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Was ist ein Bullet-Journal und warum sollte ich damit beginnen?

Nach der digitalen Welle von Produktivitäts- und Planungsapps, kehrt der neue Trend zum Analogen zurück: das Bullet Journal. Mit nur Stift und Papier soll die eigene Produktivität auf ein nächstes Level gehoben werden – ob das funktioniert?

Back to the roots

Für die unzähligen Apps zur Produktivität, die einem versprachen, das Leben vom ersten Tag der Nutzung an in den Griff zu kriegen, schlechte Gewohnheiten zu identifizieren oder Zeitfallen zu eliminieren, konnte ich mich nie begeistern. Zum einem schreckte mich die Vorstellung einer digitalen To-Do-Liste ab, zum anderen bewahre ich meine täglichen Aufgaben und Treffen lieber geschützt in meiner Tasche auf. Und, das größte Manko der Apps: Sie richten sich nicht nach dir und deinen täglichen Planungsbedürfnissen, sondern geben dir eine Struktur vor, die du zu befolgen hast.
So switchte ich jahrelang zwischen meinem Moleskine-Kalender für Termine und tägliche Aufgaben, einem Notizbuch für Idee, Pläne und Notizen und der Notizen-Applikation auf meinem Smartphone für schnelle Einfälle zwischendurch, wenn ich gerade keinen Stift zur Hand hatte. Weil das auf die Dauer nervt und man nicht immer gleich eine ganze Kalender-/Notizbuchbibliothek mit sich herumschleppen will, kam mir der Trend des Bullet Journals sehr gelegen.

Bullet was?

Vor ziemlich genau drei Jahren entwickelte der New Yorker Designer Ryder Carroll sein erstes Bullet Journal. Kein Planungssystem hatte ihm bis dato genügt, war flexibel und individualisierbar genug. Das Bullet Journal ist genau das. Carroll beschreibt es als „an evolving, adaptable practice meant to be self curated as you determine what works best for you“. Heißt: Du kaufst ein Notizbuch mit punktierten Linien, im Fachjargon „dotted“ – entweder die derzeit beliebteste und häufig ausverkaufte Variante von Leuchtturm1917 oder ein stinknormales Notizbuch im Euro-Shop – und passt es deinen eigenen Bedürfnisse an.

Der Name Bullet Journal rührt vom eigenen System der Bullets, also der Stichpunkte. So werden Stichpunkte verwendet für Aufgaben, Spiegelstriche für Notizen und Kreise für Meetings und Termine. Hast du eine Aufgabe erledigt, darfst du ein „X“ auf den Stichpunkt setzen, nicht erledigte Aufgaben werden mit „>“ auf den nächsten Tag verschoben und dort erneut notiert.

Abgesehen von den Bullet-Regeln und den dotted Linien (diese sind wirklich unverzichtbar!) ist es an dir, was du aus deinem Journal machst, wie du deinen Planer aufbaust und die für dich selbst am besten funktionierende Struktur entwickelst.

Das Grundgerüst des Bullet Journals besteht aus:

1. Index

Die ersten Seiten des Bullet Journals sind für den Index, also das Inhaltsverzeichnis, reserviert. Mit jeder weiteren Seite, die du beschreibst, wird das Index erweitert. So steht in meinem Index bisher eine Übersicht der verbleibenden Monate im Jahr 2016, meine Monatsübersicht für August, meine Wochen- und Tagesplaner.

2. Yearly overview

Wie gerade erwähnt, folgt nach dem Index eine Jahresübersicht. Da ich mein Bullet Journal erst im August begonnen habe, umfasst mein „yearly overview“ nur noch fünf Monate. Dieser eignet sich, um Geburtstage einzutragen, Urlaube oder Events, die langfristig geplant sind. Die punktierte Struktur des Bullet Journals ist ideal, um sowohl vertikal als auch horizontal gerade Linien zu ziehen.

Jahresübersicht: Die verbleibenden Monate im Jahr 2016.

3. Future Log

Im Future Log notierst du deine persönlichen Ziele für das anstehende Jahr, was du erreichen willst, welchen Projekten du dich primär widmen möchtest. Ich persönlich habe mich gegen einen Future Log entschieden und setze mir stattdessen immer am Anfang eines neuen Monats kurzfristigere Ziele.

