Ihr teilt euch die Wohnung, nun wollt ihr auch euer Geld gemeinsam verwalten. Diese Fragen müsst ihr vorher besprechen, damit die gemeinsamen Finanzen ein gutes Projekt werden und nicht im Streit enden.
Es ist kompliziert
„Bis dass der Tod uns scheidet“ gilt schon lange nicht mehr. Aus einer Ehe kommt man wieder heraus, wenn es doch nicht gepasst hat. Ein Kind? Das kann man auch in getrennten Haushalten großziehen und dabei könnt ihr trotzdem tolle Eltern bleiben. Aber was passiert eigentlich, wenn man zusammen ein Haus kauft?
Aber nochmal einen Schritt zurück. Das gemeinsame Geld fängt ein wenig früher an. Schon in Wohngemeinschaften gibt es oft die gemeinsame Haushaltskasse, aus der Putzmittel und andere Dinge des Alltags bezahlt werden. In vielen Beziehungen setzt sich diese Tradition fort. Dann kommen die nächsten Schritte: Wie überweisen wir die Miete? Zahlt die Person mit dem besseren Einkommen mehr? Und schnell kommen gefühlte Ungerechtigkeiten: War ich nicht diesen Monat viel häufiger für uns einkaufen?
Gemeinsame Finanzen sind tricky. Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Und was sind die Zeichen dafür, dass man es besser bei getrennten Konten belässt? Wie organisiert man sich am besten, sobald man diesen Schritt gewagt hat?
Sieben wichtige Fragen
Der beste Weg, um herauszufinden, ob man bereit ist, nicht nur die Wohnung, sondern auch die Finanzen miteinander zu teilen, ist das Vorhaben offen, ehrlich und bis ins Detail miteinander zu diskutieren. Wir haben für euch aufgeschrieben, über welche Aspekte ihr auf jeden Fall miteinander reden solltet, damit das gemeinsame Konto kein Katastrophen-Projekt wird.
1. Was bedeutet dir Geld?
Der eigene Umgang mit Geld und welche emotionale Rolle die eigenen Finanzen spielen, ist oft davon geprägt, wie du aufgewachsen bist und wie du angeleitet worden bist, mit Geld umzugehen. Gerade deswegen ist es wichtig zu wissen, wie die andere Person tickt.
Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin darüber, was Geld für dich bedeutet und wie damit in deiner Familie umgegangen wurde. Nur so kann der andere verstehen, wie dein Verhältnis zu Finanzen ist und wo du aktuell stehst. Menschen, die immer genug Geld hatten, fällt es vielleicht leichter, Entscheidungen schnell zu treffen und sie beunruhigt es nicht, wenn ihre Kreditkarte belastet ist. Andere wägen länger ab, bevor sie entscheiden etwas zu kaufen und achten sehr darauf, immer Geld auf dem Konto zu haben.
Würdest du es belastend finden, wenn ihr das gemeinsame Konto überzieht oder einen Kredit aufnehmt? Brauchst du ein Polster für unerwartete Ausgaben, damit du dich sicher fühlst? Kannst du gut damit umgehen, wenn Geld, das du verdient hast, nun auch von jemand anderem ausgegeben wird? Ist dir wichtig, dass ihr nur noch ein gemeinsames Konto habt, oder willst du ein eigenes behalten? Möchtest du, dass große Ausgaben immer miteinander abgesprochen werden?
2. Wie gehst du mit Einkommensunterschieden um?
Vielleicht ist das das unbequemste Thema an der ganzen Sache: Der eine Partner verdient mehr als der andere. Oder: Die eine Person wird sehr viel erben und bekommt jetzt schon immer wieder etwas von den Eltern, die andere gar nicht.
Wenn man sich dazu entscheidet Ausgaben gemeinsam zu tätigen und füreinander Verantwortung zu übernehmen, ist es für das Gefühl erst einmal egal, ob man verheiratet ist oder nicht. Wichtig ist, dass Geld die Beziehung nicht aus der Balance bringt
Viele Paare wollen sich heute alles 50/50 teilen. Zu Anfang klappt das auch ganz gut: Mal bezahlt der eine im Restaurant, mal der andere. Beim Einkaufen wechselt man sich ab und jeder hat Möbel mit in die erste gemeinsame Wohnung gebracht. Und wie geht es dann weiter? Ihr müsst miteinander klären, wie ihr die Ausgaben teilen wollt, wenn eine Person wesentlich mehr verdient als die andere. Das kann entweder für einen kurzen Zeitraum der Fall sein, wenn eine Person temporär arbeitslos ist, oder eben auch länger, wenn klar ist, dass der eine in seiner Branche immer sehr viel mehr Geld bekommen wird.
