Ursula Sladek: „Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, die Welt zukunftsfähig und gerecht zu machen“

Ohne gute Ideen und Menschen, die sie Realität werden lassen, wird sich unsere Welt nicht positiv entwickeln. Wir haben Frauen, die für den 25 Frauen Award nominiert waren, Fragen zur Zukunft gestellt. Eine von ihnen ist: Ursula Sladek. 

Unsere Welt steht immer komplexeren Herausforderungen gegenüber. Wir brauchen starke Ideen, die Bahnbrechendes in den Bereichen Digitalisierung und Innovationskraft, Klimaschutz und Bildung, Arbeit, Gerechtigkeit und demografischer Wandel bewirken. Dabei spielen Frauen eine zentrale Rolle. Frauen, die jeden Tag daran arbeiten, unsere Zukunft nachhaltig, friedlich, gerecht und innovativ zu gestalten.

„Heute schon haben die Klimaveränderungen ein bedrohliches Ausmaß erreicht und Kipppunkte sind vielleicht bereits überschritten.“

Ursula Sladek

Seit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl arbeitet Ursula Sladek an einer bürgereigenen, klimafreundlichen Energieversorgung. Sie war Mitgründerin und danach zehn Jahre lang Vorsitzende der „Bürgerinitiative Eltern für eine atomfreie Zukunft“. Bis 2014 leitete sie den daraus hervorgegangenen Ökostromanbieter Elektrizitätswerke Schönau und ist bis heute als Klimaschützerin aktiv.

Wenn es nach dir geht: Wie sieht die Zukunft aus?

„Wenn es nach mir ginge, würde es uns gelingen, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf ein Minimum zu reduzieren und so unser Klimaziel, zu dem wir uns 2015 im Vertrag von Paris verpflichtet haben, zu erreichen. Durch diese Vertragstreue hätte Deutschland beim Klimaschutz eine glaubwürdige Rolle in der EU und der Welt und könnte sich auch außerhalb Deutschlands für eine möglichst schnelle CO2-Neutralität einsetzen. Die deutsche Wirtschaft würde als Vorreiter*in einer CO2-freien Produktion oder Dienstleistung profitieren und mehr Arbeitsplätze neu schaffen, als durch den Wegfall der alten Technologien verloren gehen. Unsere Kinder und Enkelkinder könnten voller Zuversicht in die Zukunft schauen, auch wenn es auf anderen Gebieten, zum Beispiel soziale Gerechtigkeit,  noch viel zu tun gibt.“

Was muss dafür jetzt getan werden und was tust du?

„Heute schon haben die Klimaveränderungen ein bedrohliches Ausmaß erreicht und Kipppunkte sind vielleicht bereits überschritten: beispielsweise Eisschmelze in der Arktis, Auftauen der Permafrostböden in Alaska, Grönland und Sibirien. Uns steht nicht mehr viel Zeit zur Verfügung, um das Schlimmste zu verhindern. Dazu braucht es eine CO2-Abgabe in einer Höhe von mindestens 40 Euro pro Tonne CO2 für alle Sektoren – Strom, Wärme, Verkehr und Landwirtschaft. Die Braunkohlekraftwerke, die pro Kilowattstunde Strom 1,2 Kg CO2 emittieren im Vergleich dazu liegen Windkraftwerke bei 16 g CO2 pro kWh – müssen konsequent in den nächsten Jahren vom Netz gehen, ebenso natürlich auch die Steinkohle.

Mit einer CO2-Abgabe für Strom wird das marktwirtschaftlich geschehen, denn der Kohlestrom rechnet sich dann einfach nicht mehr. Der Verkehr muss so schnell wie möglich auf alternative Antriebe umgestellt werden, aber es müssen vor allem auch Verkehrskonzepte umgesetzt werden, die nicht mehr in erster Linie auf dem Auto basieren, sondern Raum schaffen für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Öffentlichen Nahverkehr. Die Landwirtschaft muss auf Bio umgestellt werden, nicht nur wegen des CO2-Ausstoßes, sondern auch wegen des Tierwohls.

Für all das – und mehr – braucht man politische Rahmenbedingungen, die auch für den Ausbau der Erneuerbaren Energien unbedingt verbessert werden müssen. Damit die Politik endlich die Wichtigkeit und vor allem auch die  Dringlichkeit all dieser Aufgaben in Taten umsetzt, bedarf es eines starken Drucks von uns, dem Wahlvolk. Ich engagiere mich daher im CO2 Abgabe Verein, wo wir nicht nur Studien zu allen relevanten Themen in diesem Zusammenhang machen, sondern auch einen engen Kontakt mit der Politik und der Wirtschaft suchen, um sie von der Wirksamkeit einer CO2-Abgabe, die die genannten Voraussetzungen erfüllt, zu überzeugen.

Darüber hinaus sprechen wir auch allgemein die Öffentlichkeit an und versuchen, für unser Anliegen eine breite Basis zu schaffen. Auch bin ich immer noch den Elektrizitätswerken Schönau, die ich mitbegründet habe, sehr verbunden und engagiere mich als Botschafterin für Erneuerbare Energien, Ökostrom und Zukunftstechnologien. Auch in meinem privaten Leben versuche ich so viel CO2 einzusparen und mich so umweltbewusst zu verhalten wie möglich.“     

Welche Pläne hast du für deine persönliche Zukunft?

„Es sind die gleichen Pläne wie in den vergangenen Jahrzehnten: Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, die Welt zukunftsfähig und gerecht zu machen. Dabei denke ich auch an meine fünf Kinder und elf Enkelkinder, auch sie sollen die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu führen. Aber ich denke auch an die vielen Menschen überall in der Welt, die so wenig zum Klimawandel beitragen und oft am meisten darunter leiden müssen. Für all die engagiere ich mich auch weiterhin.“ 

Die von uns interviewten Frauen waren in diesem Jahr für den 25 Frauen Award nominiert.

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