Foto: Conrad Wegener

Mehr Wertschätzung für andere bedeutet mehr Wertschätzung für uns selbst

„Wir können beginnen, dem*r Partner*in, oder eigentlich allen Menschen, mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Und dann werden wir uns wundern: Die Wertschätzung, die wir für uns selbst haben, wird nämlich auch mehr.“ – Anfang Juli ist unsere CMO Franzi Gärtner bei Instagram auf dieses Zitat von dem Psychiater Michael Lehofer gestoßen, das er im Rahmen eines Interviews mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin gegeben hat. Diese Aussage hat sie nicht mehr losgelassen und sehr zum Nachdenken angeregt.

Im Familien- und auch Freund*innenkreis bekomme ich es immer wieder mit, dass auf der einen Seite über das Verhalten, das Aussehen u.s.w. von anderen gelästert wird, ganz unabhängig davon, ob man sich kennt oder nicht. Und auf der anderen Seite bringen diese Personen, die negativ über andere reden, auch sich selbst keine Liebe entgegen. Auch ich finde mich manchmal in diesem toxischen Kreislauf wieder und so habe ich mich in den letzten Wochen oft mit der Frage beschäftigt, ob eine gesunde Selbstwertschätzung bei der Wertschätzung der Personen um uns herum beginnt und ob sich das wiederum positiv auf die eigene mentale Gesundheit auswirkt.

Der erste Step: Wertschätzung für andere

Für mich beginnt es im Kleinen, im unmittelbaren Umfeld, denn ich empfinde eine große Wertschätzung für die Personen in meinem Leben. Dazu gehören für mich klitzekleine Aufmerksamkeiten zu Geburtstagen, Postkarten aus dem Urlaub, aber auch andere Anlässe wie der Jahrestag einer Freund*innenschaft, Firmenjubiläen oder ganz unerwartet zwischendurch mal eine WhatsApp, dass man gerade an die Person denkt.

Und warum machen wir nicht auch einfach mal fremden Personen Komplimente? Das ist oft eine Überwindung, zumindest für mich, aber es bringt der anderen Person und auch dir selbst ein Lächeln ins Gesicht. Schließlich freut sich jede Person über ein kleines Geschenk im Postfach – ob online oder offline. Kleiner Tipp von mir: Ich trage mir alle Jahrestage, anstehende Prüfungen, OP’s und so weiter im Kalender inklusive Reminder ein. Sonst würde ich es auch vergessen.

Warum machen wir nicht auch einfach mal fremden Personen Komplimente?“

Franziska Gärtner

Und wenn du jetzt denkst: Ich habe doch so schon so viel Stress und es kommt dann selten ein Dankeschön – darauf sollte es nicht ankommen. Meiner Meinung nach geht es beim Schenken und Wertschätzen nicht darum, dass man es von der anderen Person 1:1 zurückbekommt.

Was mich antreibt? Wenn ich mir im Kopf das Lächeln im Gesicht der Person vorstelle, erwärmt dieser Moment mein Herz und stimmt mich sehr zufrieden.


Der zweite Step: Wertschätzung für uns selbst

Aber wie schaffen wir es, diese Wertschätzung anderer noch für die Wertschätzung unserer selbst zu „nutzen“? Da ich weder Expertin noch Coachin für Mental Health bin, habe ich Sandra Jakisch nach drei Tipps gefragt.

Sandra ist Resilienz Coachin und Paartherapeutin. Außerdem ist sie eine sehr große Bereicherung für mein Leben*.


1. Wertschätze deine Emotionen und die deines Gegenübers  
Häufig versuchen wir sofort eine Lösung zu finden, wenn es uns oder unserem*r Partner*in mental nicht gut geht. Schmerz, Trauer, Angst oder Wut können wir bei uns selbst und anderen nicht gut ertragen. Zu validieren, zuzuhören und zu zeigen, „ich nehme mir Zeit für dich, ich tröste dich, in dem ich einfach da bin“ – das ist wahre Wertschätzung.

2. Wertschätze den Moment und zelebriere den Genuss
Versuche in angenehmen Situationen den Moment mit allen Sinnen wahrzunehmen. Was riechst du? Was spürst du auf deiner Haut? Was schmeckst du? Was hörst du in dieser Situation? Indem du den Moment mit allen Sinnen wahrnimmst, speicherst du ihn ab, fühlst ihn intensiver und kannst ihn in einer unangenehmen Situation als Ressource und Save Place nutzen, um dein Nervensystem wieder in Balance zu bringen.

„Erkenne an, was du und wer du bist und versuche dich selbst wertzuschätzen.“

Sandra Jakisch


3. Nimm dir täglich Zeit für Wertschätzung für dich selbst 
Oft sind wir unsere härtesten Kritiker*innen. Ich bin nicht gut genug, mein Körper ist nicht schlank genug, ich bin nicht erfolgreich genug, ich bin nicht … gut. Wenn du diese Sätze auf deiner inneren Spotify Playlist hörst, werde aufmerksam und schaue aus einer wohlwollenden, wertschätzenden Perspektive auf dich. Erkenne an, was du und wer du bist und versuche dich selbst wertzuschätzen. So entsteht ein gesundes Selbstwertgefühl. Lasse dich dabei unterstützen via Coaching oder Therapie, wenn es dir selbst unmöglich erscheint, dich selbst zu schätzen. Selbstwertschätzung entsteht in jungen Jahren und kann im Erwachsenenalter noch erlernt werden.

Für mich sind diese Tipps sehr wertvoll und ich speichere sie mir direkt auf dem Handy in meiner Notizen-App ab. Außerdem muss ich mich jetzt verabschieden, denn mir brennt es schon wieder unter den Nägeln, weil hier neben mir noch zwei Briefe liegen, die unbedingt zur Post müssen. Mein Wunsch an uns alle: Lasst uns aufhören, schlecht über andere Personen zu reden oder es sie spüren zu lassen, weil wir mit uns selbst unzufrieden sind oder es uns nicht gut geht.


Dieser Text erschien erstmals in unserem Voices Newsletter, für den ihr euch HIER anmelden könnt. Jede Woche teilt darin eine Stimme aus dem EDITION F-Team ihre ganz persönlichen Gedanken zu den Themen Sex, Vereinbarkeit, Popkultur, Mental Health und Arbeit.

Was bedeutet Wertschätzung für euch? Habt ihr Tipps, die ihr gerne mit mir teilen möchtet? Dann schreibt es mir gerne an hej@franzigaertner.com oder bei Instagram @franzigaertner.

Bis bald und passt auf euch auf,
Franzi


*Ich bin mir des Privilegs bewusst, dass ich aus finanzieller Sicht regelmäßig Coaching-Stunden besuchen kann.

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