In der Realität sieht es dann so aus: Wenn für eine Person kaum noch eigenes Geld übrig bleibt, weil sie sich gleichberechtigt beteiligen will, die andere die Ausgaben aber kaum spürt, wird sich eine Person langfristig in der Beziehung nicht wohl fühlen.
Was aber auch nicht passieren darf, wenn eine Person von der Miete mehr übernimmt: Derjenige mit dem niedrigen Einkommen darf sich nicht in der Schuld fühlen. Wenn ihr entschieden habt, dass eure beiden Einkommen nun ein gemeinsames Einkommen sind, darfst du deinen Partner niemals damit unter Druck setzen, dass du ja das meiste Geld mit nach Hause bringst.
Einen allgemeingültigen Rat zu diesem Thema gibt es nicht: Einigen macht es nichts aus, wenn der Partner mehr bezahlt. Andere wollen den Lebensstandard behalten, den sie sich auch allein leisten könnten. Findet für euch die Lösung, mit der ihr euch beide langfristig wohl fühlt.
Bei aller Liebe bleibt aber wichtig zu wissen, dass die Beziehung nicht immer halten muss. Bei Finanzen solltet ihr kluge und faire Kompromisse machen und die Liebe einen Moment vor der Tür parken. Vor allem Frauen sollten wissen, dass Armut im Alter vor allem sie trifft, weil sie nicht gut genug vorgesorgt haben. Auch in der Situation einer Trennung ist ein ausreichendes, eigenes Einkommen wichtig, um zum Beispiel in eine neue Wohnung ziehen zu können.
3. Wie ist dein aktueller Finanzstatus?
Am schönsten ist es natürlich, wenn ihr in der Vergangenheit keine finanziellen Probleme hattet und euch die eigene Budgetplanung immer leicht gefallen ist. Doch das ist selten der Fall. Vielleicht hast du im Studium sogar zwei Nebenjobs gehabt, um dir Kleidung leisten zu können, die eigentlich zu teuer war und jetzt fällt es dir immer noch schwer, von deinem Gehalt zu sparen. Hast du aktuell Kreditkartenschulden? Bezahlst du sie regelmäßig ab oder immer dann, wenn Geld übrig ist? Hast du dir von anderen Geld geliehen, dass du noch zurückzahlen willst? Bist du eher der Typ, der ein ganzes Monatsgehalt ausgibt? Oder kaufst du nur das Nötigste und legst bewusst Geld zur Seite? Welche fixen Ausgaben gibt es, von denen der andere wissen sollte, wie zum Beispiel Unterhalt für ein Kind? Und wie geht man damit um, wenn der Partner ein Kind mit in die Beziehung bringt? Kommt man dann genauso für die Kosten auf?
Für ein Gespräch über gemeinsame Finanzen gibt es eine wichtige Regel: Gehe offen und mit Verständnis für deinen Partner in das Gespräch. Vorwürfe und Kritik sind nicht angebracht. Ihr habt nun ein gemeinsames Projekt und sucht gute Lösungen dafür. Dazu gehört auch, dass ihr zusammen einen Plan entwerft, wie zum Beispiel Schulden zurückgezahlt werden. Mit dem ersten Gespräch setzt ihr den Maßstab für weitere – und die wird es geben. Ihr solltet weiterhin regelmäßig über eure Finanzen sprechen, und nicht erst dann, wenn es vielleicht eng wird.
4. Wie gibst du Geld aus?
„Ich öffne Rechnungen zu spät und muss häufig Mahngebühren zahlen.“
„Ich gehe abends oft essen und lade meine Begleitung gern ein.“
„Wenn mir ein Kleid gefällt, zögere ich nicht lang und kaufe es.“
Klingt das nach dir? Jeder hat sich im Umgang mit Geld bestimmte Marotten angewöhnt, die ihn heimlich ärgern. Sich abzugewöhnen unbedacht Geld für schöne Dinge auszugeben, hat bislang nicht geklappt. Vielleicht klappt es jetzt gemeinsam. Und außerdem: Ja, jeder hat Schwächen. Du hast aber sicherlich auch Stärken, wenn es zu deinen Finanzen kommt.
In eurem ersten Gespräch ist es wichtig, dass du deine schlechten Angewohnheiten zugibst aber auch betonst, was du gut kannst. Ihr könnt dann gemeinsam entscheiden, wer für welche Dinge in Zukunft Verantwortung übernimmt und wo ihr euch gegenseitig unterstützen könnt.
