man schriftlich eingeladen.

Für Frauen, die familiär bedingt zur Risikogruppe gehören, sollte die Vorsorge intensiver ausfallen. Alle Informationen hierzu hat der deutsche Krebsinformationsdienst hier zusammengestellt. Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten.

#KnowYourLemons

Das weiß auch die Organisation: „Worldwide Breastcancer”, die deshalb schon vor einigen Jahren ein tolles Projekt ins Leben gerufen hat: #KnowYourLemons. In der Kampagne, die schon vor einigen Jahren ins Leben gerufen wurde, versucht die Organisation mit weltweit verständlichen Designs über Brustkrebs und seine vielseitigen Anzeichen aufzuklären. Eine tolle Sache, gerade wenn man bedenkt, dass viele Informationen über die Krankheit immer noch durch, mit medizinischen Fachbegriffen überladene, schwer verständliche Texte vermittelt werden.

Neue Aufmerksamkeit erhielt die Aktion nun, weil die junge Amerikanerin Erin Smith Chieze das Bild der zehn unterschiedlichen Zitronen im Eierkarton auf ihrer Facebook-Seite postete. Zusammen mit dem Bild rief sie dazu auf, Frauen und Männer endlich mit „echten Informationen” über Brustkrebs zu versorgen, berichtet Très Click.

Greifbare Hilfe statt Herzen

Auslöser für diese Aufforderung, war eine Aktion in ihrer Facebook-Timeline: Viele ihrer Freunde begannen dort Herzen zu posten, um auf die Wichtigkeit von Brustkrebsvorsorge aufmerksam zu machen. Deshalb fordert Erin Smith Chieze, die selbst Brustkrebs hatte und durch ein Foto, das sie einmal auf Facebook gesehen hatte, auf ihre spätere Erkrankung aufmerksam wurde, ihre Facebook-Freunde auf: „ Wenn ihr Menschen, die bereits Krebs haben, oder die Krebs bekommen werden, wirklich helfen wollt, teilt Bilder wie dieses hier.”

Ein wichtiger Appell, den wir gerne weitertragen möchten: Brustkrebs kann sich in vielen unterschiedlichen Facetten äußern. Es ist höchste Zeit, dass wir uns damit auseinandersetzen. Also, nehmt euch heute Abend doch einfach mal fünf Minuten Zeit für eure Brüste! Wichtig dabei: kurz vor eurer Periode entwickeln sich ganz natürliche Ablagerungen, die sich wie Knoten anfühlen können. Tastet euch also nicht an diesen Tagen ab. Und im Zweifelsfall: Fragt euren Arzt. Lasst euch beim Frauenarzt noch einmal ausführlich erklären, wie ihr euch selbstständig abtasten könnt. Lernt eure Brüste kennen und bleibt Aufmerksam. Wichtig ist auch: Studien belegen, dass gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung dem Brustkrebsrisiko deutlich vorbeugen.

Nachtrag: Im Anschluss an diesen Artikel haben uns mehrere Leserinnen kontaktiert, die selbst von Brustkrebs betroffen waren, um uns auf einige Lücken in diesem Artikel aufmerksam zu machen. Dafür sind wir sehr dankbar und haben die Kritikpunkte, nach Überprüfung, korrigiert. Das Anliegen dieses Artikels ist es, auf die Wichtigkeit der Vorsorgeuntersuchungen – im ersten Schritt durch Selbstabtasten, aber auch durch regelmäßige medizinische Untersuchungen – aufmerksam zu machen. Wir wollten keine Zweifel an den gängigen Vorsorgemethoden der Ärzte sähen. Uns war es aber auch wichtig, die Ergebnisse dieser neuen Studie zumindest zu erwähnen, um ein ganzheitliches Bild zu schaffen. In unserer Redaktion sitzen keine Ärzte und keine Brustkrebspatientinnen, deshalb sind wir sehr froh, dass unsere Leserinnen uns mit ihren Erfahrungen und ihrer Expertise in dieser Form unterstützen. Wir können nur noch einmal wiederholen: Setzt euch mit eurem Körper auseinander, tastet euch regelmäßig ab, geht einmal im Jahr zum Arzt und vor allem sprecht offen, stellt die Fragen, die euch beschäftigen. Ein guter Arzt wird euch zuhören.

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