Von Bewerber*innen und Personaler*innen gleichsam gefürchtet: Der erste Satz im Anschreiben. Wie geht das, es gleich am Anfang krachen lassen? Wir sagen dir, wie du am besten einsteigst, um sofort Eindruck zu machen.
Am Anfang steht: meist nichts Originelles
Wir können uns wahrscheinlich alle gemeinsam darauf einigen: Würde eine Gruppe der Anonymen „Hiermit-bewerbe-ich-mich“-Schreiber aufmachen – es wäre schwierig, jemanden zu finden, der die Aufnahmekriterien nicht erfüllen würde. Denn wer hat nicht schonmal im Laufe seiner Karriere eine Bewerbung verschickt, deren Anschreiben mit diesem faden wie aussagelosen Satz begonnen hat: „Hiermit bewerbe ich mich um die von Ihnen ausgeschriebene Stelle als….“. Laaangweilig! Eine ebenso beliebte Variante: „Meine Name ist xy und hiermit bewerbe ich mich für die Stelle als….“ – warum das so viele machen? Offensichtlich, weil ihnen nichts Besseres einfällt – oder sie sich zu wenig trauen.
Auch nach wie vor gern geschrieben: „Mit großem Interesse habe ich Ihr Stellengesuch für xy gelesen.“ Die Tatsache, dass man sich die Mühe gemacht hat, eine komplette Bewerbung zusammenzustellen und abzuschicken, sollte doch eigentlich Beweis genug für „großes Interesse“ sein. Auch den Hinweis, dass man „mit großem Interesse die Stellenanzeige in der Süddeutschen Zeitung vom 11. November gelesen“ hat, kann man sich sparen.
Bloß nicht langweilen
Denn, da wird sicher keiner widersprehen: Alle diese Sätze sind wahnsinnig langweilig. Und sie nehmen wertvollen Platz weg. Dabei sollte das doch eine der wichtigsten Funktionen eines Anschreibens sein: Bloß nicht den Personaler langweilen! Denn wenn ein Personaler fünfzig oder noch mehr Bewerbungen auf dem Bildschirm hat, dann ist genau dieser erster Satz deine Chance, Neugier zu wecken und dich zumindest ein bisschen von anderen Bewerbern abzusetzen. Alle in der Personalabteilung werden es dir danken – originelle oder zumindest halbwegs unterhaltsame Anschreiben sind nämlich nach wie vor Mangelware. Merke: Nie vergessen, dass für Personaler dasselbe gilt wie für fast alle anderen Menschen auch: Ab und zu ein bisschen Abwechslung macht Spaß.
Das Anschreiben bietet so viel Potenzial: Es ist der Ort einer Bewerbung, an dem du einen Personaler von deiner Leidenschaft überzeugen kannst, für das Unternehmen arbeiten zu wollen. Alle Floskeln und unnötige Formalitäten stören da nur. Viel besser: gleich mit einem Knaller oder zumindest etwas einzusteigen, das den Personaler oder die Personalerin von ihrem Sekundenschlaf hochschrecken lässt, in den sie angesichts des riesigen Stapels von Einheitsbrei-Bewerbungen verfallen sind.
Beginne dein Anschreiben mit einer Leidenschaft, mit deiner Hingabe für die Firma, oder mit einer Eigenschaft, die dich hervorstechen lässt unter anderen Bewerbern. Wenn es passt, kann auch eine kleine Anekdote platziert werden – falls dir so etwas liegt.
