In ihrer Thirtysomething-Kolumne schreibt Silvia über alles, was ihr gerade durch den Kopf geht. Und diese Woche darüber, was eine stabile Beziehung ausmacht.
Sind wir noch das Paar, das wir uns beide wünschen zu sein?
Jemand sagte mal zu mir, das Ende einer Beziehung ist nie laut. Das Ende einer Beziehung ist immer leise. Ein stilles Einverständnis, dass der gemeinsame Weg zu Ende ist. Ein Loslassen, dass sich nicht mehr in Wut oder Frust äußert, weil man schlicht akzeptiert hat, dass es das war und sich diese Energie nicht mehr lohnt. Scheint erstmal logisch. Und doch oder gerade deshalb, ist es trotzdem gar nicht so einfach zu verstehen, wann das Ende einer Beziehung gekommen ist. Gerade dann, wenn man eigentlich nicht will, dass es vorbei ist – aber dennoch immer wieder mit dem Blick auf den anderen die Frage auftaucht, ob das, was man gemeinsam hat, noch für einen weiteren Weg zusammen ausreicht. Sind wir wirklich noch das Paar, dass wir uns beide wünschen zu sein?
Und woran macht man das fest, dieses Paarsein, dass sich noch „lohnt“? Dass man nie streitet, immer schön rational alles miteinander in aller Ruhe aufdröselt? Jeden Tag Sex hat? Keine Eifersucht im Spiel ist? Man sich für viele ähnliche Dinge interessiert? Beide Freundeskreise zu einer homogenen Masse zusammengeschmolzen sind und Schwiegereltern beiderseits vor einem Besuch vor lauter Freude kaum noch ruhig schlafen können? Vielleicht. Vielleicht ist all das aber auch nur bedingt wichtig. Während immer wieder Faustregeln auftauchen, was der wahre Leim einer langen und glücklichen Beziehung ist – vom perfekten Altersunterschied bis zu bestimmten Verhaltensweisens – bin ich davon überzeugt, dass es zwar durchaus ein paar Parameter dafür gibt, ob eine Beziehung eine Zukunft hat, davon abgesehen die Liebe und vor allem ein geteiltes Leben aber eine Entscheidung ist, die von zwei (oder mehr) Menschen zugelassen, getroffen und eingehalten wird.
Eine Beziehung ist erstmal ein Entschluss für jemanden
Allen, die nun die Romantik bei diesen Worten wieder schmerzlich vermissen, sei gesagt: Ich finde durchaus, dass das romantisch ist. Jede Entscheidung die wir für Menschen in unserem Leben treffen, ist gerade heute doch ein Bekenntnis, das niemand mehr machen müsste. Und viele ja auch gar nicht bereit sind, zu geben. Es ist doch so: Fast immer spricht genauso viel gegen eine Beziehung, wie für sie spricht. Eine Beziehung gibt (im besten Fall) Wärme, Nähe, geteilte Verantwortung, jede Menge schöne Gefühle und vieles mehr – aber sie bedeutet eben auch Arbeit, mögliche Verletzungen, Kompromisse. Es ist ja nicht so, dass das persönliche Glückslevel mit einer Beziehung automatisch in schwindelnde Höhen schnellt – zumindest nicht langfristig. Das ist auch nicht schlimm, denn Partner sind einfach auch nicht dazu da, für ein Dauergrinsen in unserem Gesicht zu sorgen – wenn man das für sich haben will, muss man schon selbst die Hebel dafür finden.
Und genau da fängt wieder die Entscheidung an, und das sie nicht nur notwendig für eine Beziehung, sondern es auch romantisch ist, zu jemandem Ja zu sagen, der oder die, wie jeder andere Mensch in unserem Leben, eben nicht nur für Zuckerguss über dem grauen Alltag sorgt. Aber auch diesen Entschluss kann und sollte man natürlich hin und wieder überdenken – und das führt wiederum zu den Kriterien, aus denen eine stabile Basis für eine Beziehung entstehen. Ist es Treue, Loyalität, (körperliche) Nähe oder doch vor allem, dass man den Alltag gut miteinander meistert? Hier wird jeder und jede seine Präferenzen anders setzen – gut ist nur, wenn sie sich mit dem Herzensmenschen überschneiden oder sie sich zumindest nicht kreuzen, sonst wird es auf Dauer wahrscheinlich schwierig.
Vom Mut den es braucht, um jemanden loszulassen
Um also die Stabilität der eigenen Beziehung abzutasten, sollte man sich möglichst früh klar machen, welche dieser unbedingten Kriterien für einen selbst zählen. Dann muss man sich nämlich erstens nicht dauernd verrückt wegen Kleinkram machen, der eigentlich nicht wichtig ist und manchmal nur schwerwiegt, weil eigentlich etwas viel Größeres im Argen liegt, sondern kann sich auch zweitens besser aus Bindungen lösen, die keine Zukunft haben.
Aber das Problem ist ja wahrscheinlich vielmehr, dass es nicht nur scheiß viel Mut braucht, jemanden in sein Leben und an sich ranzulassen, sondern genauso viel Mut, sich wieder von jemandem zu verabschieden. Und wie man es schafft den aufzubringen, das steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt geschrieben als zu wissen, dass ein Ende eigentlich die beste Entscheidung wäre.
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