Foto: Vectoflow

„Ich stelle mich in jeder Situation vor meine Mitarbeiter*innen“

Katharina Kreitz ist Vorbild für junge Ingenieurinnen. Im Interview spricht sie über No-Gos im Umgang mit Mitarbeiter*innen, Produktivitätskiller und Gehaltsverhandlungen.

Eine Frau am Telefon, die sich als Chefin ausgibt?

Was für ein Lebenslauf: Katharina Kreitz hat Maschinenbau mit der Spezialisierung Luft- und Raumfahrt an der TU München studiert. Schon während des Studiums sammelte sie wertvolle Erfahrungen im Bereich fluiddynamischer Messtechnik, beispielsweise bei BMW, AirbusSpace & Defence oder der Nasa.

Anschließend entschloss sie sich, ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse durch einen Executive MBA am Collège des Ingenieurs (CDI) in Paris zu erweitern, während sie parallel dazu bei Lufthansa Technik im Bereich Risikomanagement für den Vorstand arbeitete.

Nach dem erfolgreichen Abschluss beider Studiengänge hat Katharina Kreitz dann zusammen mit Christian Haigermoser und Florian Wehner die Firma Vectoflow ins Leben gerufen, die für Airbus, Siemens und die Formel 1 Strömungssonden baut. Das Geschäft der 31-jährigen Gründerin läuft gerade so gut, dass sie mit Vectoflow auch die USA erobern will.

Als sie neulich mit einem Kunden telefonierte, wollte der wissen, ob es auf der Homepage von Vectoflow denn auch irgendwo ein Foto von ihr gebe. Auf Firmenwebseiten seien doch immer nur Bilder des Topmanagements zu finden.

Dass er gerade mit der Chefin sprach, war für ihn bei einem ingenieurgetriebenen Hightech-Unternehmen offenbar nur schwer vorstellbar. Solche Anekdoten kann Kreitz viele erzählen.

Das Gespräch führte Carina Kontio, Redakteurin bei Handelsblatt.

Frau Kreitz, wie fängt Ihr Tag an?

Großer Kaffee und laute Musik.

Was machen Sie morgens als Erstes im Büro?

Da ich meist die Erste bin, mache ich in allen Büros das Licht an.

Was sind Ihre Stärken?

Ich bin extrovertiert, positiv und laut.

Wer ist Ihr persönliches Rolemodel und warum?

Lars Hoffmann, CEO von Fos4X, denn er ist unglaublich ruhig und gelassen und geht jede Situation sehr strukturiert an.

Haben Sie ein persönliches Motto, das Sie antreibt und motiviert?

Nein.

Bitte ergänzen Sie den Satz: Ich unterstütze meine Mitarbeiter (Nachwuchskräfte, Kollegen/innen) in schwierigen Situationen, indem…?

… ich für sie da bin. Ich stelle mich in jeder Situation vor meine Mitarbeiter*innen.

Angenommen, eine Freundin oder Kollegin denkt oft: „Ich verdiene den Erfolg gar nicht“, „Ich bin gar nicht gut genug“, „Das schaffe ich nie“, „Andere sind um Welten besser als ich…“ – Was raten Sie?

Das sind Situationen, bei denen ich noch lernen muss ruhiger zu werden.

Oh weh, warum?

So etwas regt mich unglaublich auf, daher noch leider eine etwas harsche Antwort: Reißt euch zusammen! Das klappt schon!

Ein No-Go im Umgang mit Mitarbeitern ist für mich…?

… Ungerechtigkeit und keine Wertschätzung.

Feedback ist für mich…?

… essentiell, um besser zu werden.

Welches Tool ist bei der Arbeit für Sie unverzichtbar?

Persönlicher Austausch mit den Kolleg*innen.

Ihr persönlicher Produktivitätskiller?

Multitasking.

Über ihre Erfolge sollten Frauen…?

… lauter erzählen.

Her mit dem Geld: Ihr Ratschlag an andere Frauen für Gehaltsverhandlungen

Redet vorher mit mir (lacht). Traut Euch was, und seid Euch eures Mehrwerts für die Firma bewusst.

Verbündete und Mentoren finde ich, indem…?

… ich viel netzwerke.

In Konfliktsituationen bin ich…?

… wäre ich gern ruhig und gelassen – das klappt immerhin schon in 80 Prozent aller Fälle (lacht). Ich arbeite dran!

Pannen sind…?

… mein täglicher Tagesinhalt.

Wie gehen Sie mit Stress um?

Ich versuche einen Gang zurückzuschalten, Prioritäten zu setzen und den Stress nicht in mein Privatleben zu lassen.

Nein sagen sollten Frauen zu…?

… mehr, als sie es leider tun.

Sie merken, dass Sie unglücklich sind in Ihrem Job. Was tun Sie?

Stelle Dir selbst eine Deadline, bis wann sich was geändert haben sollte, und halte Dich daran, wenn sich nichts tut. Du kannst nur Sachen ändern, die in deinem Entscheidungsgebiet liegen.

Anderen Chefs würde ich gerne sagen, …

… kommt auf den Chef drauf an (lacht).

Wie schalten Sie abends ab und wann gehen Sie ins Bett?

Ich koche gern abends, treffe Freund*innen, gehe zum Sport. Ins Bett gehe ich leider meistens zu spät, trotz aller Bemühungen, dass es früher wird.

Frau Kreitz, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch führte Carina Kontio, Redakteurin bei Handelsblatt. Mehr Interviews zu Diversity, Management und Leadership findet ihr im Handelsblatt-Special „Shift“. Carina hat außerdem eine Karriere-Kolumne bei Audible.

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