Ein Knaller am Anfang
Bringe also erstmal in einer Betreffzeile über der Anrede das unter, was offensichtlich ist: etwa „Bewerbung als Projektmanagerin“, um dann frisch und dynamisch einsteigen zu können: Wie wäre es zum Beispiel damit: Du scannst die Stellenanzeige auf eine Anforderung, die du besonders gut erfüllst, und steigst ein, indem du deine Kompetenz eindrucksvoll untermalst. Wenn also eine Eventmanagerin mit großem Organisationstalent gesucht wird: „Nicht nur meine Freunde sagen mir, sie würden das Datum meiner privaten Poetry-Salons jeden Monat rot im Kalender anstreichen: Seit mehr als vier Jahren ist es auch beruflich meine Leidenschaft, Veranstaltungen wie Konferenzen, Galas und Dinner so zu gestalten, dass die Besucher beim nächsten Mal unbedingt wieder dabei sein wollen. Diese Leidenschaft würde ich sehr gerne in Zukunft bei xy einbringen….“. Du hast klargemacht, dass du tatsächlich, nämlich auch privat, für das brennst, was du tust, und du hast deine Passion mit einer Stellenanforderung verknüpft.
Was auch gut kommt: deutlich werden lassen, dass man aktuelle Entwicklungen rund ums Unternehmen verfolgt und auf dem neuesten Stand der Entwicklungen ist: „Auf Website xy habe ich gelesen, dass Sie Ihr Portal bald auch nach Deutschland bringen. Seit Jahren bin ich begeisterte Leserin/Kundin von xy, weil mich Ihr Konzept xy schon immer überzeugt hat. Also habe ich gleich nach Jobmöglichkeiten am neuen Standort xy gesucht – und bin fündig geworden.“
Social Media nutzen
Eine weitere gute Möglichkeit ist es, die Social-Media-Kanäle des Unternehmens genau zu beobachten, dann eine Info oder ein Projekt, welches das Unternehmen momentan macht und das du wirklich gut findest, herauszugreifen und darauf Bezug zu nehmen: „Auf Twitter folge ich euch schon seit mehr als fünf Jahren und freue mich immer wieder über lustige Tweets und Leseempfehlungen zum Thema xy. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich eure Stellenanzeige für einen Content Manager gelesen habe.“
Wichtig: Alles ist besser als hölzern und künstlich klingende Satzbausteine. Wenn man wirklich Lust auf das Unternehmen hat, bei dem man sich bewirbt, dann sollte es auf jeden Fall möglich sein, etwas zu finden, was man am Unternehmen gut findet, und sich darauf beziehen – im Idealfall wie oben beschrieben verknüpft mit einer persönlichen Kompetenz, die man mitbringt, und von der das Unternehmen profitieren kann.
Also zum Beispiel: „Airbnb hat die Tourismusbranche umgekrempelt – und meine persönliche Art, Urlaub zu machen. Seit 2013 buche ich meine Unterkünfte über Airbnb, egal ob in Bamberg oder Buenos Aires, und bin begeistert von den Möglichkeiten, die Airbnb Reisenden auf der ganzen Welt bietet. Deshalb habe ich ebenso begeistert Ihr Stellenangebot für einen Kommunikationsdesigner gelesen.“
Wichtig: Es ist allen Beteiligten klar, dass du auch einfach deine Miete bezahlen musst, aber in den ersten Sätzen geht es ganz klar darum, Begeisterung zu zeigen für das Unternehmen, und, ganz wichtig: Im Einstieg geht es immer darum, was du für das Unternehmen tun kannst, und nicht umgekehrt.
Die Ansprache anpassen
Was konkret die Ansprache angeht („Sie“ oder „Du“), solltest du dich unbedingt vorher schlaumachen, ob eine lockere Ansprache per „Du“ Sinn macht, oder ob es sich eher um eine Behörde oder ein mittelständisches Unternehmen handelt, wo selbstverständlich eine „Sie“-Anrede erwartet wird. In der Regel bekommt man dafür aber ein Gespür beim Lesen der Stellenanzeige, der Social-Media-Inhalte und der Website des Unternehmens.
Was aber immer gilt, egal ob der Adressat nun die Personalerin eines Startups oder der Personalreferent der Deutsche Industrie- und Handelskammer ist: Dein Anschreiben muss nicht wie ein Amtsbrief klingen. Du bist kein Roboter, sondern eine aufgeschlossene, originelle, hilfsbereite und empathische Kollegin, mit der alle unbedingt bald zusammenarbeiten wollen – und so darf dein Anschreiben gerne klingen!
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