4. Monthly overview

Nach der Jahresübersicht folgt die Monatsübersicht des bevorstehenden Monats, in meinem Fall der Monat August. Hier werden bereits feststehende Termine und Aufgaben eingetragen und in den entsprechenden Daily und Weekly Logs übernommen.

Was steht im nächsten Monat an?

5. Habit Tracker

Anschließend folgt ein Part, der nicht zwingend notwendig ist: Der Habit Tracker, eine Übersicht, um beispielsweise Schlaf und Gewohnheiten zu identifizieren. Ich selbst bin mir noch nicht sicher, ob das Ganze tatsächlich für mich Sinn macht oder doch eine Stufe zu weit geht in Sachen Selbstoptimierung – zumal ich bisher oft vergesse, den Tracker täglich weiterzuführen.

Gewohnheiten tracken und identifizieren – Über-Analyse?

6. Weekly overview

Wochenübersicht in Tage und Themen unterteilt.

Langsam kommen wir der Sache näher, denn nun folgt die Wochenübersicht. Anfangs habe ich diese thematisch unterteilt in:  Arbeit, Uni, Zuhause, Gerichte und Me-Time. Mittlerweile bin ich mit einer Mischung aus einer Tages-Übersicht und Listen für meine Arbeit, den Haushalt, diversen Projekten, den besten Momenten der Woche und einer kleinen Übersicht für die nächste Woche recht zufrieden.

7. Daily Log

Die täglichen Aufgaben, Ausgaben und Highlights. Quelle: Redaktion

Hier schreibst du auf, welche Aufgaben und Treffen am jeweiligen Tag anstehen. Darüber hinaus notiere ich meist noch meine täglichen Ausgaben. Bei diesem ersten Daily Log konnte ich noch nicht viel mit Bullets, Spiegelstrichen und Kreisen anfangen und bin bei meinem alt geliebten Kästchen geblieben – taste dich in deinem eigenen Tempo an das Bullet Journal heran. Es liegt wirklich an dir, wie du dein Bullet Journal gestaltest.

8. Persönliches

Im Laufe der Zeit wirst du feststellen, was dir unheimlich nützt und, was du eher gar nicht verwendest. Sei offen dafür, die Monthly, Weekly und Daily Logs flexibel anzupassen, Neues auszuprobieren und dich auszutoben. Es geht nicht darum, die oben aufgeführten Bestandteile konsistent durchzuziehen, sondern es dir so anzulegen, wie du es brauchst. So habe ich zwischendurch mal eine Doppelseite, die ich mit Urlaubserinnerungen fülle, eine Liste für Bücher, die ich unbedingt lesen will, oder auch Gedankenketten und belanglose Zeichnungen. Tobe dich aus!

Genug Platz zum kreativen Austoben! Quelle aller Bilder: Instagram | @thejournalgarden

Einen Versuch wert?

Wenn du dir noch unsicher bist, ob das System für dich funktioniert, verwende anfangs ein Notizbuch und Stifte, die du bereits besitzt. Taste dich an die einzelnen Bestandteile heran, lasse dich inspirieren von den #bulletjournal Ideen anderer auf pinterest oder Instagram.

Du wirst merken, dass du dir für das Bullet Journal bewusst Zeit nehmen musst und es nicht mal eben im Bus erledigen kannst. Für die einen mag das umständlich sein, doch für mich ist eben genau das das größte Plus. So überlege ich mir genau, welche Aufgaben ich in welchem Zeitraum erledigen will – und vor allem kann. So vermeide ich auf der einen Seite endlose To-Do-Listen, die sowieso nicht an einem Tag abgearbeitet werden können und damit letztlich nur für Demotivation sorgen. Auf der anderen Seite erfreue ich mich daran, viele Kreuze zu setzen und den Überblick zu bewahren.

Das Bullet Journal wird aktuell als DIE neue Art der Produktivität gehyped, die dir dein Leben leichter machen soll. Doch jeder muss für sich selbst herausfinden, mit welchen Mitteln und in welcher Form er am produktivsten sein kann – für mich jedenfalls ist das Bullet Journal gerade das beste Tool: Durch das analoge Aufschreiben meiner Notizen verbringe ich weniger Zeit am Handy, beginne den Tag nicht gleich mit dem Laptop, sondern mit der überlegten Tagesplanung und schaffe durch das Zeichnen, Skizzieren und Schreiben meinen kreativen Ausgleich.

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