Erotische Texte, gestöhnte Sprachnachrichten oder auch sexy Selfies – Sexting hat in Zeiten von Corona Hochkonjunktur. Worauf wir dabei achten sollten, erklärt Sexbloggerin und Autorin Theresa Lachner.
Das „neue Normal“ macht auch vor unserem Sexleben nicht halt: angeblich ist die Verwendung von Auberginen- und Pfirsich-Emojis in den vergangenen Monaten (also seit Beginn der Corona-Pandemie) um bis zu 46 Prozent gestiegen. Sexting – also jegliche Form von erotischer Kommunikation via Smartphone – sei es per Textnachricht, über Video– oder Bildmaterial bis hin zur gestöhnten Sprachnachricht, ist ganz schön angesagt.
Und klar: In Sachen Tröpfcheninfektionsrisiko ist Sexting erst mal deutlich sicherer als eine reale Begegnung. Aber es gibt dennoch ein paar Dinge, auf die ihr achten solltet, damit es eine empowernde, heiße Erfahrung für alle Beteiligten wird.
Die Pflicht
Die wichtigste Grundregel ist dieselbe wie sonst auch: Consent ist nicht nur sexy, sondern verpflichtend. Genauso wenig, wie es cool ist, auf der Straße einem wildfremden Menschen die eigenen Geschlechtsteile zu zeigen, sollte man das per Chat tun. Lieber erst einmal behutsam vortasten und sehen, ob die andere Person überhaupt in Sexting-Stimmung ist.
Auch dank Männerwelten scheint es so langsam im allgemeinen Bewusstsein angekommen zu sein: Ungebetene Bilder der eigenen Genitalien (okay, sagen wir, wie’s ist, meistens sind es Dick Pics) zu verschicken ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat gemäß Paragraf 184 StGb, die mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe geahndet werden kann.
Anwält*innen raten, sofort Screenshots zu erstellen, die möglichst auch die Identität des Absenders beinhalten, und so schnell wie möglich Anzeige zu erstatten. Damit das so unkompliziert wie möglich geht, wurde das Tool „Dickstinction“ entwickelt, mit dem in unter einer Minute eine professionell formulierte Anzeige erstellt werden kann. Außerdem juristisch wichtig: nur Volljährige dürfen sexten! Ansonsten kann es eine Anzeige wegen der Verbreitung oder des Besitzes von Kinderpornographie geben.
Achtet allerdings nicht nur die Grenzen anderer, sondern auch eure eigenen. Jemand, der*die euch à la „zeig doch mal …“ in etwas reinlabern will, worauf ihr keine Lust habt, und möglicherweise „enttäuscht“, also mit emotionaler Erpressung reagiert, ist niemand, mit dem ihr intim werden wollt – auch nicht digital. Die Blockierfunktion ist eure Freundin! Zur kathartischen Zweitverwertung noch ein Tipp: Unter „Antiflirting2“ werden Screenshots stark sexualisierter Nachrichten gesammelt.
Das Kleingedruckte
Consent ist also gegeben – und zwar sowohl von euch selbst, als auch von eurem*r Sextingpartner*in? Dann steckt ruhig ein paar Rahmenbedingungen ab. Ein Mindestmaß an Vertrauen ist nicht nur beim Real-Life-Geschlechtsverkehr ziemlich heiß, sondern auch in Bezug darauf, wie mit den eigenen Fantasien und Daten umgegangen wird. Wie lange bleiben die jeweils geteilten Inhalte gespeichert und landen sie danach im kompletten Freund*innenkreis? Synchronisiert das Smartphone sich automatisch mit der Cloud? Telegram hat sich nicht nur als Verschwörungstheoretiker-App einen Namen gemacht, sondern verfügt auch über eine sehr praktische „kompletten Chat löschen“-Funktion.
Generell gilt: Mit jemandem, die*den man noch nicht gut oder vielleicht noch gar nicht persönlich kennt, lieber telefonieren und Textnachrichten austauschen, als direkt Bild- und Videomaterial zu verschicken oder per Webcam zur Sache zu kommen.
Aber auch in intimeren Verhältnissen sollte man trotz aller Verknalltheit im Hinterkopf behalten, was passieren könnte, wenn die Daten woanders landen. Nackte Körperteile am besten künstlerisch croppen und darauf achten, dass keine Tattoos, eindeutige Narben oder Muttermale zu sehen sind, anhand derer man identifiziert werden könnte. Bild- oder Videohintergrund möglichst neutral halten: Es sollten keine geöffneten Computertabs, Briefumschläge mit Adressen, Hinweise auf Arbeitsplatz oder die Uni zu sehen sein.
Und wenn wir schon dabei sind: Nicht bei der Arbeit sexten! Nein, wirklich nicht!
Die Kür
Wenn ihr all diese Hinweise beachtet, steht einem entspannten und erotischen Austausch so gut wie nichts mehr im Wege. Und dann ist Sexting nicht nur eine super Spielart für Fernbeziehungen jeder Art, sondern auch eine ziemlich elegante Methode, um bei bisher unerfüllten Fantasien ein bisschen vorzufühlen. „Wenn du jetzt hier wärst, würde ich gerne …“ – „Wovon ich schon ewig mal träume, ist …“ – „Sag mal, hast du schon mal … und, wie war das?“ – „Was hältst du davon, ich hab das neulich in so einem Film gesehen …“
Und dann noch zwei konkrete Tipps: Das Wheel of Foreplay hält viel Inspiration bereit. Außerdem spannend: App-gesteuerte Sextoys, die man per Bluetooth kontrollieren und sich so beispielsweise eigens komponierte Vibrationsmuster schicken kann. Auch mal was anderes als Blumen. Vielleicht wird das „neue Normal“ ja das neue Sexy?
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Anmerkung der Redaktion: Wenn doch mal etwas schief läuft, findet ihr hier Handlungsempfehlungen und Hilfestellungen.