5. Wofür möchtest du Geld ausgeben?
Dein Partner kauft nur Lebensmittel in Bio-Qualität, du lieber beim Discounter. Was dir wichtig ist: Einmal die Woche zur Massage zu gehen. Dein Freund hat eine 10er-Karte fürs Schwimmbad, die er unregelmäßig nutzt. Wenn ihr für unterschiedliche Bereiche ganz unterschiedliche Ausgabeverhalten habt, kann das zu Konflikten führen oder euer Budget strapazieren.
Deswegen: Setzt euch zusammen und arbeitet die Bereiche heraus, in denen ihr Ausgaben habt. Dann schaut, ob eure Präferenzen dort grundsätzlich ähnlich sind oder ihr euch hier stark unterscheidet.
Beziehungen sind immer von Kompromissen geprägt, für eure gemeinsamen Finanzen ist das genauso. Überlegt euch also, wofür ihr mehr Geld ausgeben wollt, und wofür weniger. Entscheidet dann zum Beispiel, wie viel Reformhaus zukünftig in den Einkaufskorb wandern soll, und ob der Mittelweg sein könnte, dass ihr Bio-Fleisch kauft, aber bei Grundnahrungsmitteln darauf verzichtet. Und ob ihr das Abendessen dann auf einem Ikea-Tisch serviert, oder lieber auf ein Designer-Stück spart.
Wie groß sind deine Träume? Ein kleines Haus oder in der Mietwohnung bleiben? (Quelle: Elizabeth Lies)
6. Worauf bin ich bereit zu verzichten?
Mit der gemeinsamen Wohnung kommen gemeinsame Wünsche. Einige davon kosten Geld. So viel Geld, dass sich der Wunsch nur erfüllen lässt, wenn man regelmäßig etwas zur Seite legt.
Wichtig beim Sparen ist, dass jeder auf etwas verzichtet und nicht eine Person allein bleibt mit dem Gefühl, nun enthaltsamer zu leben. Macht also für große Ausgaben einen Plan. Wie schnell wollen wir uns das neue Sofa leisten können? Was müssen wir monatlich dafür sparen?
So könnt ihr einen realistischen Plan machen und beispielsweise sagen: „Ich verzichte dieses Jahr auf meinen zweiten Yoga-Kurs.“ – „Ich gehe dafür nur noch einmal in der Woche abends essen.“ Wenn ihr beide verzichtet mit Blick auf ein gemeinsames Ziel, fällt es euch leichter.
Plant euer Budget jedoch nicht so, dass es nur noch ums Sparen geht. Schafft Raum für etwas Spielraum, mit dem ihr euch die kleinen Dinge erfüllen könnt, die ihr nicht unbedingt braucht, die euch aber glücklich machen. Ihr seid schließlich ein Paar und keine Controlling-Abteilung.
7. Was sind eure großen Finanzpläne?
Wenn ihr euch entscheidet, von jetzt an gemeinsame Sache bei den Finanzen zu machen, plant ihr ohnehin weit in die Zukunft. Die Partnerschaft fühlt sich sicher an. Das verleitet jedoch auch zu glauben, dass ihr die gleichen Pläne für die Zukunft habt – auch in finanzieller Hinsicht. Das muss nicht so sein. Ihr findet es nur heraus, indem ihr darüber redet.
Wie wollt ihr für die Rente vorsorgen? Wollt ihr eine Wohnung kaufen, ein Haus bauen oder zur Miete wohnen? Möchtet ihr Kinder? Wenn ja, wie viele? Wäret ihr bereit viel Geld auszugeben, wenn es mit dem Kinderwunsch auf Anhieb nicht klappt? Lassen eure Finanzen es zu, dass ihr die Elternzeit teilt? Möchtet ihr eure Eltern zu euch holen, wenn sie pflegebedürftig werden?
Klar kannst du jetzt denken: „Darüber können wir auch später noch reden. Das ist noch ganz weit weg.“ Finanzfragen sind jedoch häufig ein Thema, dass in Beziehungen zu großen Konflikten führt. Die großen Themen früh zu besprechen, kann sogar helfen zu sehen, dass ihr auf Dauer gar nicht zueinander passt.
Sich gemeinsam an die Finanzplanung zu wagen ist ein wenig furchteinflößend aber es kann ebenso eine ganz tolle Erfahrung sein, die euch stärker zusammenschweißt. Orientiert euch an unseren sieben Fragen und das erste Gespräch wird euch zeigen, ob ihr bereit seid, euer Geld miteinander zu teilen. Und vielleicht ist ja ein erster Schritt für gemeinsame Ausgaben gemeinsame Sache zu machen , aber sein eigenes Konto noch zu behalten. Viel Erfolg!
Wie habt ihr es gemacht? Wir freuen uns, wenn ihr uns über eure Erfahrungen zum Thema gemeinsame Finanzen schreibt.
– In eigener Sache –
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