Hätte ich gewusst, dass ich nur die Pausenfüllerin, der Zeitvertreib, das Selbstfindungs-Experiment bin, ich hätte nie mein ganzes Herz reingesteckt. Der Gefühlsbericht einer Zwischenlösung.
Es muss mal raus
Liebe alle,
wenn ihr gerade frisch getrennt seid, euch gerade versucht selbst zu finden, euch in einer exzessiven Lebensphase befindet, in der ihr euch mal so richtig auslebt, mit vielen Partner*innen gleichzeitig, euch einfach mal ausprobieren möchtet, ist das euer gutes Recht. Tut es. Seid euch nur bitte darüber im Klaren, es gibt immer ein Gegenüber mit dem ihr das macht.
Alles ist erlaubt – aber bitte, seid ehrlich!
Wie leben ja in einer Zeit, in der alles erlaubt ist. Gottseidank (!). Wir leben auch in einer Zeit, in der Sex nichts mit Liebe zu tun haben muss. In einer Zeit, in der es so viele Bezeichnungen für Sexualität gibt, dass es dafür ein eigenes Lexikon bräuchte. In einer Zeit, in der es so viele Beziehungsmodelle gibt, so viele Schattierungen zwischen dem traditionellen schwarz/weiß-Beziehungsgedanken. In einer Zeit, in der dir gepredigt wird, dass man sich ausleben soll und darf, sich finden soll und darf, sich ausprobieren soll und darf. Ich wiederhole mich und sage Gottseidank (!).
Aber, liebe alle, macht diese Dinge bitte nicht auf dem Rücken anderer. Ich spreche aus mehrmaliger Erfahrung und ich kann nur sagen, es verletzt, es stimmt einen sehr traurig und es lässt einen am eigenen Weltbild zweifeln. Und ja, es macht es einem sehr schwer an irgendetwas zu glauben, wenn man andauernd nur Scheiße in der Liebe erlebt.
Es geht nicht nur um euch
Warum das für mich so emotional ist? Weil es etwas mit Machtlosigkeit zu tun hat. Ich bin tatsächlich auf der Suche nach meiner großen Liebe. Ja, ich glaube daran. Aber drei Menschen in Folge haben mein Weltbild zum Schwanken gebracht. Im Rückblick – ich spreche euch jetzt direkt an – war ich euer Pausenclownin. Nur habe ich leider nichts davon gewusst. Jedes mal aufs Neue habe ich mein Herz reingesteckt. Jedes mal hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Sodass ich gerade eben nicht mehr weiß, wie ich jemals wieder irgendeinem Menschen vertrauen soll. Ich war eine Experiment, in Unsicherheit über die eigene Sexualität. Abserviert mit einer WhatsApp-Nachricht. Ich war eine von vielen, die du gedatet hast, obwohl du doch so charmant warst, so viel Nähe zugelassen und konsumiert hast, um mich dann mit liebevollen Abschiedsworten aus deinem Leben zu verbannen. Für mich war das zwischen uns jedoch sowas wie eine Beziehung. Ich war die Pausen-Unterhaltung, nach der Trennung von deinem Ex-Freund, bevor du zurück in seine Arme gerannt bist.
Jede Geschichte einzeln betrachtet echt nicht schlimm – aber mir ist das dreimal in Folge passiert. Was diese drei Geschichten für mich waren? Sowas wie Liebe. Zumindest echtes Verliebtsein. Der Glaube daran, dass ich endlich im Leben und in der Liebe angekommen bin. Ja, endlich angekommen. Endlich ich selbst sein dürfte.
Und wenn man nach solchen Erfahrungen realisiert, dass all das Schöne nur in deinem Kopf stattgefunden hat, man nur die Pausenfüllerin war, die Zwischenlösung, die Pausenclownin. Dann tut es noch mehr weh.
Was ich mir wünschen würde
Mein Appell? Kommuniziert bitte ehrlich, für was ihr gerade offen seid. Kommuniziert bitte ehrlich, dass ihr keine Beziehung möchtet. Kommuniziert doch bitte, dass ihr gerade einfach nur Spaß wollt. Sagt doch einfach, dass ihr euch nichts mehr wünscht, als zu dem*der Expartner*in zurückzukehren. Und noch etwas: Datet nicht drauf los, wenn ihr gerade mal ein paar Tage frisch getrennt seid. Verarbeitet eure Gefühle. Und steigt nicht mit Menschen ins Bett, von denen ihr wisst, dass sie Gefühle für euch haben, wenn ihr sie ganz eindeutig nicht habt. Das ist schäbig, es verletzt, es tut weh und es kann der anderen Person den letzten Glauben an die Liebe rauben. Ich unterstelle euch keine Absicht, aber ich denke, dass ein bisschen Achtsamkeit nicht zu viel verlangt ist.
Nein, Iich lasse mir nicht so schnell den Glauben an die echte Liebe rauben. Keine Sorge. Aber ich möchte einmal meiner Wut Ausdruck verleihen. Und thematisieren, wie es sich anfühlt jedes Mal aufs Neue die Person zu sein, mit der man gerade nicht zusammen sein kann.
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