Sommer bedeutet: Hochzeitssaison – und damit stehen viele von uns vor einem Haufen Fragen: Darf ich als Gast wirklich nichts Weißes anziehen? Muss ich Geld verschenken, auch wenn ich das blöd finde? Muss ich bei albernen Spielen mitmachen? Alle Antworten auf die dringlichsten Fragen rund ums Heiraten.
Der Hochzeits-Knigge
Vielleicht sind manche von euch schon routinierte Hochzeitsgäste, die mittlerweile blind und schlafend ihren Beitrag für die Hochzeitszeitung runterrattern können und im Keller bereits ein kleines Depot an „originell verzierten“ Weinflaschen stehen haben, denn mittlerweile scheint es Standard aller Trauzeugen und Mitwirkenden zu sein, die Hochzeitsgäste gleich mehrfach zum Mitwirken zu nötigen. Jedenfalls wirft eine Hochzeitseinladung für die, die das noch nicht so oft mitgemacht haben, jede Menge Fragen auf, das fängt bei den Geschenken an und hört bei der Sitzordnung auf. Wir haben eine Übersicht für euch zusammengestellt – alles, was ihr über Hochzeitseinladungen wissen müsst:
Wie weiß gekleidet darf ich sein? Mein neues Prada-Kleid hat nämlich so viele Blumen drauf, dass man das Weiß gar nicht richtig sieht. Ehrlich!
Die Braut steigert sich seit Monaten in ihren Sahnebonbon-Auftritt hinein. Sie würde es nicht mal tolerieren, wenn jede fünfte Blüte auf deinem Kleid elfenbeinfarben sein sollte – also: Du darfst gar nichts Weißes anhaben!
Muss ich Kirchenlieder mitsingen?
Schau dir Teile unsere Fußballnationalmannschaft beim Hymnensingen an und mach es genauso: Brumm einfach ein bisschen mit, bewege tonlos die Lippen. Wenn du dich in der Kirche umsiehst, wirst du merken, dass es alle anderen genauso machen. Bis auf die Bibelstreber in den ersten beiden Reihen natürlich, die auch immer ganz genau wissen, an welchen Stellen der Predigt sie sich hinknien müssen.
Darf ich kompromittierende Fotos der Braut im Bustier mit Joint in der Hand im Diavortrag zeigen?
Besser grundsätzlich davon ausgehen, dass Menschen anwesend sind, die nicht deinen morbiden und abgründigen Humor teilen. Also keine Nacktaufnahmen, keine Drogen, keine intimen Handlungen. Was Geschmacksverirrungen wie Minipli-Dauerwelle, Fransenweste und Plateau-Turnschuhe betrifft: Nur zu!
Muss ich als Trauzeugin eine Rede halten, auch wenn ich schon in der Uni Schweißausbrüche beim Kurzreferat hatte?
Schwierig. Die Braut wird es erwarten. Zwei, drei nette Sätze würden ja schon reichen. Falls du tatsächlich kneifst, dann unbedingt vorher Bescheid sagen. Und etwas anderes bieten (und zwar keine Konfettimaschine, Hochzeitstauben oder ähnlich sinnlosen Quatsch, sondern mindestens ein rührender Artikel in der Hochzeitszeitung.)
Auf dem Hochzeitstisch sind nur noch das Tiffany-Collier und das Rosenthal-Komplettservice übrig. Mein Budget beträgt höchstens 50 Euro. Was jetzt?
Das Brautpaar muss damit rechnen, dass auf einer fast abgegrasten Liste nicht nur Wünsche übrig bleiben, die sich mit dem jeweiligen Gästebudget decken. Am besten die Trauzeugen fragen, ob es einen Plan B gibt – auf keinen Fall eine Billigvariante des gewünschten Produkts kaufen.
Ich finde Geld schenken blöd. Darf ich dem Brautpaar entgegen seines Wunsches etwas anderes schenken (und mich mit einem Serviettenhalter oder Reiskocher unbeliebt machen)?
Auf gar keinen Fall. Das Brautpaar findet es ja anscheinend wunderbar, Geld geschenkt zu bekommen, also halte dich daran! Und auf keinen Fall in Verlegenheitsaktionismus verfallen, indem du ein Kilo Münzen in einen Kuchen einbackst oder ähnlich originelle Verpackungsideen. Eine hübsche Karte mit einem Scheinchen drin ist genau die richtige Lösung.
