Unter Trennungen leiden alle – doch vor allem die Kinder, wenn ihr Wohl nicht in den Mittelpunkt gestellt wird. Béa Beste teilt ihre Erfahrungen und Wünsche.
Mittendrin sind die Kinder
Lieben, die ihr euch entliebt habt!
Die Frage, wie es euch geht, erübrigt sich. Wir wissen alle, es geht euch nicht gut. Es geht geht euch schlimm und schlimmer. Egal, ob ihr auf der verlassenen Seite seid, oder auf der anderen, die sich zu einem neuen Leben aufmacht, es geht euch allen nicht gut. Es tut euch weh, ihr habt Angst vor Reaktionen des einst geliebten Menschen und alles fühlt sich an, wie auf einer mega Achterbahn, für die ihr nicht wirklich die Tickets gekauft habt. Der Wind kommt von vorn, im Magen ist’s flau, und euch ist oft zum Kotzen.
Und irgendwo mittendrin sind die Kinder. Ob sie es schon wissen oder nicht, was mit ihren Eltern passiert, ihre Existenz in eurem Leben macht die Sache nicht einfacher!
Wirklich nicht?
Ich meine doch.
Es gibt einen Weg, ihretwegen die ganze schlimme, nervenzehrende, schmerzhafte und hässliche Trennung einfacher zu machen:
Eure Kinder wirklich an erster Stelle zu sehen.
Ich schlauschwätze nicht nur, ich bin da durch. Lang ist es her, meine Tochter war zwei Jahre alt, als ihr Vater und ich uns getrennt haben. Wir waren jung und hatten wenig Besitz, das hat schon mal geholfen. Aber der wesentliche Punkt war: Wir haben uns versprochen, dass egal was bei uns abläuft, das Wohl unseres Kindes am allerwichtigsten ist. So richtig mit Handschlag und Blick in die Augen. Jedes Mal, wenn wir Luft holten, eine Beschuldigung, eine Frustration, einen Anspruch auszusprechen, haben wir uns daran erinnert. Und danach gehandelt. Wir wollten ihr nicht schaden. Wir wollten für sie da sein und ihr das Gefühl geben, dass sie von uns beiden geliebt wird. Dass sie keine Schuld hat. Dass sie Situation nicht gut ist, aber wir das Beste daraus machen. Das ist jetzt über 20 Jahre her, die Bilanz ist positiv. Nicht alles war konfliktfrei, nicht immer waren wir uns in jeder Entscheidung einig. Aber wir blieben und einig, dass unsere Abmachung steht. Wir haben danach gelebt und haben unserem Kind gegönnt und ermöglicht, vom anderen mit vollem ungetrübten Herzen geliebt zu werden. Und ihn zu lieben – ohne sich Schlechtes und Anschuldigendes über ihn anhören zu müssen.
Gönnt den Kindern eine gute Zeit
Wir haben unserer Tochter gegönnt, eine schöne Zeit zu haben – nicht nur mit dem anderen Elternteil, sondern auch mit seinem neuen Partnern, seinem Freundeskreis, seiner Familie. Wir haben Absprachen getroffen – und wir haben uns arrangiert. Mein Ex, seine Eltern, seine Frau und das neue Geschwisterkind liebten Weihnachten? Meine Tochter durfte Teil davon sein. Ich hatte dann einen neuen Freund und wir haben Fernreisen in den Tropen alleine genossen – dafür zu anderen Jahreszeit meine Tochter zum Segeln oder Strandurlaub mitgenommen. Wir haben uns arrangiert.
Ich hatte auch harte Momente. Meistens haben wir uns mit unserer Tochter gut eingeteilt, eine ganze Zeit lang war ich aber Wochentagsmama und mein Ex-Mann hatte sie am Wochenende. Es hat mich frustriert, dass ich nur noch für „Hast-du-dich-endlich-angezogen-hast-du-deinen-Kakao-getrunken-mach-endlich-wir-kommen-zu-spät“ zuständig war, während er sie schönen entspannten Wochenenden mit ihr hatte. Ich habe mir dann gedacht: Gönne es ihr. Ich habe es ihr gegönnt. Und kinderfreie Wochenenden genossen. Wisst ihr eigentlich wie cool langes Ausschlafen ist?
Ihr Lieben, die ihr euch gerade weh tut und streitet: Es geht. Packt eure erwachsenen Verletzungen, Rachegefühle, Frustration beiseite und liebt einfach nur eure Kinder.
Beziehungen enden – das ist okay
Wie bitte? Wenn man sie wirklich lieben würde, würde man sich nicht trennen? Man würde es aushalten bis sie aus dem Haus sind? Sehe ich nicht als nötig an. Eine Beziehung zu führen, die trotz allen Versuchen nicht funktioniert, finde ich nicht erstrebenswert. Mir sitzt gerade eine weise, starke 68-jährige Frau gegenüber und sagt: „Es gibt Garantien nur für Kühlschränke, Waschmaschinen und sonstige Geräte – und das auch nur für zwei Jahre. Für die Liebesbeziehungen keine.“ Es ist meiner Meinung nach auch eine zu große Belastung, der Kinder wegen zusammen zu bleiben, wenn die Liebe nicht mehr reicht. Irgendwann kommt das als Boomerang zurück, und sie werden es spüren, dass sie eurem Glück im Weg standen. Setzt euch frei – aber liebt sie, und gönnt es ihnen, vom anderen Elternteil so geliebt zu werden, wie ihr beide das vorhattet, als ihr sie in die Welt gesetzt habt.
Das wollte ich mal los werden, ihr Lieben. Denkt darüber nach. Als gute Freude können wir euch auch dabei unterstützen, anstatt Partei zu ergreifen und uns auf „eure Seite“ zu schlagen. Ich bin auf jeden Fall, egal wer sich im Freundeskreis trennt, auf der Seite der Kinder. Sie brauchen euch beide.
Reißt euch zusammen… nein, reißt euch anständig auseinander und zieht weiter zusammen an einem Strang: Dass es euren Kindern gut geht.
Sie werden euch danken – später. Wenn sie sich zu zuversichtlichen und liebesfähigen Menschen entwickelt haben werden.
Der Beitrag erschien zuerst auf Béas Blog tollabea.de.
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