Foto: Suzy Menkes | Facebook

Suzy Menkes: Mit 70 Jahren Neustart in der Online-Redaktion

Kritikerin Suzy Menkes hat seit Jahrzehnten die wohl meist gefürchtete Stimme im Modebusiness. Mit über 70 Jahren setzt sie die nun Online ein.

Mit Tolle und scharfer Zunge: Suzy Menkes

Sie ist überall da, wo Mode gezeigt wird, urteilt mit gefürchtet spitzer Feder, hat keine Skrupel sich die Haare allmorgendlich in einer extravaganten Tolle über den Kopf zu drapieren und einen Kleidungsstil, den man getrost als mutig beschreiben darf. Ja, Zurückhaltung ist keine ihrer Stärken. Und das ist auch gut so, denn genau das macht die Grand-Dame der Modekritik aus: Suzy Menkes.

Eigentlich plante die heute 71-jährige Britin selbst Designerin zu werden und zog dafür in den 1960er Jahren nach Paris, um sich an der ESMOD ausbilden zu lassen. Zwar wollte der Funke für das Schneiderhandwerk nicht überspringen, doch die Liebe zur Mode wuchs weiter und so begann Menkes sich nach ihrer Rückkehr und dem Beginn eines Volontariates bei der Times dieser eben journalistisch zu widmen. Bekannt wurde sie dann mit ihren Kolumnen für The International Herald Tribune, für die sie pro Jahr hunderte von Schauen, Showrooms und Veranstaltungen besuchte. Hier sitzt sie mit dem Laptop auf den Knien und während die restlichen Zuschauer noch begeistert mit den Smartphones auf die Models halten oder betont versteinert den Catwalk beäugen, ist sie längst dabei, ihr Urteil über die neuen Entwürfe auf das digitale Papier zu bannen. Ein Urteil, das während der Fashion Weeks zur allmorgendlichen Pflichtlektüre der gesamten Branche gehört.

Doch wie wird man – neben Anna Wintour – zur wohl relevantesten Modejournalistin weltweit? Der Respekt, der ihr für ihre Arbeit entgegen gebracht wird, lässt sich neben ihrer Erfahrung durch Haltung erklären. Eine Haltung, die sich direkt und auch manchmal hart äußern kann, aber stets von einem simplen Grundsatz geprägt ist: “It isn’t good because you like it, you like it because it’s good.”

Gegen jedes Modediktat

Neben der Absage an Vetternwirtschaft und grundlose Verisse, fällt Menkes auch mit ihrem eigenen Äußeren auf. “I have a love for colorful things. I’m a fashion maximalist. I come from the school of people who look at the decoration in Marie Antoinette’s bedroom, and think ‘Why so reserved?'” Seien es Brokatkostüme, die Kombination aus Hausfrauen-Bob und eigenwilliger Tolle oder ihre kurvige Figur: Sie rutscht mit ihrer Erscheinung wundervoll durch die eng gezogenen Linien eines propagierten Schönheitsbildes, das sich vollkommen grundlos von den Laufstegen auf die Zuschauertribüne ergossen hat. Sie steht damit in einer Reihe einiger weniger Modeprotagonisten, die sich aus der Masse an perfekten Körpern und den immer gleichen Outfits herauszuheben entschieden haben. Und das, anders als etwa Iris Apfel, mit einer Art nahbar wirkenden Gewöhnlichkeit, die auf einmal zum Alleinstellungsmerkmal wird.

Nach 26 Jahren in erprobten Fahrwassern hat Menkes im Jahr 2014 mit über 70 Jahren noch einmal den Neustart gewagt und in der Online-Redaktion der amerikanischen Vogue angeheuert. Warum auch nicht? Schließlich hat sie Recht, wenn sie sagt: “I feel this is the perfect time to embrace a new challenge in the digital age.”

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