Ich empfinde den Dresscode „Mittelalter“ beziehungsweise „Bitte in Tracht erscheinen“ als Zumutung. Darf ich mich widersetzen?
Trage ein Puffärmelblüschen mit kleiner Stickerei als Hommage an das Trachtenmotto. Oder eine Flechtfrisur als Mittelalter-Reminiszenz. Du musst ja nicht gleich im Waffenrock oder Ledermieder auflaufen. Zumindest ein Accessoire sollte aber darauf hinweisen, dass du kein Totalverweigerer und damit Spielverderber bist.
Junggesellinnenabschied: Die Braut ist eher der zurückhaltende Typ. Darf ich die Braut demütigen, in dem wir sie zwingen, mit einem Bauchladen durch die Innenstadt zu laufen und schlüpfrige Heftchen zu verkaufen?
Nein. Dieser Abend ist nicht dafür da, dass schadenfrohe Freundinnen ihre Demütigungsfantasien ausleben können. Und nicht vergessen: Irgendwann holt das Pornoheft-Verkaufsspiel dich ein, nämlich wenn dein eigener Junggesellinnenabschied ansteht. Die Rache der Braut wird fürchterlich sein.
Wie ehrlich darf meine Rede sein? (sind Sätze wie „Du hast ja eigentlich nie jemanden von der Bettkante gestoßen, liebe Julia“ akzeptabel)?
Hier gilt die Regel: Nichts erzählen, was man nicht selbst über sich hören wollen würde. Neckereien sind OK. Hochzeitsredner neigen jedoch durch ihren unbedingten Willen, die Festgesellschaft zu erheitern, dazu, nett gemeinte Anekdoten ins zu Intime und Boshafte rutschen zu lassen. Also Vorsicht.
Walzer kann ich nicht. Darf ich ablehnen, wenn der Bräutigam mich auffordert?
Nein. Die meisten unter Vierzig stellen sich bestimmt genauso plump an wie du. Es wird also nicht weiter auffallen, wenn du mit deinen Zwölf-Zentimeter-Pumps die Kalbslederschuhe des Bräutigams mehrmals piercst. Danach wirst du deine Ruhe haben.
Darf ich eineinhalb Stunden vors Autoradio oder den Fernseher im Hotelzimmer verschwinden, weil das Brautpaar sich ungeschickterweise den Tag des WM-Halbfinales ausgesucht hat und Deutschland gegen Spanien spielt?
Ja. Das ist zwar unhöflich, aber das Brautpaar hätte den Kalender nach wichtigen Sportereignissen durchforsten müssen, gerade wenn bekannt ist, dass sich Fußballfans unter den Gästen befinden. Verschwinde dezent, damit keine Massenflucht entsteht.
Spiele fand ich schon immer doof. Muss ich wirklich mitmachen bei seltsamen Spielen, bei denen die Festgesellschaft Polonaise tanzend durch den Saal wankt und das Brautpaar entwürdigende Fragen aus seinem Intimleben beantworten muss?
Nein. Am besten verschwindest du zum Frischmachen oder in den Garten. Auf keinen Fall sauertöpfisch an einem ansonsten leeren Tisch am Saalrand sitzenbleiben.
Ich bin Single und sehr, sehr unglücklich darüber. Darf ich meine beste Freundin als Begleitung mitbringen?
Wenn es sein muss. Aber vergiss nicht: Singles auf Hochzeiten haben großartige Möglichkeiten – meist wird man als Single am Restetisch platziert, an dem die Menschen mit den bizarrsten und daher unterhaltsamsten Lebensgeschichten sitzen. Und vor allem: Die anderen Singles. Vielleicht würde die beste Freundin am Ende nur stören.
Ich bin betrunken am Dessertbuffet in den Schokobrunnen gestürzt. Und jetzt?
Haltung bewahren. Nicht anfangen zu weinen oder hysterisch zu lachen. Keine Aufmerksamkeit auf dich lenken. Verlasse unauffällig den Saal. Bestimmt hattest du nachmittags ein anderes Kleid an, das jetzt nochmal herhalten kann. Falls nicht, beauftrage jemanden damit, eine Person zu finden, deren Figur deiner ähnelt und die dir ihr Nachmittagskleid zur Verfügung stellt.
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