Foto: TechCrunch - flickr - CC BY 2.0

Das Ende einer Erfolgs-Story? Elizabeth Holmes’ Bluttest-Unternehmen steht vor dem Aus

Mit ihrem Bluttest-Verfahren wollte Elizabeth Holmes die Medizin-Welt revolutionieren. Doch jetzt steht die junge Wissenschaftlerin unter Verdacht, sich eine ziemliche Pleite geleistet zu haben.

 

Aus mit dem Traum von der medizinischen Revolution?

Als wir euch vor zwei Jahren die US-Wissenschaftlerin Elizabeth Holmes vorstellten, klang es nach der absoluten Erfolgs-Story: Mit gerade einmal 19
Jahren wollte die Medizinstudentin gemeinsam mit ihrem damaligen Professor ihr eigenes Business starten und mit der Erfindung eines Schnelltest-Verfahrens für Blutuntersuchungen den
Gesundheitsmarkt revolutionieren.

Das Interesse an ihrer Erfindung war so enorm, dass Holmes innerhalb kürzester Zeit zur Multimilliardärin wurde. Doch was dann passierte, hat scheinbar niemand kommen sehen. Über Holmes` Entscheidung, ihr Studium in Standford abzubrechen schrieben wir damals noch:

„Diese Entscheidung wird sie heute kaum bereuen. Denn ihre Erfindung ist
mittlerweile marktfähig und wird zweifelsohne einen enormen Einfluss auf
das Gesundheitssystem der USA haben.“

Doch nun droht auf einmal alles in sich zusammenzufallen. Während man
die heute 32-jährige Elizabeth Holmes bereits in einem Atemzug
mit Steve Jobs oder Bill Gates nannte und sie Magazin-Cover wie das des Forbes zierte, nehmen derzeit viele Unterstützer Abstand
von Holmes Firma und dem sogenannten „Edison“-Test. Die größte Drogeriekette Amerikas, Wallgreens, hatte 2013 noch angekündigt, den Test in ihr Sortiment aufzunehmen, weist eine gemeinsame Kooperation inzwischen allerdings entschieden zurück.

Ist die Idee eine einzige Lüge?

Wie derzeit laufende Ermittlungen der amerikanischen Arzneimittelbehörde zeigen, steht Holmes Firma unter Verdacht, unterqualifizierte Mitarbeiter in ihrem Labor zu beschäftigen, die bei ihrer Arbeit nicht nach dem versprochenen Test-Verfahren vorgehen. Die Test-Aperatur, die namentlich auf den Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, zurückzuführen ist, scheint so unzuverlässig zu sein, dass man stattdessen heimlich Tests nach bereits bekannten Analyseverfahren durchführen müsse.

Im Gegensatz zu bisherigen Verfahren,
bei denen ein Arzt Blut von seinen Patientinnen und Patienten abnimmt, um
Krankheiten wie Hepatitis oder HIV zu diagnostizieren, versprach
Holmes` Test, dass Patienten sich fortan, mit nur einem Tropfen Blut aus der
Fingerspitze, selbst die erforderliche Blutprobe entnehmen könnten – die sie anschließend in ihrem Labor zur Untersuchung einreichen könnten.

Durch
ein solch unkompliziertes Verfahren hätte man sich nicht nur den Besuch beim Arzt,
sondern auch die deutlich höheren Kosten für den Test und eine größere
Menge Blut ersparen können. Aber „hätte“ ist in diesem Zusammenhang das verhängnisvolle Stichwort, denn inzwischen
ermitteln nicht nur die
Arzneimittelbehörde (FDA), sondern auch die US-Börsenaufsicht und der medizinische Dienst der
US-Krankenversicherung Medicare gegen Holmes
und ihre Firma Theranos. Die Erfolgs-Story der jungen
Wissenschaftlerin steht somit auf einem mehr als wackeligen Gerüst.

Für 120 mögliche Krankheits-Diagnosen hatte die Firma
Zulassungen bei der FDA beantragt, von denen jedoch bisher einzig und allein ein Herpes-Test bewilligt wurde, der zudem auch noch unter Medizinern als umstritten gilt. Bezogen auf den Blut-Test erklärt der Medizinprofessor Norman A. Paradis im Wissenschaftsmagazin
„Scientific American“
, dieser könne im Prinzip niemals die gleichen
Leistungen wie die eines von Ärzten durchgeführten Tests erbringen, da das an
der Fingerspitze entnommene Blut eine andere Molekül-Konzentration aufweise, als die in den Venen. Über die Ergebnisse und Vorgensweise des Unternehmens ist darüber hinaus so gut wie kaum etwas bekannt, da Holmes bisher nie, nicht einmal mit Teil-Ergebnissen ihrer Methode, in Form einer wissenschaftlichen Publikation, an die Öffentlichkeit getreten ist.

Wie soll es nun weitergehen?

Sie selbst reagiert mit
Zurückhaltung auf die Anschuldigungen gegenüber ihrem Unternehmen und ihrer
eigenen Erfindung. Wie sie in einem Interview in der Today-Show verrät, wolle sie die Zustände in ihrem Labor zwar schnellstmöglich einer
Rundum-Erneuerung unterziehen, sehe ihr Projekt, im Gegensatz zu den Medien und
anderen medizinischen Wissenschaftlern, jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht
als gescheitert an.

Die Ermittlungen der FDA laufen noch. Sollten sich
die Spekulationen allerdings bestätigen, würde dies den Todesstoß für Holmes Unternehmen
und den Edison-Test bedeuten, in welches Risiko-Investoren bereit waren, bis zu
750 Millionen Dollar zu investieren. Die Idee war wohlmöglich am Ende zu
gut, um tatsächlich wahr zu sein.


Titelbild: TechCrunch – flickr – CC BY 2.0

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