Wie sagt man einer Jobzusage höflich ab und bleibt in guter Erinnerung bei dem Unternehmen? Mit der richtigen Absage gelingt euch das ganz einfach und ihr verbaut euch keine Alternativen.
Zwickmühle: Zwei Zusagen
Für viele, die gerade auf Jobsuche sind, klingt es wie ein Traum: Zwei Firmen hat eure Bewerbung besonders gut gefallen, die Vorstellungsgespräche sind reibungslos abgelaufen und ihr habt zwei Zusagen.
Doch gerade das kann zur Zwickmühle werden, wenn euch beide Unternehmen gefallen haben und ihr euch die zukünftigen Karrierechancen bei einem davon nicht verbauen wollt. Wie sagt man ab? Schriftlich oder mündlich? Ist man ehrlich oder sollte man lieber flunkern? Die Karriereberaterin Ute Bölke erklärt im Gespräch mit Nathalie Gaulhiac von Business Insider, wie ihr euch einem Unternehmen absagen könnt.
Trotz erfolgreicher Bewerbung den Job absagen: Schnelligkeit, Klarheit und Wahrheit
Versetzt euch in die Lage des Unternehmens. Es wartet darauf, dass ihr verbindlich zusagt und den Vertrag unterschreibt. Je weiter ihr die Absage hinauszögert, um so später verschiebe sich laut Bölke der Zeitpunkt, weiteren potentiell interessanten Bewerbern ein Angebot zu machen. Die Stellenanzeige verliere ihre Wirkung, wodurch die Stelle möglicherweise erst zu einem späteren Zeitpunkt besetzt werde — und darunter kann ein ganzes Team leiden.
Bölke rät zu einer nachvollziehbaren und klaren Begründung, verbunden mit dem Angebot, in Kontakt bleiben zu wollen — zum Beispiel über Karriere-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn. Damit seid ihr für einen späteren Zeitpunkt der erneuten Gesprächsaufnahme möglicherweise ein* interessante*r Kandidat*in, der in der Zwischenzeit mehr Berufserfahrung gesammelt hat und mit seiner erneuten Bewerbung wertvolle Impulse einbringen kann.
„Stilvoll absagen heißt: Professionalität, Klarheit und Wahrheit, respektvoller Umgang, Wertschätzung, zu der Entscheidung stehen, in Kontakt bleiben, vielleicht sogar jemanden aus dem eigenen Umfeld für die Stelle empfehlen zu können? Dazu gehört auch, sich für Zeit, Gespräche und Vertrauen des Unternehmens zu bedanken.“
Ihr müsst aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen absagen? Auch hier solltet ihr der Karriereexpertin zufolge ehrlich sein und Rücksicht auf das Team nehmen, das auf Verstärkung wartet.
Sie selbst habe die Erfahrung gemacht: „Ich hatte abgesagt, aus Bedenken vor der eigenen Courage bei der Stelle — habe dies auch so gesagt und bin zurückgetreten. Nachdem mich eine Freundin jedoch ermuntert hat, mehr an mich und meine Fähigkeiten zu glauben — und Courage sei ja nun auch nicht verkehrt im Leben — habe ich dort nach der Absage wieder angerufen und dies genauso gesagt und gefragt, ob die Stelle noch vakant ist und noch Interesse bestünde.“ Sie führte ein Vieraugengespräch mit dem Personalleiter und bekam ein zweites Angebot.
Was tun, wenn ihr bereits mündlich zugesagt oder den Vertrag bereits unterschrieben habt?
Besonders unangenehm wird es für Bewerber*innen, wenn sie bereits zugesagt und es sich im Nachhinein anders überlegt haben. Auch hier solltet ihr professionell bleiben, wenn ihr es euch mit der Firma nicht verscherzen wollt. „Es geht hier darum, weiterhin mit Sorgsamkeit und Respekt miteinander umzugehen und nicht durch eine schnell heruntergetippte Rücktrittsemail weniger Sorgfalt walten zu lassen“, sagt Bölke.
Spätestens wenn dieses Unternehmen in ein paar Jahren ein interessanter Arbeitgeber für euch ist, werdet ihr es bereuen, wenn ihr nur ein paar knappe, lieblose Sätze abgeschickt habt. „Das kann unangenehm sein, wenn man verbrannte Erde hinterlassen hat und es ist nicht zu unterschätzen, wer mit wem vernetzt ist und wie ein solches Verhalten einem auf die Füße fallen kann.“
Ist der Arbeitsvertrag bereits von euch unterschrieben worden, reiche eine „flapsige E-Mail“ laut Bölke nicht aus. „Wenn der Arbeitsvertrag unterschrieben wurde, ist davon auszugehen, dass Mitbewerber*innen abgesagt wurde und dem Unternehmen Kosten und Zeitaufwand entstanden sind.“ Aufgrund von Kündigungsfristen vergingen zudem wahrscheinlich Monate, bis der Bewerbungsprozess wieder zu einem geeigneten Bewerber führt.
Stattdessen solltet ihr klar und schnell handeln, sagt Bölke. Setzt euch mit den rechtlichen und finanziellen Parametern auseinander und lest den unterschriebenen Arbeitsvertrag sorgfältig durch. Wie lauten die Kündigungsfristen in der Probezeit? Wurde vertraglich ein Schadensersatzanspruch bei Nichtantritt vereinbart? „Hier empfiehlt sich, ein persönliches Gespräch zu führen, um eine für alle Seiten angemessene Lösung zu finden.“
Schriftlich oder mündlich den Job absagen?
Bölke empfiehlt, sich sowohl schriftlich als auch mündlich bei dem Unternehmen zu melden.
Bei einer telefonischen Absage sei das Ziel, nach den persönlich geführten Vorstellungsgesprächen und somit auch persönlichen Kontakten auf Augenhöhe die Gründe kurz zu benennen. Seid respektvoll, bedankt euch für die Zeit und das Vertrauen, zeigt Wertschätzung gegenüber den Menschen und dem Unternehmen und bietet an, weiter in Kontakt zu bleiben.
„Ein Telefonat zeigt persönliches Rückgrat und Professionalität. Hier kann ein guter, persönlicher Eindruck trotz Absage bleiben und ein Gespräch ist flexibler als eine Textnachricht.“
Eine schriftliche Absage, per E-Mail oder auch mit einem Brief, hilft dem Unternehmen zusätzlich, formal den Rücktritt zu dokumentieren. Deswegen solltet ihr auch den Rücktrittsgrund nennen — ehrlich, sachlich und informativ.
„Ein persönlicher Zusatz wie ‚…die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen…‘ und der Dank für das entgegengebrachte Vertrauen rundet das Bild sicher ab.“
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